Trockenheit, Hitze und Stürme haben die Wälder geschwächt. Zusätzlich setzt ihnen der Borkenkäfer zu. Experten rechnen in Nordrhein-Westfalen mit einer neuen Plage. (c) proplanta
«Die Lage in den Wäldern Nordrhein-Westfalens ist sehr ernst», erklärte Andreas Wiebe, Leiter des nordrhein-westfälischen Landesbetriebs Wald und Holz in Münster. «Wir erwarten in 2020 Schäden, die sogar noch leicht über den Schäden des Vorjahres liegen.» In keinem anderen Bundesland waren die Waldschäden im vergangenen Jahr größer als in NRW, wie aus einer Auswertung des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervorgeht.
Danach gelten 68.000 Hektar Wald in NRW als Schadflächen, die wieder mit Bäumen bepflanzt werden müssen. Das ist mehr als ein Viertel der gesamten in Deutschland geschädigten Waldfläche. Insgesamt gibt es in NRW rund 916.000 Hektar Wald. Nordrhein-Westfalen ist den Angaben des Forst-Chefs Wiebe nach «ein Hot Spot der Abfolge von Sturm, Dürre und Borkenkäfern». Die Februarstürme seien demnach «on top» auf die bevorstehende Borkenkäferplage gekommen, so Wiebe.
Borkenkäfer befallen und zerstören hauptsächlich Fichten, für die Wirtschaft einer der wichtigsten Bäume in Deutschland. Derzeit sind Förster und Waldarbeiter im Dauereinsatz, um befallene und umgestürzte Bäume zu suchen und aus den Wäldern zu räumen. Die Borkenkäfer konnten Wiebe zufolge «quicklebendig» überwintern. In einigen Wäldern seien demnach über eine Million Käfer pro Hektar Wald gefunden worden - etwa 200 Käfer würden schon ausreichen, um eine angeschlagene Fichte absterben zu lassen. Nur wechselhaftes Wetter zwischen Frost und milden Temperaturen hätte die Borkenkäfer aufhalten können.
«Rund 20 Millionen Festmeter Holz sind seit Anfang 2018 durch Stürme, Dürre und Borkenkäfer angefallen», berichtete Forst-Chef Wiebe. Üblicherweise betrage die Ernte in NRW nur zwei Millionen Festmeter Holz. Der Markt müsse also momentan die fünffache Menge des üblichen Angebotes aufnehmen.
Eine Hoffnung war der Holzexport nach China - doch wegen der Ausbreitung des Coronavirus ist die Ausfuhr zusammengebrochen. «Schiffe werden dort nicht mehr entladen, in Europa gibt es nicht genug Container, die Frachtraten für noch vorhandene Kapazitäten sind verdoppelt», teilte Wiebe mit. Bund und Länder haben bereits Millionenhilfen beschlossen, um die Wälder aufzuforsten und besser gegen den Klimawandel zu wappnen.