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10.10.2014 | 11:31 | Bundeswaldinventur Brandenburg 

Brandenburg bleibt Kiefernland Nummer Eins

Potsdam - Forstminister Jörg Vogelsänger hat gestern in Potsdam die für Brandenburg relevanten Ergebnisse aus der 3. Bundeswaldinventur vorgestellt: Die Daten wurden von Mitarbeitern des Thünen-Instituts des Bundes ausgewertet.

Bundeswaldinventur Brandenburg 2014
(c) proplanta
Die Ergebnisse sind eine wichtige Grundlage für forstpolitische Entscheidungen. Sie sind ein Gradmesser für den Zustand und die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes.

Nach den Vorgaben des Bundeswaldgesetzes ist eine auf ganz Deutschland bezogene, forstliche Großrauminventur durchzuführen, mit deren Ergebnissen ein Gesamtüberblick über Waldverhältnisse und forstwirtschaftliche Daten möglich wird. Die über ein Stichprobenmodell erhobenen Daten sind die Basis, um neueste Informationen über den Waldzustand zu errechnen und aufzubereiten.

Eine Bundeswaldinventur wurde das erste Mal von 1986 bis 1989 in den alten Bundesländern durchgeführt. Für die 3. Bundeswaldinventur sammelten die Länder die Daten in den Jahren 2011 und 2012. Fünf Aufnahmeteams des Landesbetriebs Forst waren in Brandenburger Wäldern unterwegs, haben Höhe und Durchmesser von Bäumen gemessen, Verjüngung und abgestorbene Holzmengen aufgenommen. Die Erhebungen erfolgten in Brandenburg an 2.864 Standorten, so genannten Waldtraktecken.

Ein Zehntel des deutschen Waldes

Mit 37,2 Prozent Waldanteil gehört Brandenburg zu den fünf Bundesländern mit dem größten Waldanteil an der Landesfläche (Bundesdurchschnitt: 32 Prozent). Zehn Prozent der Waldfläche in Deutschland liegt in Brandenburg. Für 16 Prozent der Waldfläche – das sind 186.000 Hektar – gelten Nutzungseinschränkungen.

Auf jeden Brandenburger kommen 4.490 Quadratmeter Wald. Trotz großer Inanspruchnahme von Waldflächen für Braunkohletagebaue und Infrastrukturmaßnahmen haben Kompensationsmaßnahmen dafür gesorgt, dass die Waldfläche in den vergangenen zehn Jahren gleich geblieben ist.

Brandenburg ist Privatwald-Land

Durch die fast abgeschlossenen Privatisierungen des Treuhandwalds ist der Anteil privater Waldbesitzer von 42 auf 60 Prozent gestiegen. 40 Prozent sind in öffentlicher Hand von Land, Bund und Kommunen.

Der Privatwaldbesitz ist stark zersplittert. So gibt es rund 100.000 Waldbesitzer. Nur 15 Prozent der Privatwaldflächen sind in Besitz von Eigentümern mit mehr als tausend Hektar. 38 Prozent der Privatwaldflächen kleiner als 20 Hektar. „Dies hat Auswirkungen auf den Holzeinschlag im Privatwald“, unterstreicht Minister Vogelsänger, „daher ist die Förderung forstwirtschaftlicher Zusammenschlüsse weiterhin ein Schwerpunkt unserer Forstpolitik.“

Der Durchschnittsbaum

Nach den Berechnungen der Inventur stehen in Brandenburgs Wäldern 905 Millionen Bäume. Das sind durchschnittlich 858 Bäume auf einem Hektar. Der Brandenburger Durchschnittsbaum ist 71 Jahre alt, 21,5 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 21 Zentimeter (Deutschland 2012: 77 Jahre, 24,7 Meter, 25 Zentimeter).

Kiefernland und Waldumbau

Brandenburg ist weiter das Kiefernland Nummer Eins in Deutschland. Mit 70 Prozent nehmen Kiefern mit Abstand die größte Fläche ein. Damit liegt die Mark weit über dem Bundesdurchschnitt von 22 Prozent Kiefernanteil. Eichen sind mit sieben und Buchen mit drei Prozent vertreten. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich der Laubholzanteil um zwei Prozent erhöht und liegt nunmehr bei 25 Prozent. Bei den jungen Bäumen bis 20 Jahren sind bereits 43 Prozent der Waldfläche mit Laubbäumen bestockt.

In den großen Kieferngebieten besteht eine hohe Gefährdung durch Waldbrand und Schadinsekten. In Mischwäldern sind diese Risiken wesentlich geringer. Das Einbringen von Laubbäumen trägt zu einer Stabilisierung der Wälder bei und wird konsequent weiterverfolgt.

Vogelsänger: „Der Waldumbau ist ein Generationsprogramm. Auch wenn erste Ergebnisse sichtbar sind, wird dies noch für viele Jahre eine unserer größten Herausforderungen sein.“

Spitzenplatz beim Wildverbiss

Durch den enorm hohen Wildverbiss ist die Waldverjüngung, insbesondere mit Laubbäumen, gefährdet. 52,2 Prozent der Jungbäume sind durch Wild geschädigt (verbissen). Brandenburg nimmt damit einen traurigen Spitzenplatz in der Bundesstatistik ein. Um den jungen Pflanzen eine Chance zu geben, sind rund 40.000 Hektar zum Schutz gegen Wild eingezäunt. Das sind 71 Prozent der Bäume bis 20 Jahre.

Nachhaltige Wachstumsbranche

Die Holznutzung ist in Brandenburgs Wäldern in allen Besitzarten nachhaltig. Die Holzvorräte haben seit 2002 landesweit um 46 Kubikmeter pro Hektar zugenommen. Dies bedeutet ein Anstieg von 20 Prozent gegenüber 2002. Jährlich steigt der heimische Holzvorrat um 10,4 Millionen Kubikmeter. Das entspricht einem Holzzuwachs von 20 Kubikmeter pro Minute. In Brandenburg werden jährlich durchschnittlich 5,5 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen, das heißt nur 53 Prozent des Zuwachses werden genutzt. Im Bundesvergleich nimmt die Region mit einem Holzvorrat 283 Kubikmeter pro Hektar nur einen hinteren Platz ein. Ursachen hierfür sind die oft armen Standorte mit dem hohen Kiefernanteil. (Pd)
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