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22.04.2022 | 14:55 | Massive Kritik 

Brandenburger Jagdgesetz: Ist es wildtierfeindlich?

Potsdam - Das geplante neue Brandenburger Jagdgesetz stößt bei mit der Jagd befassten Organisationen und Verbänden im Bund auf massive Kritik.

Jäger
Das Jagdgesetz in Brandenburg ist 30 Jahre alt - ein neues soll laut Umweltministerium den Wildbestand regulieren und für höheren Tierschutz sorgen. Branchenvertreter kritisieren den vorgelegten Entwurf. (c) proplanta
In einem Positionspapier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, lehnen sie den vorliegenden Entwurf des Gesetzes als «wildtierfeindlich» ab.

Umweltminister Axel Vogel (Grüne) werfen sie einen fachlich schlecht formulierten Jagdgesetzentwurf vor, der ausschließlich den Wald im Fokus habe. Das seien gerade einmal 35 Prozent der Landesfläche. Der Waldumbau solle allein durch den verstärkten Abschuss von Pflanzenfressern gelingen, kritisieren sechs Organisationen, darunter der Deutsche Jagdverband (DJV), der Bundesverband Deutscher Berufsjäger (BDB) und die Deutsche Wildtier Stiftung in dem gemeinsamen Papier.

Brandenburgs Umwelt- und Agrarminister Vogel will mit der Veränderung des Jagdgesetzes eine bessere Regulierung des Wildbestandes bei höherem Tierschutz erreichen. Der Wald leide unter den Folgen der Klimakrise, hatte Vogel bei der Vorstellung des Entwurfs gesagt. Das bestehende Gesetz stammt aus dem Jahr 1992.

Im neuen Jagdgesetz sollen Brandenburger Waldeigentümer unter anderem mit mindestens zehn Hektar eigene Jagdbezirke gründen können - nicht mehr nur ab 150 Hektar oder im Ausnahmefall die Hälfte. Die mit der Jagd befassten Organisationen halten dies aus wildbiologischer Sicht für einen «groben Verstoß» gegen das Tierschutzgesetz. Die Gefahr sei groß, dass dadurch Sozialstrukturen von Rudel bildenden Wildtieren mit großem Raumanspruch wie etwa dem Rothirsch zerstört werden.

Bereits das viel kleinere Reh habe ein durchschnittliches Streifgebiet von 50 Hektar im Jahresverlauf, heißt es von den Interessenvertretern. Die Jäger und Interessenvertreter schlagen statt kleinerer Eigenjagden ein großräumiges Wildtiermanagement vor. Diese Aufgabe könnten Hegegemeinschaften leisten, die in Brandenburg nun aber abgeschafft werden sollen.

Naturschützern wie der Grünen Liga geht hingegen der Gesetzentwurf nicht weit genug. Der Umweltverband hatte davor gewarnt, dass eine wachsende Zahl an Rehen und Hirschen die Bäume gefährde, indem sie Blätter oder Zweigen abbisse.

Die Organisationen und Verbände wiesen darauf hin, dass die Landesforstanstalt im vergangenen Jahr in einem Abschlussbericht zur Evaluierung des Waldumbaus im Land festgestellt hatte, dass 90 Prozent der Verjüngung auf den untersuchten Waldumbauflächen keine oder geringe Verbissschäden von Schalenwild aufwiesen.

Auch im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) sehen sie Defizite im Gesetzentwurf. Mit der geplanten Abschaffung der Lockfütterung (Kirrungen) würde in Brandenburg - einem der am stärksten von der ASP betroffenen Bundesländer - eine Jagdart abgeschafft werden, die wesentlich zu hohen Schwarzwildabschüssen beitrage. Die Seuchenbekämpfung würde damit deutlich erschwert.
dpa/bb
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