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22.05.2023 | 11:08 | Nadelbäume 

Fichtenbestände gibt es bald nur noch in den Bergen

Erfurt - Ein großer Teil der Fichtenbestände, die Thüringens Wälder seit Jahrzehnten prägen, wird nicht überleben.

Fichte im Winter
Der für Thüringen typische Fichtenwald schwindet. Die Nadelbäume kommen vielerorts mit der Trockenheit nicht klar, der Borkenkäfer hat leichtes Spiel. Im Flachland haben die Fichten kaum eine Zukunft, sagen Forstexperten. (c) proplanta
Prognosen der Landesforstanstalt gehen davon aus, dass der Anteil der Fichten als Folge der Trockenheit deutlich kleiner wird und diese Nadelbäume nur noch in höher gelegenen Regionen Thüringens Bestand haben werden.

«Unter 600 Höhenmetern gehen die Experten von einem weitestgehenden Ausfall der Fichte aus», sagte der Sprecher der Landesforstanstalt, Horst Sproßmann, der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. «Der Fichtenkiller ist der Klimawandel.»

Im Flachland und in Lagen unterhalb 600 Metern sei die Wasserversorgung der flach wurzelnden Fichte inzwischen vielerorts unzureichend. Bei den geschwächten Bäumen habe der Borkenkäfer leichtes Spiel, so Sproßmann. Die Dürrephase 2018 bis 2020 habe im Freistaat zu einem flächigen Absterben der Fichte außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes geführt - das sind die Hochlagen des Thüringer Waldes, wo sie Teil des Bergmischwaldes ist, sagte der Fachmann.

Nach seinen Angaben gibt es schon heute einige Forstämter in Thüringen, «die sich von der flächigen Verbreitung der Fichte bereits verabschieden». Überall in Thüringens Wäldern sind abgestorbene, braune Fichten zu sehen, in einigen Regionen sind ganze Hänge betroffen.

Nach der Bundeswaldinventur von 2012 ist die Fichte mit einem Anteil von 40 Prozent die häufigste Baumart in Thüringen, vor der Buche mit 20 Prozent und der Kiefer mit 14 Prozent. Die Ergebnisse der neuen Waldinventur, die es alle zehn Jahre gebe, liegen nach Angaben von Sproßmann derzeit noch nicht vor. Die Thüringer Forstexperten gingen davon aus, dass der Fichtenbestand sich in Richtung 35 bis 30 Prozent entwickelt haben könnte.

Die Fichte bleibe damit in Thüringen heimisch - allerdings nicht mehr überall. «In den niederschlagsreichen Höhenlagen des Thüringer Waldes wird die Fichte, wenn die Borkenkäferkalamität beendet wurde, auch in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Baumart, zusammen mit Buche und Weißtanne bleiben», so die Erwartung der Experten.

Laubholzreiche Mischwälder würden ihre Standorte künftig einnehmen. Thüringen lässt sich die Wiederaufforstung viele Millionen Euro kosten, aber auch kommunale und private Waldbesitzer stehen vor großen Herausforderungen.

Sproßmann geht nicht davon aus, dass es durch das Fichtensterben langfristig zu großen unbewaldeten Flächen kommt. «Das wird die Natur nicht zulassen.» Zudem sehe das Thüringer Waldgesetz vor, dass spätestens nach sechs Jahren aufgeforstet werden soll.

In den Regionen unterhalb von 600 Metern seien die Fichtenbestände als Kulturwald entstanden. «Die Nachfrage nach dem Universalholz Fichte hat zu einer, außerhalb ihres natürlichen Vorkommens, weiten Verbreitung, nicht nur in Thüringen, geführt.» Nach dem Zweiten Weltkrieg sei die gut verfügbare Fichte auch als Monokultur gepflanzt worden - auch aus «schierer Holznot». Die DDR-Forstwirtschaft sei auf fichtenorientierte Holzproduktion ausgerichtet gewesen.

In den 1990er Jahren habe in Thüringen der Waldumbau zu Mischbeständen begonnen. Rund ein Drittel der Wälder im Freistaat seien bei der Inventur 2012 als sehr naturnah oder naturnah eingestuft worden, sagte Sproßmann.
dpa/th
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