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06.12.2019 | 03:18 | Waldzustandsbericht 2019 

Förster alarmiert über hohe Waldschäden

Ober-Olm - Das zweite trockene Jahr in Folge hat den Wäldern in Rheinland-Pfalz massiv zugesetzt. «Der Wald verdurstet», sagte Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts am Donnerstag in Ober-Olm bei Mainz.

Nadelwald
Laut Waldzustandsbericht sind unverändert 82 Prozent der Waldbäume in Rheinland-Pfalz geschädigt. Die nüchterne Zahl verbirgt teilweise dramatische Entwicklungen - vor allem in den Rheinauen, am Donnersberg und im Westerwald. (c) proplanta
Der Bericht weist für Fichten und Kiefern, Buchen, Eichen und andere Arten einen Anteil geschädigter Bäume von 82 Prozent aus. Dies ist der gleiche Wert wie im Vorjahr und der höchste Wert seit Beginn der Erhebung vor 35 Jahren. «Die langanhaltende Hitze und Trockenheit treffen unser Land das zweite Jahr in Folge», sagte Höfken.

Die Bäume könnten Käfer- und Pilzbefall nicht mehr abwehren, weil sie geschwächt seien, erklärte die Ministerin. Grund dafür sei die Klimaveränderung und die damit verbundene Dürre. Höfken stellte den Bericht im Ober-Olmer Wald vor, der einer der wenigen verbliebenen Wälder in Rheinhessen ist. Dabei konnte sie gleich vor dem Forsthaus an einem Ahorn die Folgen der Rußrindenkrankheit sehen.

Während der Waldzustandserhebung im Sommer auf der Grundlage von 3840 «Probebäumen» wurden auch die Schäden durch Trockenheit gezielt erfasst. «Noch nie waren so viele Bäume abgestorben oder kurz davor», sagte Höfken.

Der Waldzustandsbericht - die Ministerin sprach sich für die Rückkehr zum früheren Begriff «Waldschadensbericht» aus - hält fest, dass in diesem Jahr 2,6 Prozent der untersuchten Bäume als «stark geschädigt» (2018: 1,9 Prozent) und 1,1 Prozent (2018: 0,6 Prozent) als «abgestorben» eingestuft wurden. Der höchste Anteil abgestorbener Bäume wurde bei Fichten registriert, hier stieg der Wert von 0,8 auf 2,9 Prozent.

Regional waren die Pfälzer Rheinauen, die Umgebung von Koblenz und die Region rund um den Donnersberg besonders betroffen. Auch der Westerwald hat erheblich gelitten, während der Pfälzerwald weniger geschädigt wurde.

«Wir werden die allergrößten Probleme im Rheintal bekommen», sagte Hans-Werner Schröck von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt. «Da wird sich dramatisch viel ändern, weil es viel zu warm ist.» Die FAWF hat die Daten für den Waldzustandsbericht gesammelt und aufbereitet. Jetzt arbeitet die Forschungsanstalt mit Blick auf den Klimawandel an Baumartenempfehlungen für einzelne Waldstandorte.

«Der Wald, den wir heute haben, werden die nachfolgenden Generationen nicht mehr haben», sagte Schröck. Für die Pfälzer Rheinauen stellte er fest: «Ahorn und Eschen leben noch, Buchen sind tot.» Nötig sei eine gezielte Entwicklung und Pflege von Mischwäldern.

«Der Wald ist systemrelevant», betonte Höfken. Neben der Bedeutung für die Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) und damit für den Klimaschutz wies sie besonders auf die holzbasierte Wirtschaft mit 50.000 Beschäftigten in Rheinland-Pfalz und einem Umsatz von neun Milliarden Euro hin. Allein der Verlust von etwa 3,5 Millionen Fichten mit drei Millionen Festmetern Holz seit 2018 wird von der Forstwirtschaft mit einem Schaden von rund 150 Millionen Euro beziffert.

Wegen abgestorbener Fichten sind nun freie Flächen von rund 7.500 Hektar oder etwa einem Prozent der gesamten Waldfläche entstanden. Da der Wald ein Ökosystem mit Millionen von Organismen sei, werde es vermutlich auch zu Verlusten in der Artenvielfalt kommen, sagte Georg Wilhelm vom Referat des Ministeriums für Waldentwicklung und Naturschutz. Über Veränderungen bei Bodenfeuchtigkeit, Stickstoffeinträge und Licht werde es auch zu Artenveränderungen bei den Kräutern im Wald kommen.
dpa/lrs
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