Unterstützt durch den
Klimawandel besiedelt der Maikäfer immer neue Lebensräume", erklärte der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter
Hauk MdL, am Mittwoch (4. April) bei einer Pressekonferenz in Stuttgart. Die stark angestiegenen Waldmaikäferpopulationen gefährdeten insbesondere Mischwälder. Dadurch könnten naturnahe und stabile Waldökosysteme verloren gehen und damit auch die Lebensräume seltener Arten.
"Massenvorkommen des Waldmaikäfers gehörten der Vergangenheit an, bedingt durch massiven Einsatz von harten Insektiziden brach die Population Mitte der siebziger Jahre vollständig zusammen. Die Waldbesitzer in der "Waldmaikäferregion" Hardtwald haben diese Situation genutzt.
Mit großem Engagement, sowohl in ideeller als auch in finanzieller Hinsicht, wurden die naturfernen Hardtwälder, die überwiegend aus reinen Kiefernwäldern bestanden, in naturnahe Mischwälder mit viel Laubholz überführt", sagte Minister Hauk. An dem Generationen übergreifenden Großprojekt auf über 30.000 Hektar Waldfläche habe sich nicht nur das Land Baden-Württemberg beteiligt, sondern vor allem auch 24 Kommunen mit ihren Wäldern.
Das jetzt erreichte Zwischenergebnis könne sich sehen lassen: Laubbaumreiche Mischwälder, die natürliche Verjüngung vor allem der Buche oder die nachhaltige Wiederbegründung von Eichenwäldern haben zu einem naturnäheren und stabileren Zustand der Waldökosysteme in dieser Region beigetragen. "Eine Leistung, die gerade vor dem Hintergrund, dass die Aufwendungen für die Pflege und Verjüngung der Hardtwälder seit langem die Erträge aus dem Wald übersteigen, nicht hoch genug eingeschätzt werden kann," lobte Hauk die Anstrengungen der Waldbesitzer und Forstleute.
Das Erreichte werde nun durch den Wurzelfraß der Maikäferengerlinge stark gefährdet. Der Wurzelfraß könne selbst 20 bis 30-jährige Bäume zum Absterben bringen. Durch den Ausfall der Laubbäume käme es langsam aber sicher zu einer Verschlechterung der natürlichen Lebensräume und der Habitate seltener Arten wie zum Beispiel des Heldbock und Hirschkäfers in den geschützten Natura-2000 Gebieten.
Nach der FFH-Richtlinie hätten die Mitgliedstaaten nach dem Vorsorgeprinzip geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um einer Verschlechterung entgegenzuwirken. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand sei die Ausbringung von Pflanzenschutzmittel während dem Reifefraß der Käfer im April und Mai des Flugjahres die einzige Möglichkeit für eine nachhaltige Verringerung der Maikäferpopulation.
"Günstigen Wirkungen stehen dabei möglichen Beeinträchtigungen von anderen FFH-Arten gegenüber," sagte Minister Hauk. Diesen Zielkonflikt gelte es aufzulösen im Sinne der geforderten Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen, die eine Verschlechterung der Lebensräume durch den Maikäfer entgegenwirkten. Hier habe man einen Kompromiss gefunden. Auf rund 3.400 Hektar Waldfläche wäre eine Bekämpfung erforderlich, um dem drohenden Habitatverlust entgegen zu steuern. Eine erhebliche Beeinträchtigung von Arten der FFH-Richtlinie wie zum Beispiel Heldbock und Bechsteinfledermaus sei durch die Ausweisung von Restriktionsflächen auf über 1.000 Hektar ausgeschlossen.
Zusatzinformation: Auf rund 2.000 Hektar sollen mit einem zugelassenen dimethoathaltigen Mittel in geringer Konzentration Waldflächen behandelt werden. Auch biologische Mittel, wie der Pilz Beauveria brognartii und das aus Samenextrakten des Neembaumes gewonnene Nehm-Azal T/S (Wirkstoff Azadirachtin) wird auf ihre Wirksamkeit untersucht. Diese Mittel haben sich allerdings in den bisherigen Versuchen noch nicht als ausreichend wirksam erwiesen, deshalb ist weitere Forschung und derzeit der Einsatz synthetischer Mittel erforderlich.
Quelle: MLR BW