Für die staatlichen und privaten
Waldbesitzer ist das ein Problem. Denn zu früh geschlagene oder umgestürzte Bäume können sie nur mit schmerzhaften Preisabschlägen vermarkten. «Wir sprechen von einer Jahrhundertkatastrophe für den Wald und von einer besonders schweren Krise», sagt Larissa Schulz-Trieglaff, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände.
Allein bei den Bayerischen Staatsforsten waren im vergangenen Geschäftsjahr rund 15 Prozent des eingeschlagenen Holzes vom
Borkenkäfer befallen. Die direkten und indirekten Kosten für den Kampf gegen den Schädling inklusive der Verluste durch den Wertverfall beliefen sich den Angaben zufolge auf 15 bis 20 Millionen Euro.
Doch der Vorstandsvorsitzende Martin Neumeyer sieht Licht am Ende des Tunnels. Denn Holz erlebt derzeit ein Revival. Ob als Ersatz für umweltschädliche Plastikverpackungen oder als nachhaltiges und günstiges Baumaterial - der Bedarf an dem nachwachsenden Rohstoff wächst. «Deutschland ist auf dem Weg in ein Holzzeitalter», sagte Neumeyer deshalb beinahe euphorisch vor einigen Wochen in München. Der Trend sei ein Grund, warum es bald wieder aufwärts gehen könnte für die Waldbesitzer.
Die Nachfrage kommt vor allem aus der Bauwirtschaft. «Die Anzahl der genehmigten Wohngebäude in Holzbauweise steigt seit Jahren», teilt der Bundesverband Deutsche Säge- und Holzindustrie mit. Daten des Statistischen Bundesamts zufolge lag ihr Anteil im Jahr 2017 bei 17,7 Prozent an allen genehmigten Wohngebäuden. Drei Jahre zuvor waren es noch 15,1 Prozent. «Holz ist der Baustoff der Zukunft», wirbt Verbands-Hauptgeschäftsführer Lars Schmidt.
Zudem spielt Holz auch als Plastikersatz eine immer größere Rolle. Der Markt für Holzverpackungen, der diesen Bereich abbildet, ist Schmidt zufolge von 2016 auf 2017 um 2,3 Prozent auf 1,44 Milliarden Euro gestiegen. «Der Bereich
Verpackungen ist eine entscheidende Stellschraube im Kampf gegen den Klimawandel», sagt er. Die Politik hat den Trend erkannt. Baden-Württemberg treibt eine «Holzbau-Offensive» voran, um den Wohnungsbau mit dem Material zu stärken. Die Bundesregierung will mit einem neuen Verpackungsgesetz unter anderem die für die Entsorgung zuständigen Dualen Systeme dazu verpflichten, mit finanziellen Anreizen zu einer nachhaltigen Verpackungsproduktion beizutragen. Viel Grund zur Zuversicht also für die Waldbesitzer. Doch es gibt auch vorsichtigere Töne.
Insbesondere beim
Ausbau von Dachstühlen, bei dem traditionell mit Holz gearbeitet wird, finden sich zunehmend auch andere Materialien, sagt Paul Lichtenthäler, Sprecher der Bundesarchitektenkammer in Berlin. «Dort kommt häufig auch sogenannter Porenbeton zum Einsatz.» Das gehe schneller, die Wärmedämmkraft sei gut, «ist aber auch deutlich teurer». Je nach Ort liege der Schwerpunkt zudem weiter auf dem Ziegel- oder Mauerwerksbau.
Allerdings räumt auch Lichtenthäler ein: Vor allem im Bereich des kostengünstigen Wohnungsbaus sei etwa der Holzrahmenbau, bei dem große, aus Holz vorgefertigte Baumodule zum Einsatz kommen, eine beliebte Alternative. Auch Umweltschützer befürworten den Einsatz von Holz beim Häuserbau, sehen aber Holz als Ersatz für Plastikstrohhalme, -messer und -gabel kritisch. «Natürlich ist die Umweltbilanz eines Holzlöffels erstmal besser als die eines Plastiklöffels», sagt etwa Ralf Straußberger, Wald- und Jagdreferent beim bayerischen Bund
Naturschutz, einem Landesverband des BUND. «Doch es bleibt ein kurzlebiger Wegwerfartikel und die sind auf Dauer keine Lösung.»
Da Bäume
CO2 speichern, sei es für die Umwelt entscheidend, wie lange dieses im Holz gehalten werden kann. Straußberger fordert deshalb, dass möglichst viel des eingeschlagenen Holzes für Möbel und Häuser verwendet wird. «Ein Holzhaus steht 100 oder 200 Jahre, entsprechend lange ist der
Kohlenstoff darin fixiert und belastet nicht unsere Umwelt», sagt er. Ein weggeworfenes Holzprodukt wird schnell verbrannt und setzt das darin enthaltene CO2 früher frei. Die hohe Nachfrage nach Brennholz oder den trotz Digitalisierung zunehmenden Verbrauch von Papier kritisiert Straußberger aus diesen Gründen ebenfalls scharf. Die Verwendung von Holz könnte also dazu beitragen, den Waldbesitzern aus der Krise zu helfen. Für die Umwelt, da sind sich alle einig, wäre ein generelles Umdenken bei Wegwerfartikeln deutlich nützlicher.