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07.03.2011 | 11:24 | Holzboom 

Holzboom: Industrie kämpft um begehrten Rohstoff

München - Wenn sie von ihrem kleinen Waldstück spricht, gerät Regina Neumann ins Schwärmen.

Holzboom
«Es ist einfach schön, wenn die Bäume von einem selbst kleingehackt und genutzt werden - da erkennt man erst den Wert von Holz», sagt die 44-Jährige. Erst kürzlich haben sie und ihr Mann den 2,5 Hektar großen Wald gekauft, gemeinsam mit Freunden 40.000 Euro in das Stück Natur im oberbayerischen Weilheim investiert. Die Kosten für die alte Gasheizung seien einfach zu hoch gewesen, sagt sie. Nun wird der Großteil ihres Hauses in München über den Kachelofen mit dem eigenen Holz geheizt.

Weil Brennholz vergleichsweise günstig ist, heizen immer mehr Menschen in Deutschland ihr Heim mit Hackschnitzeln oder Pellets. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes werden jährlich mehr als 50.000 Öfen hergestellt, Tendenz steigend. «Holz wird als Brennstoff immer beliebter», sagt der Geschäftsführer des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, Hans Baur. Ein Raummeter Brennholz kostet derzeit zwischen 50 und 70 Euro - der vergleichbare Heizölpreis liegt bei etwa 160 Euro.

Befeuert wird die Nachfrage auch von der Klimadiskussion. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und klimaneutral, weil es beim Verbrennen nur so viel Kohlendioxid freisetzt, wie der Baum zuvor beim Wachstum aufgenommen hat. Die Bundesregierung fördert deshalb Biomasse-Kraftwerke, die sich praktisch schadstofffrei betreiben lassen. Derzeit gibt es bundesweit rund 1.000 solcher Heizwerke.

Mittlerweile gehe ein Drittel des Holzes aus deutschen Wäldern direkt in die energetische Verwertung - und fehle dann wiederum der Industrie, die das Frischholz ebenfalls dringend benötige, sagt Baur. Die Waldbesitzer kämen mit dem Fällen der Bäume derzeit kaum noch nach. Wurden 2009 noch bundesweit 48 Millionen Festmeter Holz eingeschlagen und verkauft, dürfte die Menge im vergangenen Jahr deutlich gestiegen sein, schätzt Baur: «Noch vor fünf Jahren haben wir Holz nach Österreich exportiert, heute müssen wir rund eine Million Festmeter importieren, um den Bedarf zu decken.»

Das Ergebnis: Der Holzpreis steigt seit Jahren rasant. Fichte etwa ist in den vergangenen 15 Monaten um 65 Prozent teurer geworden, Kiefer um knapp 70 Prozent. Die Waldbesitzer jubeln - die Industrie schlägt dagegen Alarm. «Die Auswirkungen der direkten Verbrennung sind für die Betriebe dramatisch», sagt der Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie, Peter Sauerwein. Bei vielen holzverarbeitenden Unternehmen sei die Lage angespannt. Eine Reihe von Betrieben habe bereits Mitarbeiter entlassen müssen.

Sauerwein sind vor allem die Biomasse-Heizkraftwerke ein Dorn im Auge. Bis zu 60 Prozent des verschlungenen Brennstoffs sei Frischholz, das dann nicht mehr für die Industrie genutzt werden kann. Die Subventionen für die Heizkraftwerke seien «falsch und müssen gestoppt werden», sagt er. «Holz sollte immer zuerst industriell verwertet werden, um Baumaterial und Möbel herzustellen.» Erst am Ende der Nutzungskette sollte das Holz im Ofen landen. So bleibe der Rohstoff möglichst lange im Verwertungskreislauf.

Ohnehin könnte der private Holzboom von begrenzter Dauer sein. Denn auch die Preise für Pellets und gepresste Holzbriketts, mit denen der Kamin befeuert wird, steigen. «Der Ofen ist bald teurer als eine herkömmliche Gas- oder Ölheizung», glaubt Sauerwein. (dpa)
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