(c) proplanta «Die Bestände von Rehen, Hirschen und Wildschweinen sind in vielen Wäldern deutlich zu hoch, um einen zaunfreien, naturnahen Waldbau erfolgreich betreiben zu können», sagte Nabu-Landesvorsitzender Andre Baumann angesichts der jüngsten Abschussbilanz. Er lehnte Kirrungen, also Plätze mit Lockmitteln wie Mais, grundsätzlich ab.
Die derzeitige Praxis habe fütterungsähnliche Wirkungen auf das Wild. Es werde zu viel und über zu lange Zeiträume Lockfutter angeboten, sagte Baumann. Unter den aktuellen Bedingungen müsse junger Wald oft durch Zäune geschützt werden, damit die Rehe die jungen Triebe nicht verbissen. «Waldbau darf nicht zum Zaunbau verkommen», sagte Baumann. Der Nabu wirbt für mehr revierübergreifende Drückjagden, bei denen in kurzer Zeit relativ viele Wildschweine geschossen werden könnten.
Jäger wollen weiter Lockfutter für Schwarzwild
Angesichts der wachsenden Wildschwein-Population halten die Jäger jedoch den Einsatz von Lockfutter weiter für unersetzlich. Ohne sogenannte Kirrungen bekämen die Waidmänner das Schwarzwild praktisch nicht vor die Büchse, sagte Landesjägermeister Dieter Deuschle der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Wegen der üppigen Maisbestände in der Flur sowie reichlich natürlichem Futter im Wald sei die Attraktivität von Lockfutter ohnehin schon geringer geworden. «Die Wildschweine sind sehr schlau», sagte Deuschle.
Im Jagdjahr 2011/2012 waren in Baden-Württemberg nur noch 32.000 Stück Schwarzwild erlegt worden, das war ein Rückgang um etwa 38 Prozent. Insgesamt wurden in der vergangenen Jagdsaison etwa 300.000 Stück Wild geschossen. Das waren 13,8 Prozent weniger als 2010/2011. Gerade beim Rehwild ging die Strecke deutlich um elf Prozent auf 147.000 Stück zurück. Knapp 65.000 Füchse, 16.000 Wildenten, 10.000 Hasen, 9.000 Dachse, aber auch 3.600 Wildtauben, 500 Wildgänse und 260 Waschbären wurden erlegt.
Mehr als 20.000 Wildunfälle im Südwesten
Jedes Jahr werden in Baden-Württemberg rund 18.000 Rehe überfahren. Das geht aus einer Statistik des Landesjagdverbands hervor. Außerdem laufen rund 2.000 Wildschweine über die Straße und werden von Fahrzeugen erfasst. Darüber hinaus werden mehrere tausend Füchse und Hasen bei Unfällen getötet. Die genaue Zahl lasse sich in diesen Fällen aber schwer bestimmen, da sich viele Fahrer entgegen der Pflicht nicht meldeten, heißt es beim Jagdverband.
Fast überall hätten sich die Jäger bereiterklärt, überfahrene Wildtiere von den Fahrbahnen zu räumen und dies nicht den zuständigen Behörden zu überlassen. Damit ersparten die Jäger dem Steuerzahler drei Millionen Euro jährlich. (dpa/lsw)
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