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11.03.2023 | 11:35 | Dubiose Geschäfte 

Kaufte Naturschutz-Stiftung aus Thüringen Wald von Reichsbürger?

Erfurt - Die Stiftung Naturschutz Thüringen hat im Jahr 2020 rund 338 Hektar Wald von Heinrich XIII. Prinz Reuß gekauft, der ein Rädelsführer einer «Reichsbürger»-Gruppierung sein soll. 

Waldfläche
Im Dezember sorgte eine große Razzia gegen die «Reichsbürgerszene» bundesweit für Aufsehen. In Thüringen wurde das Schloss eines der mutmaßlichen Rädelsführer durchsucht. Nun kommt heraus, dass der Verdächtige viel Wald an eine Landesstiftung verkauft hat. (c) proplanta
Nach Stiftungsangaben wurden rund 4,06 Millionen Euro für den Wald gezahlt - rund 3 Millionen Euro kamen vom Bundes-Umweltministerium über das Förderprogramm «Wildnisfonds», außerdem habe das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz rund 1 Million Euro beigesteuert. Thüringen habe damals sein naturschutzrechtliches Vorkaufsrecht genutzt, wie die Stiftung Naturschutz am Freitag auf ihrer Homepage mitteilte. Zuvor hatte der MDR über das Geschäft berichtet.

Heinrich XIII. Prinz Reuß wird verdächtigt, Kopf von «Reichsbürgern» gewesen zu sein, die einen Umsturz in Deutschland geplant haben sollen. Anfang Dezember waren bei einer bundesweiten Razzia 25 Angehörige dieser Gruppe festgenommen worden. Auch das Jagdschloss von Reuß in Bad Lobenstein wurde durchsucht, er selbst wurde in Frankfurt festgenommen. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung.

«Reichsbürger» sind Menschen, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen. Nach Angaben von Mitgliedern des Rechtsausschusses des Bundestags wurden bei den Durchsuchungen mehr als 400.000 Euro in bar sowie Gold- und Silbermünzen gefunden. 

Reuß war der Stiftung Naturschutz Thüringen nicht persönlich bekannt. Es habe während des Kaufes keinerlei Kontakt mit ihm gegeben, die Kommunikation sei über den zuständigen Notar gelaufen, hieß es. Weitere Geschäfte mit Reuß habe es nicht gegeben. Der MDR berichtete, dass Reuß den Wald in den 90er-Jahren vom Staat zu einem Vorzugspreis als Entschädigung für Enteignungen nach dem Zweiten Weltkrieg gekauft hatte.

Bei einem naturschutzrechtlichen Vorkaufsrecht kann das Land nach Angaben der Stiftung unter bestimmten Voraussetzungen ein Grundstück bevorzugt kaufen, wenn es in einem Naturschutzgebiet liegt. Dadurch sollen wertvolle Flächen langfristig für den Naturschutz gesichert werden.

Mit dem großen Waldgrundstück, das von dem «Reichsbürger» gekauft wurde, soll «eine erste Voraussetzung für die Schaffung eines großflächigen Wildnisgebietes im Sinne der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt» geschaffen werden. Der Kauf sei ein wichtiger Beitrag zur Erfüllung des «Zwei-Prozent-Ziels» der Bundesregierung - auf zwei Prozent der Landesfläche soll sich die Natur wieder frei entwickeln können.
dpa
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