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17.11.2009 | 14:45 | Waldzustandsbericht Hessen 

Lautenschläger: Gesundheitszustand des Waldes bleibt stabil

Wiesbaden - Der Gesundheitszustand des hessischen Waldes bleibt stabil. Darauf hat Umweltministerin Silke Lautenschläger am Montag in Wiesbaden hingewiesen.

Gesundheitszustand des Waldes
(c) proplanta
„Die Absterberate der Bäume ist in diesem Jahr äußert niedrig und die Dichte des Blattwerks kaum verändert“, sagte die Ministerin vor Journalisten bei der Vorstellung des Waldzustandsbericht 2009. Ihm liegt eine im Sommer durchgeführte Stichprobenuntersuchung von rund 5.500 Bäumen zugrunde. Wie es den Bäumen geht, lässt sich dabei vor allem an der Dichte des Blatt- und Nadelwerks feststellen. Die Abweichung von einer voll belaubten Krone wird als „Kronenverlichtung“ bezeichnet. „Nach einem sehr guten Ergebnis im letzten Jahr mit nur 21 Prozent Kronenverlichtung, hat sich die durchschnittliche Kronenverlichtung aller Baumarten und Altersstufen mit jetzt 23 Prozent nur geringfügig verschlechtert“, sagte Lautenschläger. Während bei der älteren Buche eine höhere Kronenverlichtung festgestellt wurde, ist der Wert bei der Eiche und der Kiefer besser und bei der Fichte auf dem Vorjahresniveau.

Die Gründe für den schlechteren Wert bei den Buchen liegen laut der Ministerin vor allem an der besonders hohen Fruchtbildung bei den Buchen. „Das ist ein völlig natürlicher Vorgang. Die Blüte und die anschließende Fruchtbildung belasten den Stoffhaushalt und sorgen für kleinere Blätter und frühere Blattvergilbung“, betonte Lautenschläger. Die Experten hätten bei der Untersuchung ferner nur geringe Blattfraßschäden durch Insekten festgestellt.


Die Ergebnisse bei den Baumarten

Die Ergebnisse der Hauptbaumarten zeigten unterschiedliche Ergebnisse. Bei der ältere Buche (über 60 Jahre) zeige sich durch die hohe Fruchtbildung in diesem Jahr eine mittlere Kronenverlichtung von 33 Prozent (2008: 25 Prozent). Der Grund: 2009 trugen 97 Prozent der älteren Buchen Früchte (2008: 7 Prozent). Dies ist der höchste Wert im 26-jährigen Beobachtungszeitraum. Bei der älteren Eiche liegt der Blattverlust liegt in diesem Jahr mit 24 Prozent um zwei Prozent geringer als 2008. Bei der älteren Fichte gab es mit 30 Prozent mittlerer Nadelverlust den gleichen Wert wie im Vorjahr. Bei der älteren Kiefer nahm die Kronenverlichtung geringfügig auf 24 Prozent ab (2008: 25 Prozent). Bei den jüngeren Bäumen (bis 60 Jahre) wurde für alle Hauptbaumarten mit durchschnittlich elf Prozent eine leichte Verschlechterung des Kronenzustandes im Vergleich zum Vorjahr ermittelt (2008: 9 Prozent).


Ökologische Situation im Wald ist stabil

Auch die ökologische Situation ist stabil. Lautenschläger hob eine besonders niedrige Absterbe-Rate bei der Buche hervor, die mit einem Flächenanteil von knapp einem Drittel (31 Prozent) die Wälder Hessens prägt. „Die Buche weist seit 1984 die geringste Absterbe-Rate auf: im Mittel unter 0,1 Prozent. Dies deutet auf die stabile ökologische Situation der Buche in Hessen hin.“ In der Gesamtschau (alle Bäume, alle Alter) liegt der Wert bei 0,2 Prozent und damit ebenfalls auf einem geringen Niveau.


Die Situation im Rhein-Main-Gebiet

In der Rhein-Main-Ebene hat sich der Kronenzustand im Vergleich zum Vorjahr leicht verschlechtert. Bereits seit 1984 ist jedoch insbesondere die Kronenverlichtung der jüngeren Bäume und der älteren Eiche in der Rhein-Main-Ebene deutlich höher als im hessischen Landesdurchschnitt. Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt bearbeitet deshalb im Auftrag des Umweltministeriums seit dem Frühjahr 2008 das Verbundprojekt „Waldentwicklungsszenarien für das Hessische Ried“. Es untersucht die Auswirkungen sich ändernder Umweltbedingungen auf die Leistungen und Wirkungen der Wälder sowie auf die Handlungsspielräume der Forstbetriebe im Hessischen Ried.

Lautenschläger zufolge werden im Rahmen der forstlichen Umweltbeobachtung Belastungsfaktoren (z.B. Klima und Immissionen) erfasst, um die ökologische Situation und die Entwicklung von Waldökosystemen zu bewerten. Diese Erhebungen sind eine wichtige Datenbasis für die Empfehlung von Maßnahmen und für Erfolgskontrollen, auch für den Naturschutz-Sektor. Das Monitoringprogramm beinhalte auch flächenrepräsentative Untersuchungen Artenvielfalt der Wälder. Diese Biodiversitäts-Erhebungen lieferten unter anderem Daten zum Totholz-Vorkommen und zur Arten- und Strukturvielfalt der Vegetation. Ein Schwerpunkt der Untersuchungen in Hessen sind Buchenwälder.


Bodenschutzkalkung hilft dem Wald

Die Bodenschutzkalkung stellt auf allen schwächer nährstoffversorgten Standorten einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Waldböden dar. Sie werden vor Versauerung geschützt und die Vitalität der Wälder wird verbessert. Im Jahr 2009 werden trotz schwieriger Haushaltslage rund 3,5 Millionen Euro für Kalkungsmaßnahmen im Staats-, Körperschafts- und Privatwald investiert und so mit rund 21.000 ha die größte Fläche seit 1995 gekalkt.

Hessen ist zusammen mit Rheinland-Pfalz das waldreichste Bundesland. Die Waldfläche nimmt beständig zu (42,4 Prozent). Im vergangenen Jahr sind 57 Hektar neu hinzugekommen. Seit der Wiedervereinigung 1990 gibt es im Saldo 3.300 Hektar Wald in Hessen mehr. Das ist mehr als die gesamte Weinanbaufläche im Rheingau (3.200 Hektar). (PD)
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