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10.08.2020 | 11:45 | Trockene Wälder 

Leidet der Wald mehr unter Trockenheit als die Landwirtschaft?

Stuttgart - Für Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) gibt es in Sachen Wald nichts zu beschönigen: «Wir laufen mancherorts in eine ökologische Katastrophe, weil bei der Trockenheit kein Ende in Sicht ist», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Trockenheit im Wald
Die Förster kommen zum Teil gar nicht mehr nach, die toten Bäume aus dem Wald zu räumen. Die Trockenschäden sind erheblich, denn der Wald leidet seit Jahren unter geringen Niederschlägen. Machen kann man da nichts - jedenfalls nicht schnell. (c) proplanta
Die Förster kämen zum Teil gar nicht mehr nach, die toten Bäume aus dem Wald zu räumen, die Trockenschäden sind immens. «Da kann man nur hoffen, dass es bald nachhaltig und auskömmlich regnet», sagte Hauk.

Während die Landwirtschaft im Südwesten in diesem Jahr nur regional von Trockenheit betroffen ist, geht es dem Wald schlecht. «Für die Wälder ist es das dritte Jahr Trockenheit in Folge», erklärte Hauk. Deshalb sei das Grundwasser abgesunken, die tiefer wurzelnden Bäume könnten sich nicht mehr ausreichend mit Feuchtigkeit versorgen.

Über die Situation freut sich zum Kummer von Hauk nur einer: der Borkenkäfer, denn er hat mit den geschwächten Bäumen leichtes Spiel. «Haben die Bäume genug Wasser, sind sie insgesamt widerstandsfähiger und können außerdem ausreichend Harz bilden, das den Käfer ersäuft.

Wenn nicht, bohren sich Zehntausende Käfer unter die Rinde. Dann ist der Tod des Baumes besiegelt.» Die Forstwirtschaft reagiert, indem neue Baumarten gepflanzt werden, die mit Trockenheit besser zurecht kommen. Das aber dauert lange. Kurzfristig gebe es keine Hilfe, stellt der Minister klar.

Im Nationalpark Schwarzwald ist man froh um die besondere Position, das Dürre-Phänomen beobachten zu können, aber nicht handeln zu müssen. «Unsere Situation ist gewissermaßen Luxus: Wir können uns Zeit lassen und beobachten», sagt Wissenschaftlerin Stefanie Gärtner, beim Nationalpark unter anderem für Vegetationsentwicklung verantwortlich. Kommunen und Waldbesitzer, die mit dem Wald wirtschafteten, unterlägen ganz anderen Zwängen.

Im Nationalpark verfolgt ein Team aus Wissenschaftlern im Detail jede Facette der Trockenheit: Wie reagieren die Pilze? Die Insekten? Wie wirkt sich die Trockenheit auf die Bodenvegetation aus? Was machen Säugetiere und Vögel? «Bei uns liegt der Fokus auf der natürlichen Entwicklung: Wie verändert sich die Artenzusammensetzung, gibt es Störungen in Teilen des gesamten Systems?», erklärt Gärtner.

Das einzige Problem der Forscher sei die Zeit. «Man wird demütig, wenn man im Wald arbeitet», sagt Gärtner. «Es ist sehr schwer, vorherzusagen, welche Baumarten mit den neuen Verhältnissen umgehen können. Und die Ergebnisse unserer Beobachtungen nützen erst der nächsten Forschergeneration.»

Gleichzeitig bleiben die Fachleute entspannter, was etwa den Borkenkäfer betrifft, den sie Buchdrucker nennen. «Er ist Teil der Fichtenwalddynamik und führt dazu, dass sich die Fichtenwälder regenerieren. Aus ökologischer Sicht sieht man das gelassen, weil man mit dem Wald kein Geld verdienen muss.» Damit die umliegenden Wirtschaftswälder den Borkenkäfer und auch die Rothirsche des Parks nicht fürchten müssen, wurde rundherum eigens ein Pufferstreifen eingerichtet, der «extrem intensiv kontrolliert» wird, wie Gärtner erklärt.

Ein anderes Gefahrenthema sind Waldbrände. «Bei uns sind sie eigentlich extrem selten. Erleben wir einen Anstieg, dann ist er menschengemacht», sagt Gärtner. Das sieht man auch beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland so. Erst vergangene Woche richtete die Organisation wieder einen Appell an Grillfreunde und Waldbesucher: Es sei alarmierend, dass nahezu alle Waldbrände durch menschliche Unachtsamkeit verursacht würden. «Blitzschläge spielen so gut wie keine Rolle.» Stattdessen entzünden sich die Feuer durch Grillen mit eigenem Gerät und durch unachtsame Raucher.
dpa/lsw
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