Die Landesregierung rechnet für 2020 mit rund drei Millionen Kubikmetern Schadholz, wie das Umweltministerium mitteilte. 2019 waren demnach in Sachsen-Anhalt Bäume im Umfang von rund 7,8 Millionen Kubikmetern Holz durch Klimaschäden und
Schädlinge abgestorben. Das entspricht etwa dem dreifachen Volumen der Cheops Pyramide.
«Im Jahr 2020 haben wir zum Glück schon etwas weniger Schäden zu verzeichnen als noch im Jahr zuvor», sagte Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur. «Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt geregnet hat und die Schadflächen wieder aufgeforstet werden können.» Am Samstag beteiligte sich die Ministerin bei Sangerhausen (Mansfeld-Südharz) an einer Aufforstaktion.
«Wir haben große Schäden hier in den Wäldern im Südharz», berichtete Dalbert. «Stürme, Trockenheit und dann der Borkenkäfer: Die Auswirkungen der Klimakrise sind im Wald direkt zu spüren.» Sie dankte den rund 200 freiwilligen Helfern, die 30.000 Buchen, Eichen, Fichten und andere Bäume auf die Kahlstelle gepflanzt haben. «Gemeinsam kommen wir Schritt für Schritt voran und es wird ein klimastabiler
Mischwald entstehen.»
Sachsen-Anhalt gehört nach Ministeriumsangaben mit Niedersachsen, Hessen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen zu den Ländern mit den meisten abgestorbenen Bäumen infolge der schweren Umweltbelastungen.
2019 entstanden in den Wäldern durch das Totholz auf rund 15.300 Hektar Kahlstellen. In diesem Jahr rechnet das Ministerium mit weiteren rund 10.000 Hektar, die wieder aufgeforstet werden müssen.
Die
Dürre der beiden Vorjahre hatte den Wäldern in Deutschland schwer zugesetzt und die Bäume zudem anfälliger gemacht für Schädlinge wie Pilze oder den Borkenkäfer. Auch Friedhart
Knolle vom Nationalpark Harz hat in diesem Jahr deutlich weniger tote Bäume registriert. Den Rückgang erklärte er sich mit deutlich höheren Niederschlägen in diesem Jahr. «So hammertrocken wie 2018 waren 2019 und 2020 ja nicht», sagte Knolle. Im Harz sei die Menge an Totholz vor allem nach dem Dürresommer 2018 stark gestiegen.
Im Nationalpark Harz wird die Natur mit dem Totholz sich selbst überlassen. Anders sieht es in den Privatwäldern aus, die gut die Hälfte aller
Wälder in Sachsen-Anhalt ausmachen. Der Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes in Sachsen-Anhalt, Franz Prinz zu Salm-Salm fordert seit Jahren mehr Hilfe, um mit den Tausenden abgestorbenen Bäumen fertig zu werden.
Salm-Salm bemängelt einen mangelnden Rückhalt der
Waldbesitzer in der Gesellschaft. «Der
Klimawandel ist gesellschaftlich verursacht, aber mit den Folgen lässt uns die Gesellschaft im Stich.» So würden die Waldbesitzer oft für die vielen Fichten-Monokulturen gescholten, die für Extremwetter und
Schädlingsbefall besonders empfindlich sind. «Auf den verseuchten Böden um das Chemiedreieck Bitterfeld konnte man aber nun mal gar nicht viel pflanzen außer Pappeln und Fichten», erklärte der Verbandsvorsitzende.
Außerdem würde die Öffentlichkeit nicht wertschätzen, was die Waldbesitzer beim Umbau der Wälder seit der Wiedervereinigung schon geleistet hätten. «Seitdem wir wieder frei verfügen dürfen, hat sich enorm viel getan.» So stellten schon viele Waldbesitzer auf Laub- und Mischwald um. Salm-Salm forderte, die Waldbesitzer an den Einnahmen durch die geplante Co2-Abgabe zu beteiligen.
Die Erträge aus der
Holzwirtschaft genügten bei weitem nicht, um die nötige Aufforstung zu finanzieren, erklärte Salm-Salm. «Die Holz-Märkte sind nach wie vor desaströs». Einen Hektar Wald aufzuforsten koste etwa 10.000 Euro, rechnete der Verbandsvorsitzende vor. Allein die Aufforstung der Schadflächen Sachsen-Anhalts würde demnach eine halbe Milliarde Euro kosten. «Das ist ein Drittel des Geldes, das der Bund in den nächsten zwei Jahren für den Wald in ganz Deutschland ausgibt.»
Das Land unterstützt private
Förster beim Abtransport von Schadholz und der Aufforstung. Dabei ist das
Agrarministerium jedoch auf Bundesmittel angewiesen, die bisher nicht nach der Betroffenheit durch Waldschäden verteilt, sondern nach dem Anteil der Wälder an der Gesamtfläche des Bundeslandes verteilt wurden. Der aber ist in Sachsen-Anhalt mit 26 Prozent eher gering.