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09.02.2012 | 05:08 | Waldstrategie 2020 

Strategie soll Wald auf die Zukunft vorbereiten

Berlin - Mit der „Waldstrategie 2020“ verfolgt die Bundesregierung für die Zukunft viele Ziele.

Waldstrategie 2020
(c) proplanta
Einerseits sollen die öffentlichen und privaten Wälder in Deutschland an zu erwartende Klimaänderungen angepasst werden, den Nachschub des Rohstoffes Holz für die Forst- und Holzwirtschaft sichern und die Erträge steigern, andererseits soll der Wald als Naherholungsraum dienen und zur Erhaltung der Arten- und Pflanzenvielfalt beitragen.

In einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz am Mittwochmorgen begrüßte der eingeladene Sachverständige Philipp Freiherr zu Guttenberg von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände die Entwicklung der von der Bundesregierung vorgelegten Strategie. „Nur wenn der Wald auch in Zukunft nachhaltig bewirtschaftet wird, kann er die an ihn gerichteten Anforderungen erfüllen“, sagte er. In Deutschland gebe es rund zwei Millionen private und kommunale Waldbesitzer. Rund 170 Milliarden Euro würden pro Jahr in der Holzwirtschaft umgesetzt. Doch merkte der Sachverständige an, dass die Ziele der nationalen Biodiversitätstrategie der Bundesregierung dem Interesse der Waldbesitzer entgegen stehen würden und nicht mit der Waldstrategie im Einklang stünden. Ein selbstgestecktes Ziel der Biodiversitätsstrategie ist zum Beispiel die Schaffung eines Naturwalderbes von 5 Prozent der gesamten deutschen Waldfläche bis zum Jahr 2020. Dies bedeutet einen Entzug von Flächen auf Kosten der Holzbewirtschaftung.  

Hubert Weiger vom BUND bezweifelte, dass die an den Rohstoff Holz gestellten Erwartungen überhaupt erfüllt werden können. „Der Papierverbrauch in Deutschland ist mittlerweile so hoch wie in Südamerika und Afrika zusammen“, kritisierte er. Außerdem sah er einen dramatischen Schwund von Tieren, die auf alte Wälder angewiesen seien. Doch solche Flächen würden weniger. Zwar sei die Waldstrategie zu begrüßen, aber der Wald werde zu einseitig auf seine Nutzfunktion reduziert. „Je mehr Holz als Rohstoff betrachtet wird, werden die Wälder auch ihre Funktion der CO2-Senkung verlieren.“ Für nachhaltige soziale Kompromisse trat Hans Jacobs vom Bund Deutscher Forstleute ein: „Die Personaldichte in der Forstwirtschaft nimmt stetig ab.“ Dass die Forstwirtschaft eine soziale Komponente beinhaltet, finde zu wenig Beachtung. Er plädierte für die Schaffung eines Nachhaltigkeitspaktes, der sich auf Kompromisse aller Beteiligten Gruppen stützen müsse.

Lars Schmidt vom Bundesverband Säge- und Holzindustrie Deutschland sagte, dass der Abbau des Personals in den Forstbetrieben, der Holzindustrie zu schaffen mache. „Gerade im Ersatz energieintensiver Baustoffe durch Holz liegt der Wert der Holznutzung“, so Schmidt. Doch würde der gezielte Waldumbau weg vom Nadelholz hin zum Laubholz zu einem „dramatischen Rückgang von Nadelholzflächen“ führen. Schmidt plädierte für einen ausgewogeneren Rohstoffmix, weil ein großer Teil gefertigter Produkte auf Nadelholz basiere. Insofern sei die Einbeziehung der Privatwälder in die Waldstrategie wichtig, weil aus diesen Wäldern mehr Nadelhölzer zur Verfügung gestellt werden könnten. Martin Küthe vom Deutschen Forstwirtschaftsrat beurteilte die Waldstrategie als solide Grundlage dank einer Beteiligung aller Interessengruppen. „Ökonomie, Ökologie und Soziales werden miteinander vereinbart“, sagte er. Küthe trat dafür ein, die ländlichen Räume zu stärken. Der Forstwirtschaft traute er in diesem Punkt zu, einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung leisten zu können.

Im Sinne der Privatwaldbesitzer sprach sich Hubert Kaiser vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen dafür aus, dass die Leitbilder und Ziele der Strategie so formuliert werden, dass die Waldbesitzer auch in der Lage sind, sie umsetzen zu können. So lobte er die Einrichtung eines Waldklimafonds durch den Bund, stellte aber fest, dass die Ausstattung hinsichtlich der Aufgaben, die in den nächsten Jahren im Waldumbau zu leisten sind, nicht ausreichend ist. „35 Millionen Euro pro Jahr sind nicht genug.“

Ute Seeling vom Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik monierte, dass die formulierten Lösungsansätze in der Waldstratgie sehr allgemein gehalten seien. Sie hielt eine Fortsetzung der Gespräche für erforderlich, weil die Maßnahmenkataloge konkretisiert werden müssten. Auch Georg Winkel vom Institut für Forst- und Umweltpolitik forderte Konkretisierungen: „Die gute fachliche Praxis muss definiert werden, damit Klarheit entsteht.“ Naturschutzziele würden in der Waldstrategie zwar formuliert, doch der steigende Bedarf an Holz stehe der Erhaltung durch den erhöhten Holzeinschlag entgegen. Zwar würden wesentliche Ziele benannt, aber die Lösungsansätze würden nur vage bleiben. „Ein umfassendes Konzept zukünftiger Waldpolitik ist die Strategie nicht“, meinte Winkel. Die grundlegenden Zielkonflikte würden nach wie vor bestehen bleiben. (hib/EIS)
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