Der Wald in Baden-Württemberg ist ein Patient und wird es auch noch lange bleiben. Damit er aber in einigen Jahrzehnten ausreichend aufgestellt ist, um dem Klimawandel zu trotzen, hat das Land eine Waldstrategie erstellt. Nicht alleine, sondern in langen Gesprächen. (c) proplanta
Ziel müsse es sein, ein langfristiges Programm zu erstellen, um den Wald bis zum Jahr 2050 klimastabil zu machen, teilte Forstminister Peter Hauk (CDU) mit. In einem Online-Forum will er am Donnerstag (11.00 Uhr) gemeinsam mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) die insgesamt 21 formulierten Eckpunkte der Waldstrategie vorstellen.
In den vergangenen Monaten waren die wichtigsten Inhalte für eine solche Waldstrategie in Gesprächen und Arbeitskreisen ausgetauscht und festgehalten worden. Eingebunden wurden dabei unter anderem die Forstwirtschaft und die Waldbesitzer ebenso wie Naturschützer, Tourismus, Regional- und Jugendverbände, Stadtplanungsämter und Wissenschaftler. Die Eckpunkte der langlebigen Strategie sollen das Waldmanagement in Zeiten des Klimawandels genauso betreffen wie den Wald als Erholungsraum, die Kommunikation und Bio- diversität, das Wildtiermanagement und die Digitalisierung.
Nicht nur in Baden-Württemberg wird der Wald zunehmend zum Patienten. Nach dem aktuellen Waldzustandsbericht des Forstministeriums gelten 46 Prozent der Waldfläche als deutlich geschädigt, im Jahr zuvor lag der Wert noch drei Prozentpunkte darunter. Schäden sind laut Bericht auf die Folgen von Hitze und Dürre zurückzuführen, auch der Borkenkäfer hinterlässt seine Spuren. Vor allem die Fichte, noch häufigste Baumart im Land, entwickele sich besorgniserregend.
Der Umweltverband BUND nannte das Strategiepapier einen «ersten groben Fahrplan», es gehe in die richtige Richtung. Es fehle aber ein klares Bekenntnis zu einem Waldumbau zugunsten störungsresistenter Laubbäume. «Wir müssen auf Laubmischwälder mit Eiche, Ahorn und Linde setzen, die den Herausforderungen der Klimakrise besser gewachsen sind und die Stürmen und Trockenperioden besser standhalten als Fichten-Monokulturen» sagte die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender. «Sonst ist ein Waldsterben 3.0 nicht zu verhindern.»
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) appellierte an Förster und Waldeigentümer, sich nicht nur um den eigenen Wald zu kümmern, sondern auch gesellschaftlich sichtbarer zu werden. Sie müssten sich öffentlichkeitswirksam als Klimabotschafter stark machen, forderte der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Er lobte die neue strategische Ausrichtung: «Das Multitalent Wald soll Holz liefern, Wasser filtern, Kohlenstoff binden, Tiere und Pflanzen schützen und gleichzeitig noch Arbeitsplatz sowie ein Ort der Erholung und geistigen Inspiration für uns gestresste Menschen sein», sagte Enssle. Da sei es gut, sich Gedanken zu machen, wie sich die Ansprüche an die Wälder sinnvoll unter einen Hut bringen ließen.