Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
19.07.2019 | 08:39 | Urteil erwartet 

Waldbauern wehren sich vor dem BGH gegen ausgewilderte Wisente

Karlsruhe/Bad Berleburg - Wird ihnen ihr unbändiger Appetit auf Buchenrinde zum Verhängnis?

Wisent
Lange waren sie in Deutschland ausgerottet. Heute streifen die mächtigen Wisente in Nordrhein-Westfalen wieder frei durch die Wälder - und gehen mit Vorliebe Rotbuchen an die Rinde. Scheitert daran das ganze Projekt? (c) proplanta
Die einzigen freilebenden Wisente in Deutschland bringen seit Jahren Waldbauern gegen sich auf. Nun könnte in den festgefahrenen Streit über das Schicksal der Herde Bewegung kommen: An diesem Freitag treffen Artenschützer und Waldbesitzer vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe aufeinander. Das Urteil wird möglicherweise gleich am Verhandlungstag verkündet.

Die acht Tiere, die 2013 ausgewildert wurden, haben inzwischen ihr Revier deutlich ausgeweitet und Junge bekommen. Der Trägerverein schätzt, dass im nordrhein-westfälischen Rothaargebirge bei Bad Berleburg (Kreis Siegen-Wittgenstein) heute etwas mehr als 20 Wisente durch die Wälder streifen.

Den Forstwirten sind die Tiere ein Dorn im Auge, weil sie den geschützten Rotbuchen die Rinde abfressen. Inzwischen ist zwar ein Entschädigungsfonds eingerichtet, aber das reicht ihnen nicht. Sie klagen, weil sie die Wisente nicht auf ihrem Grund haben wollen.

Entspannung soll eigentlich ein im März ausgehandelter Kompromiss bringen. Er sieht vor, dass die Wisente übergangsweise für einige Jahre auf einem umzäunten Gebiet im Staatswald leben. In dieser Zeit soll in Ruhe geprüft werden, wie es dann weitergehen kann.

Darauf wollen sich die klagenden Waldbauern aber nicht verlassen. Sie kritisieren, dass bisher nichts passiert sei. «Die Schäden werden immer größer», sagte Dieter Schulz, Anwalt eines der Kläger.

Für den Trägerverein auf der anderen Seite ist der Zaun keine Dauerlösung. «Um ein Stück weiterzukommen, haben wir zugestimmt», sagte der Sprecher der Wisent-Welt-Wittgenstein, Michael Emmrich. Es sei aber «existenziell wichtig», dass die Eingatterung befristet sei.

Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Hamm steht sogar die Umsiedlung der Tiere in einen Nationalpark in Ostpolen im Raum. Die Richter waren 2017 der Ansicht, dass das Eigentum der Waldbauern nur geschützt werden kann, indem die Wisente wieder eingefangen werden.

In einer ersten Verhandlung im November hatte sich bereits abgezeichnet, dass der BGH dieses Urteil nicht stehenlassen dürfte. Möglicherweise müsste das OLG Hamm dann weitere Fragen klären.

Mit bis zu drei Metern Länge und bis zu 900 Kilo Gewicht sind Wisente die größten Landsäuger Europas. In Deutschland waren sie lange ausgerottet. Das von Bund und Land geförderte Projekt sollte die Wildrinder wieder heimisch machen. (Az. V ZR 175/17 u.a.)
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Düstere Aussichten für Deutschlands einzige frei lebende Wisent-Herde

  Kommentierte Artikel

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen