23.03.2013 | 19:57 | Waldumbau
Waldbesitzer sehen Trend zu Laubbäumen kritischMünchen/Berlin - In Deutschland wachsen zu viele Laubbäume. Das stärkt die Wälder für den Klimawandel - geht aber an den Bedürfnissen der Holzindustrie vorbei, sagen die Waldbesitzer. |
(c) proplanta In deutschen Wäldern wachsen nach Ansicht des Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, Philipp Freiherr zu Guttenberg zu viele Laubbäume. Gut 70 Prozent der jungen Bäume seien Laubhölzer, sagte Guttenberg der Nachrichtenagentur dpa. Das sei ein «Riesenproblem». Das Holz der Laubbäume eigne sich für viele Zwecke nicht. Vor allem tauge es nicht zum Bauen, wo Holz immer stärker gefragt ist. Der Umbau reiner Nadelwälder in Mischwälder sei zwar richtig, die Entwicklung gehe aber nun über das Ziel hinaus.
«Die Holzverwertung ist zu über 90 Prozent auf Nadelholz ausgerichtet», sagte Guttenberg. «Um die Bedürfnisse der Gesellschaft zu befriedigen, brauchen wir mehr Nadelholz.» Es dürfe auch keine prozentuale Festlegung für den Anteil von Laub- und Nadelhölzern geben. «Das muss sich am Standort orientieren.»
Der Umbau in Mischwald soll den Wald für den Klimawandel widerstandsfähiger machen. Weil früher Nadelbäume Vorrang hatten, müssen nun Laubbäume nachwachsen.
«Ein Laubholzüberhang, so wir er sich momentan abzeichnet, geht voll an den Bedürfnissen der Gesellschaft vorbei. Wir brauchen hier eine ausgewogene Politik», verlangte Guttenberg, dessen Familie zu den traditionellen Waldbesitzern in Deutschland zählt. Schließlich solle Holz als nachwachsender Rohstoff in Zeiten der Energiewende und des Klimaschutzes noch stärker genutzt werden. Holz von Laubbäumen eigene sich zwar zum Heizen oder für Möbel, aber: «Man kann daraus keinen Dachstuhl machen. Für den klassischen Holzbau ist es aus physikalischen Gründen ungeeignet.»
Auch die Forderung nach Wäldern aus rein einheimischen Bäumen sei ein «wissenschaftlicher Wahnsinn». Douglasie, Küstentanne oder Roteiche seien seit hundert Jahren hierzulande heimisch und wiesen in vielen Bereichen eine höhere Toleranz für die sich ändernden Klimabedingungen auf. Da niemand wisse, wie das Klima in hundert Jahren aussehe, die Waldbesitzer aber schon für diese Zeit planen müssten, sei größtmögliche Vielfalt der Bäume die richtige Strategie.
Holz aus heimischer Produktion könne zugleich Tropenholz weit stärker ersetzen als bisher. «Wir haben dafür fantastische heimische Baumarten.» Lärche, Tanne, Akazie, aber auch die Douglasie und viele andere könnten es mit ihren Holzeigenschaften und neuen Veredlungsmethoden leicht mit dem Holz aus den Tropen aufnehmen.
Dennoch würden jährlich zwei Millionen Kubikmeter Tropenholz importiert. In anderen Ländern seien die Produktionsvorgaben aber meist nicht so streng wie in Deutschland. «Man kann davon ausgehen, dass fünf bis sieben Prozent sogar illegales Holz sind - und beim Rest stellt sich die Frage nach der nachhaltigen Produktion.»
Der jüngere Bruder von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist seit drei Jahren Präsident der Waldeigentümer. Er spricht damit für rund zwei Millionen privater Waldbesitzer in Deutschland. (dpa)
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