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23.04.2020 | 01:08 | Waldbrandjahr 2020 

Waldbrandbekämpfung in NRW findet kein Ende

Niederkrüchten / Gummersbach - Die ersten großen Waldbrände des laufenden Jahres in Nordrhein-Westfalen machen wegen immer wieder auflodernder Glutnester tagelange Einsätze vieler Feuerwehrleute erforderlich.

Waldbrandbekämpfung
NRW droht das schlimmste Waldbrandjahr seit langem. Trockene Böden, viel totes Holz und dann auch noch auffrischender Wind. Die ersten Großeinsätze mit Hunderten Feuerwehrleuten ziehen sich durch viele Glutnester in die Länge. Polizeihubschrauber helfen aus der Luft. (c) proplanta
Dabei kommen auch Polizeihubschrauber zum Einsatz, die die mit Löschwasser in Spezialbehältern und Wärmebildern helfen.

Einsatzkräften zufolge entfacht der Wind indes die Feuer wieder und trocknet die Böden weiter aus. Ohnehin ist in etlichen Waldgebieten durch Sturmschäden oder die Borkenkäferplage viel leicht brennbares Material vorhanden. Ein Feuerwehr-Experte befürchtet bei anhaltender Trockenheit 2020 das schlimmste Waldbrandjahr für NRW seit langem.

Die aufflackernden Brände im deutsch-niederländischen Grenzgebiet waren nach Angaben des Kreises Viersen am Mittwochnachmittag zwar unter Kontrolle. Allerdings entflammte aufkommender Wind einzelne Brandherde auf deutscher Seite wieder. Der Kreisbrandmeister Rainer Höckels bezeichnete die Lage im Grenzbereich Niederkrüchten/Meinweg als «instabil - stabil».

In der Grenzregion brannten seit Montagmittag die Heide und der Wald, vor allem auf niederländischer Seite. Die Feuer hätten sich am Dienstagnachmittag sogar auf rund 200 Hektar ausgedehnt. Rund 200 Feuerwehrleute aus Deutschland waren allein am Mittwoch im Einsatz. Seit dem Montag waren es laut den Kreisangaben insgesamt knapp 1.000.

In der Nacht zum Mittwoch wurde der rund 4.000 Einwohner zählende niederländische Ort Herkenbosch nach Angaben der Gemeinde wegen des dichten Qualms evakuiert. Für die Betroffenen richtete das Rote Kreuz in 16 Turnhallen Notquartiere ein - wegen der Corona-Pandemie mit nicht mehr als 50 Betten je Halle. Nur wenige nutzten das Angebot.

Zwar konnten die Bewohner am Mittwoch zwischendurch unter Aufsicht dringend benötigte Gegenstände aus ihren Wohnungen holen, wann die Evakuierung beendet werden kann, stand am Nachmittag noch nicht fest.

Am Großeinsatz waren am Mittwoch unter anderem Feuerwehrleute aus Gelsenkirchen und dem Kreis Coesfeld beteiligt. Die Unterstützungskräfte würden regelmäßig ausgetauscht. Auf der niederländischen Seite sei mit zwei Bergepanzern eine Brandschneise durch den Wald gezogen worden, um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern, teilte der Kreis Viersen weiter mit. Die Schwalm werde für die Löschwasserversorgung aufgestaut. Über mehr als sieben Kilometer werde es zu den Einsatzkräften transportiert.

Auch die Einsatzkräfte müssten die Corona-Problematik beachten, schilderte ein Sprecher der Feuerwehr Gelsenkirchen. Damit sich in den Löschfahrzeugen bei der Anfahrt nicht zu viele Feuerwehrleute auf engstem Raum befinden, kämen zusätzlich Transporter zum Einsatz.

Mehr als 100 Kilometer entfernt vom niederländisch-deutschen Grenzgebiet löschten Feuerwehrleute in Gummersbach im Oberbergischen Kreis am Mittwoch Glutnester eines großflächigen Waldbrandes. «Ein Ende ist nun heute doch nicht abzusehen», sagte ein Feuerwehrsprecher am Mittwochnachmittag der Deutschen Presse-Agentur. Der Einsatz werde voraussichtlich noch die Nacht hindurch in den Donnerstag gehen.

Immer wieder steige an nicht vermuteten Stellen Rauch auf. «Die Glut hat sich richtig in den Boden reingefressen», schilderte er. Allein am Mittwoch seien 130 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen. Das Feuer war am Montagmittag ausgebrochen, 35 Hektar Wald hatten in Flammen gestanden.

Am Dienstag brachten die Einsatzkräfte den Brand unter Kontrolle. Hunderte Helfer sowie zwei Polizeihubschrauber mit Behältern für Löschwasser und Flughafenfahrzeuge waren beteiligt.

Waldbrand-Experte Ulrich Cimolino befürchtet angesichts von Trockenheit, Sturmschäden und Borkenkäferbefall eine weitere Zunahme der Waldbrände im laufenden Jahr. Dieses Jahr werde bei der bislang absehbaren Wetterentwicklung wegen der Vorschäden «noch schlimmer» als 2018 und 2019, sagte Cimolino der «Rheinischen Post». Die beiden Vorjahre waren nach den Worten des Branddirektors der Feuerwehr Düsseldorf bereits «schlimme Waldbrand-Jahre» in Nordrhein-Westfalen.

Stürme hätten in den vergangenen Jahren großen Schaden in den Wäldern in NRW angerichtet, dazu kämen Schäden durch Trockenheit. «Der Borkenkäfer hat die Situation zusätzlich verschärft: Er sucht sich bereits beschädigte Bäume und befällt vor allem Fichten und Nadelhölzer. Stirbt das Holz ab, wird es brandgefährlich, da es schneller Feuer fängt», erläuterte Cimolino, der Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrand beim Deutschen Feuerwehr-Verband ist.

«Im Sauerland und in der Eifel gibt es viele beschädigte Gebiete. Der starke Wind verstärkt das Problem zusätzlich, dadurch herrscht dort besonders große Waldbrandgefahr», sagte Cimolino. Es gebe ein gut funktionierendes Bereitschaftssystem, nach dem sich Städte und Kreise bei Großlagen unterstützen. Bei den Fahrzeugen sieht er aber einen Nachbesserungsbedarf. Viele Kommunen hätten in der Vergangenheit eher multifunktionale Fahrzeuge und Ausstattung angeschafft. Eher vernachlässigt worden seien Spezialfahrzeuge für den Waldbrandschutz.

Laut NRW-Innenministerium sind bei den Großbränden mehrere Hubschrauber der Bundespolizei und einer der Landespolizei beteiligt. «Bei wenig Regen und trockenen Wäldern werden Waldbrände schnell zu einer echten Bedrohung. Und wir müssen angesichts der klimatischen Veränderungen damit rechnen, dass uns dieses Problem in den kommenden Jahren immer öfter beschäftigt», hatte Innenminister Herbert Reul (CDU) zu den Flugeinsätzen erklärt.
dpa/lnw
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