Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
24.11.2009 | 17:55 | 25. Waldzustandsbericht 2009 

Waldzustand in Rheinland-Pfalz zeigt leichte Erholung

Mainz - Der Kronenzustand der Waldbäume hat sich gegenüber dem Vorjahr wieder leicht verbessert.

Waldzustand
(c) proplanta

Legt man diesen Indikator zugrunde, so gibt es 2009 einen positiven Trend für die Wälder in Rheinland-Pfalz insgesamt. Forstministerin Margit Conrad hat heute in Mainz den Waldzustandsbericht vorgestellt. Zum 25. Mal gibt der Bericht Auskunft über die Situation im waldreichsten Bundesland. 2009 ist der Anteil der deutlichen Schäden gegenüber 2008 um 3 Prozentpunkte auf 28 Prozent gesunken.

„Die Entwicklung ist in diesem Jahr günstig, aber der Blick 25 Jahre zurück zeigt Auswirkungen des Klimawandels. Zunehmend entscheiden Witterungsextreme über den Waldzustand“, stellte Forstministerin Conrad fest. „Eine konsequente Luftreinhaltepolitik, naturnahe Waldbewirtschaftung und Bodenschutzkalkung haben den Boden– und Ernährungszustand unserer Wälder deutlich verbessert. Das damals angekündigte ,Waldsterben` fand nicht statt. Die Anzahl gesunder Bäume aber ist kleiner geworden. Vorbelastete Bäume sind weniger widerstandsfähig gegenüber den Stressfaktoren des Klimawandels, ob lang anhaltende höhere Temperaturen oder Stürme.“ Trotz des normalen Witterungsverlaufs in diesem und dem vergangenen Jahr stehen die Wälder noch immer unter dem Einfluss der Trockenheit und Hitze 2003. Und nur langsam erreicht der Gesundheitszustand des Waldes das Niveau vor dieser extremen Witterung. Dieser anhaltende Prozess zeige, so Conrad, dass die Erholung der Wälder in Folge zahlreicher Stressfaktoren begrenzt ist.

Zum Start der Weltklimakonferenz in Kopenhagen betonte die Ministerin die zentrale Stellung der Wälder weltweit zur Bekämpfung des Klimawandels: „Wälder, insbesondere die ausgedehnten Regenwaldareale der Tropen und der borealen (polarnahen) Zonen zum Beispiel in Sibirien oder dem nördlichen Kanada, sind von herausragender Bedeutung für den globalen Kohlenstoffkreislauf und die Biodiversität. Sie sind Lebensgrundlage des Menschen und der Biosphäre sowie Lieferanten des nachhaltig und CO2-neutralen Zukunftsrohstoffes Holz. Die Erhaltung umfassend leistungsfähiger Wälder weltweit ist daher eine der wichtigsten umweltpolitischen Zukunftsaufgaben.“ Die Erfolge in Kopenhagen mit der Verringerung der Treibhausgase ist wichtig auch für die heimischen Wälder. Aber der Erhalt und Schutz der Wälder sind genauso wichtig und leisten einen erheblichen Beitrag, den Klimawandel zu begrenzen.  „Regenwald schützen steht auch auf der Agenda unserer Partnerschaft mit Ruanda“, so die Ministerin.

Wälder stellen gewaltige Kohlenstoffspeicher dar. Zusammen mit anderen Ökosystemen speichern sie die rund vierfache Menge des Kohlenstoffs der Erdatmosphäre. Allein in deutschen Wäldern sind rund 1,23 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gebunden (durchschnittlich 120 Tonnen pro Hektar). In rheinland-pfälzischen Wälder „lagern“ – Schätzungen zufolge - etwa 163 Millionen Tonnen CO 2-Emissionen (Bezugsjahr 1999). Die Waldbewirtschaftung wird daher auch im Kyoto-Protokoll für Deutschland angerechnet.

Durch Rodungen, wie sie großräumig besonders in Südamerika und Südostasien vorkommen, gelangt CO 2 in riesigen Mengen zurück in der Atmosphäre. Circa 20 Prozent der CO 2-Eimissionen werden weltweit diesen Brandrodungen zugerechnet. Ein wesentliches Ziel der Weltklimakonferenz ist es deshalb, diesen Prozess zu stoppen.

Hierzulande können Sturmereignisse wie Kyrill zur CO 2-Freisetzung führen. Der natürliche CO 2-Speicher des Holzes bleibt dagegen auch nach der Ernte erhalten, wenn das Holz langlebig etwa im Holz- oder Möbelbau verarbeitet wird. Wird Holz zum kurzfristigen Energie-Brennstoff, der CO 2 frei setzt, so lässt sich – anders als bei Fossilenergien - die Klimabilanz wieder ausgleichen - indem neue Bäume heranwachsen.  Nur eine nachhaltige Forstwirtschaft, die jede Übernutzung ausschließt und Wälder sowie Holzvorräte aufbaut, ist unter Klima- und Ressourcengesichtspunkten verantwortbar.


Forschungsprojekt zum Klima- und Landschaftswandel in Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz leistet seinen Beitrag zur Entwicklung von Strategien der Anpassung an die unabwendbaren Klimafolgen. Das Umweltministerium  und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) verfolgen seit 2008 ein gemeinsames Forschungsprojekt zum Klima- und Landschaftswandel in Rheinland-Pfalz(„KlimLandRP“).  Das interdisziplinäre Projekt untersucht die regionalen Auswirkungen des Klimawandels und soll voraussichtlich bis Ende 2011 abgeschlossen werden. Weiterhin ist Rheinland-Pfalz maßgeblich am europäischen Projekt ForeStClim (= Transnational Forest Management Strategies in Response to Regional Climate Change) beteiligt, in dem 21 europäische Partnerorganisationen aus 5 Staaten regionale Strategien zur Bewältigung von Klimawandelfolgen auf Wälder entwickeln.


Der Waldzustandsbericht

1. Überblick: Waldzustand 2009 in Rheinland-Pfalz

Der Anteil von untersuchten Bäumen ohne sichtbare Schadmerkmale sank 2009 um 2 Prozentpunkte auf 29 Prozent, der Anteil schwach geschädigter Bäume stieg dagegen um einen Prozentpunkt auf 41 Prozent.

Bei differenzierter Berücksichtigung besonderer Faktoren bei einzelnen Baumarten zeigt sich in diesem Jahr insgesamt eine verbesserte Vitalität.

Der Kronenzustand von Eiche und Kiefer verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich: Die mittlere Kronenverlichtung nahm signifikant um mehr als 4 bzw. 2 Prozent ab. Demgegenüber ist bei Buche und Fichte eine Verschlechterung des Belaubungs- bzw. Benadelungszustandes verzeichnet werden, der im Wesentlichen auf die reichliche Fruktifikation (Fruchtbildung) der Baumarten zurückzuführen ist. Bereinigt um diesen Effekt zeigt der Vitalitätsstatus des rheinland-pfälzischen Waldes im Vergleich zum Vorjahr einen positiven Trend. Noch immer sind aber Auswirkungen des extrem trockenen und heißen Jahres 2003 deutlich und seither Nadel- bzw. Blattverluste größer als davor.

Für die gesamte Waldfläche von Rheinland-Pfalz über alle Baumarten und Altersstufen ergibt sich 2009 folgendes Ergebnis:

  • 31 Prozent  (2008: 29 Prozent ) der Bäume sind ohne sichtbare Schadmerkmale (Stufe 0)
  • 41 Prozent  (2008: 40 Prozent ) der Bäume sind schwach geschädigt (Stufe 1)
  • 28 Prozent  (2008: 31 Prozent ) der Bäume zeigen deutliche Schäden (Stufen 2 bis  4).

Differenziert nach einzelnen Baumarten (Vorjahreswerte in Klammern):

15 (8) Prozent der Eichen erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale, 39 (32) Prozent sind schwach geschädigt, 46 (60) Prozent zeigen deutliche Schäden.

16 (17) Prozent der Buchen erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale, 39 (41) Prozent  sind schwach geschädigt, 45 (42) Prozent zeigen deutliche Schäden.

36 (44) Prozent der Fichten erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale 38 (37) Prozent sind schwach geschädigt, 26 (19) Prozent zeigen deutliche Schäden.

36 (32) Prozent der Kiefern erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale, 54 (48) Prozent sind schwach geschädigt, 10 (20) Prozent zeigen deutliche Schäden.

48 (41) Prozent der sonstigen Baumarten erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale, 37 (42) Prozent sind schwach geschädigt, 15 (17) Prozent zeigen deutliche Schäden. 


2. Erhebungsverfahren: Unterstichprobe an 3.912 Bäumen

Rheinland-pfälzische Wälder sind in das bundes- und europaweite Netz des forstlichen Umweltmonitorings eingebunden. Der Kronenzustand wird seit 1984 erhoben. In diesem Jahr stand turnusgemäß die Erhebung der Unterstichprobe an, bei der der Kronenzustand von insgesamt 3.912 Bäumen von besonders geschulten Teams aufgenommen wurde Die Vollaufnahme an 464 Aufnahmepunkte erfolgt im vierjährigen Turnus – zuletzt im Jahr 2008. Unabhängig vom Stichprobenumfang finden die Auf-nahmen stets in den Monaten Juli und August statt, um die Vergleichbarkeit über län-gere Zeiträume zu gewährleisten.


3. Waldernährungserhebung: Nachhaltiger Effekt der Bodenschutzkalkung auf Waldökosysteme

2006 und 2007 wurde in Rheinland-Pfalz ergänzend zum Waldzustandsbericht zum zweiten Mal die Nährstoffversorgung der Bäume untersucht. Bei dieser europaweit koordinierten Waldernährungserhebung wurden Nadel- und Blattproben von Eichen, Buche, Fichten und Kiefern auf die Gehalte an Nährelementen untersucht.

Im Vergleich zur Erstuntersuchung 1988 ergab die Studie, dass die Maßnahmen zur Immissionsminderung und zum vorbeugenden Bodenschutz (Bodenschutzkalkung) zu einer deutlichen Verbesserung der Ernährungssituation beigetragen haben - speziell zu einer Reduzierung der Schadstoff- bzw. Schwermetallgehalte sowie einer Verbesserung der Versorgung mit Magnesium und Calcium. Heute treten auch durch Magnesiummangel verursachte Vergilbungserscheinungen, wie sie in den 80er Jahren vielfach bei Fichte anzutreffen waren, quasi nicht mehr auf.

Die Blatt- und Nadelgehalte sind bei Kalium - von einzelnen Standorten abgesehen - ausreichend bis gut, die Phosphorversorgung ist dagegen bei der Mehrzahl der Standorte schwach. An einem Viertel der Flächen muss nach den Blatt- und Nadel-spiegelwerten von einem diagnostischen Phosphormangel gesprochen werden, der sich allerdings nicht durch typische Schadsymptome an Nadeln- und Blättern oder eingeschränktes Wachstum manifestiert.

Unerwartet niedrig waren die Ergebnisse zur Stickstoffversorgung der Bäume, einem Hauptnährelement, dass maßgeblichen Einfluss auf das Pflanzenwachstum hat .Trotz anhaltend hoher Stickstoffeinträge liegen bei der Baumart Fichte auf einem Drittel der Flächen die Stickstoffgehalte in den Nadeln im Bewertungsbereich „sehr gering“ und zeigen signifikant geringere Gehalte als bei der Analyse 1988 an. Bei den anderen Baumarten ist die Stickstoffernährung erwartungsgemäß gut bis sehr gut. Als Ursachen könnten die außergewöhnlich lange Trockenperiode im Sommer 2006 und die starke Fruktifikation der Fichte im Beprobungsjahr in Betracht kommen. Beide Faktoren tragen zu erheblichen Schwankungen von Verfügbarkeit und Aufnahme von Stickstoff bei. Die Erforschung dieses Phänomens soll in den nächsten Jahren intensiviert werden.


4. Einflüsse auf den Waldzustand

Der Vitalitätszustand der Bäume wird nicht nur vom Witterungsverlauf innerhalb der jeweiligen Vegetationsperiode sondern wesentlich auch bereits von der Witterung des Vorjahres beeinflusst. Nach einem kalten, niederschlagsarmen Winter war der Witterungsverlauf im Berichtsjahr wechselhaft. Hinsichtlich des gesamten Verlaufs von Niederschlag und Temperatur ist 2009 in Rheinland-Pfalz als Normaljahr zu charakterisieren; mäßige Trockenheit trat lediglich im August und September auf exponierten Standorten auf.


Starke Blüte und Fruchtansatz belasten Bäume

2009 ist bei fast allen Baumarten ein ausgeprägtes Blüh- und Samenjahr. Das Blühen und Fruchten der Waldbäume verändert die Blattbildung und Zweigstruktur und hat so unmittelbare Auswirkungen auf den Kronenzustand. Jeder Baum hat einen hohen Bedarf an Nährstoffen und Assimilaten für die Ausbildung von Blüten, Samen und Früchten. Diese „Mastjahre“ stellen eine zusätzliche Belastung für die Bäume dar.

Den größten Einfluss hat die Fruktifikation auf den Kronenzustand der Buche. Dies ist auch 2009 deutlich. Buchen mit wenigen Früchten zeigten einen verbesserten Kronenzustand von 2008 auf 2009 – mit höherem Früchtebehang erhöhte sich der Blattverlust um mehr als 5 Prozentpunkte. Bei der Buche hat sich die Frequenz der Mastjahre deutlich erhöht: von einem Mastjahr im Jahrzehnt zu seit 1990  sieben Mal mit starkem und weitere fünf Mal mit mittlerem Fruchtanhang.

Bei Fichte und Eiche, die 2009 ebenfalls fast flächendeckend stark fruktifizieren, ist der Einfluss des Fruchtanhangs auf Nadeln und Laub weniger stark als bei der Buche.


Auswirkungen der Witterung

Der Vitalitätszustand der Bäume wird nicht nur vom Witterungsverlauf der jeweiligen Vegetationsperiode, sondern wesentlich auch von der Witterung der Vorjahre beeinflusst. Extremereignisse wie beispielsweise trockene bzw. heiße Jahre hinterlassen einen nachweisbaren Einfluss. Besonders extreme Witterungsereignisse in zeitlich enger Abfolge können den Gesundheitszustand der Waldökosysteme bedrohen.

Nach Maßgabe auch mittlerer Szenarien des Klimawandels ist in den Wäldern von Rheinland-Pfalz zukünftig häufiger mit Trockenstress zu rechnen. Aktuelle Klimabetrachtungen gehen überdies von einer zunehmenden Häufigkeit extremer Witterungsereignisse aus, zu denen auch Orkane, Hagelstürme und Starkregenereignisse gezählt werden. Zusätzlich verändert sich durch den Klimawandel auch das Verhältnis zwischen den Waldbäumen und den von ihnen lebenden parasitären Insekten und Pilzen, neue bisher unschädliche Arten können hinzukommen.


5. Ausblick

Zur Verbesserung des Zustands unserer Wälder ist eine konsequente Fortführung und Weiterentwicklung der Luftreinhaltung, insbesondere im Hinblick auf den Ausstoß von Stickstoffverbindungen und eine Reduktion der Emission klimarelevanter Gase erforderlich.

Die konsequente Förderung einer naturnahen Waldentwicklung und Bodenschutzkalkungen wirken sich positiv auf die Stabilität der Waldökosysteme aus und sollen daher fortgeführt und weiter entwickelt werden.

Trotz Stresssymptomen, ist die Nutzung von Holz aus heimischen Wäldern von großem Vorteil. Durch die (stoffliche) Verwendung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft wird das Treibhausgas CO2 langfristig im Produktspeicher Holz gebunden und die Atmosphäre entlastet. Anfallendes Durchforstungsholz minderer Qualität kann, sofern nicht für die stoffliche Verwertung nutzbar, als Energieholz und damit als CO2-neutrales Substitut für fossile Energieträger eingesetzt werden. Beides wirkt sich bremsend auf den Treibhauseffekt und damit auch positiv auf die Wälder aus. (PD)

Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Auf einem Viertel der Fläche von NRW wächst Wald

 Bayern fordert Ausnahmeregelung für EU-Entwaldungsverordnung

 Schutzzone im Nationalpark Bayerischer Wald wird verändert

 Die eigentlich verlorene Suche nach dem Wunderbaum

 Minimum der Schutzzone im Nationalpark Bayerischer Wald unangetastet

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken