Ergebnisse des ersten Freilandversuchs mit „CRISPR-Weizen“ in Europa - Bis zu 45 Prozent weniger schädliches Acrylamid in erhitztem Weizenmehl - Großbritannien: Gesetz zur Gentechnologie steht kurz vor der Verabschiedung - Neu entwickelter Weizen könnte für die Ernährungsindustrie interessant sein. (c) proplanta
Wie das britische Agrarforschungsinstitut Rothamsted Research am Montag vergangener Woche (13.2.) mitteilte, ist das ein zentrales Ergebnis des ersten Freilandversuchs mit dem betreffenden Weizen. Es war das erste Mal, dass ein Feldversuch mit genomeditiertem Weizen in Europa durchgeführt wurde.
Die Linie war mithilfe der Genschere CRISPR/Cas9 verändert worden. Ziel der Züchtung war es, den Gehalt des Stoffes Asparagin in den Weizensamen zu verringern. Diese Aminosäure wird bei hohen Temperaturen in Acrylamid umgewandelt - etwa, wenn Lebensmittel gebacken, gekocht oder geröstet werden. Acrylamid ist potentiell krebserregend und wird daher mittlerweile streng reguliert.
Die Analysen ergaben, dass der angebaute Weizen bis zu 50 % weniger Asparagin enthielt als die Kontrollsorte „Cadenza“. Zuvor hatten bereits Anbauversuche im Gewächshaus den Erfolg der Züchtung belegt. Der nun erfolgte Test unter natürlichen Bedingungen hat diese Ergebnisse untermauert.
GVO-Gesetz in der Mache
Das Versuchsresultat kommt dem Forschungsinstitut zufolge „zur rechten Zeit“. Denn derzeit befindet sich in Großbritannien ein nationales Gesetz zum Thema gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in der Endphase seiner Verabschiedung durch das Parlament.
Der Gesetzentwurf „Genetic Technology (Precision Breeding) Bill“ hat gerade Anfang Februar die dritte Lesung im Oberhaus passiert. Mit dem Gesetz soll geregelt werden, wie Pflanzen und Tiere aus der Präzisionszucht zukünftig zugelassen und vermarktet werden. Im vergangenen Jahr hatte das Landwirtschaftsministerium angekündigt, Großbritannien wolle eine Vorreiterrolle bei der Biotechnologie im Agrarsektor einnehmen.
Rahmen für GVO entscheidend
Weizenmehl mit niedrigem Acrylamidgehalt wäre vor allem für Unternehmen der Ernährungsindustrie interessant. Sie könnten dadurch neue Vorschriften zu Grenzwerten des Stoffes in Lebensmitteln einhalten, ohne „kostspielige Änderungen an Produktionslinien oder Einbußen bei der Produktqualität“, betonte der Versuchsleiter Prof. Nigel Halford.
Eine kommerzielle Weizensorte mit diesen Eigenschaften könnte auch die Menge an Acrylamid verringern, die Verbraucherinnen und Verbraucher über die Nahrung zu sich nehmen, so die Hoffnung des Agrarwissenschaftlers. „GVO-Pflanzen werden jedoch nur dann für die kommerzielle Nutzung entwickelt, wenn der richtige regulatorische Rahmen vorhanden ist und die Züchter zuversichtlich sind, dass sich ihre Investition in gentechnisch veränderte Sorten auszahlt“, fügte Halford hinzu.