«Die Dekarbonisierung wird den
Strukturwandel deutlich beschleunigen», sagte am Mittwoch Agrarexperte Christian Janze von der Wirtschaftsberatungsfirma Ernst & Young (EY) bei der Vorstellung des Konjunkturbarometers Agribusiness in Deutschland 2022. Notwendige Investitionen könnten und wollten viele
Betriebe nicht mehr aufbringen. Die Studie wurde von EY und der Universität Göttingen erstellt.
Die Reduzierung der Emission des Klimagases
CO2 in der Landwirtschaft sei für die weltweiten
Klimaziele extrem wichtig, sagte Janze. Global gesehen verursache der Energieverbrauch in der Industrie weltweit 24 Prozent der gesamten CO2-Emissionen. Danach komme die Land- und Forstwirtschaft mit einem Anteil von 19 Prozent. In Deutschland habe die Tierhaltung und die Düngung den größten Anteil an den CO2-Emissionen der Landwirtschaft.
Andererseits werde in der Landwirtschaft auch viel CO2 gebunden. Dieses wichtige Detail komme aber bislang in kaum einer Bilanz zur Landwirtschaft vor. «Das müsste bei einer fairen Betrachtung deutlicher berücksichtigt werden», sagte Janze.
Um den CO2-Ausstoß in der Landwirtschaft zu verringern, seien gesetzliche Anreize notwendig, sagte Janze.
Subventionen sollten auf langfristige Maßnahmen zur CO2-Reduzierung zielen, zum Beispiel auf die Bindung von Treibhausgasen durch die
Renaturierung von Mooren oder die Umwandlung von Acker- in Grünland. Notwendig sei auch ein neues Entlohnungssystem, das die Speicherung von CO2 in den Böden vergüte.
Vom
Klimaschutz profitiert habe die Nachfrage nach Produkten der deutschen Landtechnikindustrie, hieß es. Der Umsatz stieg nach Schätzungen des Verbandes Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau um 13,8 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro.
Agrarbetriebe im In- und Ausland investieren der Studie zufolge stark in umwelt- und klimaschonende Maschinen. In Deutschland betreffe das vor allem Düngeausbringungs- und Pflanzenschutztechnik.
Der Umsatz in der Agrar- und Ernährungsbranche in Deutschland wuchs nach einer Schätzung in der Studie im Jahr 2021 um 2,1 Prozent auf 244,8 Milliarden Euro. Die
Ernährungsindustrie allein kam demzufolge aber auf einen
Umsatzrückgang von 1 Prozent auf 183,7 Milliarden Euro. Vor allem der Inlandsumsatz sei im Vergleich zu 2020 um etwa 4 Prozent gesunken. Der Export legte um 5 Prozent zu. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 3 Prozent auf fast 634.000.
In der
Fleischbranche wuchs die Zahl der Beschäftigten schätzungsweise um 20 Prozent auf 154.110, was an dem Verbot von Werkverträgen in der
Fleischwirtschaft zu Beginn des vergangenen Jahres lag. Allerdings sanken die Umsätze in der deutschen Fleischwirtschaft der Studie zufolge erneut von 44,5 auf 40,3 Milliarden Euro, das ist ein Rückgang von 9 Prozent. Die Exporte sanken noch stärker als im Vorjahr um 10,8 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro - eine Folge der Handelsbeschränkungen aufgrund der Afrikanischen
Schweinepest (ASP)
Die
Milchwirtschaft gehe hingegen positiv gestimmt ins Jahr 2022, hieß es: Die Nachfrage aus Asien und von anderen Märkten sei hoch. Die Molkereiwirtschaft konnte im vergangenen Jahr ihren Jahresumsatz um 2,9 Prozent auf einen Rekordwert von 30 Milliarden Euro steigern. Die Exporterlöse stiegen um 4,7 Prozent auf 10 Milliarden Euro. Etwa 45.500 Menschen arbeiten in Deutschland in
Molkereien mit mehr als 20 Mitarbeitern.