Während viele deutsche Regionen wiederholt mit der Flut kämpfen, prognostiziert eine Expertin Sommermonate mit ausgetrockneten Flüssen in Berlin-Brandenburg - in der Zukunft.
Grund ist der
Klimawandel, der schon jetzt messbar sei: «Im Mittel ist es heute in Berlin und Brandenburg 0,8 Grad Celsius wärmer als im Zeitraum von 1960 bis 1990», sagte Verena Toussaint vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg (Märkisch-Oderland) in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Ende des 21. Jahrhunderts werden es dann mindestens 2 Grad Celsius mehr sein, sofern die Prognosen von Klimaexperten zutreffen.
«Für die Region bedeuten die höheren Temperaturen deutlich längere Trockenperioden», sagte Toussaint. Kanäle, Flüsse und Seen würden im Sommer austrocknen oder zumindest deutlich weniger Wasser führen. «Noch ist das schwer vorstellbar angesichts der zwei nassen Jahre, die wir zuletzt hatten», erklärte Toussaint.
Die Expertin koordiniert beim ZALF das Forschungsprojekt Inka BB (Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin - eines von sieben wissenschaftlichen Verbundprojekten in Deutschland, die sich mit den regionalen Auswirkungen des Klimawandels und möglichen Anpassungsstrategien beschäftigen.
«Die Auswirkungen der globalen Erwärmung werden nicht so dramatisch sein wie in der Sahel-Zone oder auf den Malediven», sagte Toussaint mit Blick auf Berlin und Brandenburg. «Aber auch hier wird es spürbare Folgen geben, wenn wir nicht rechtzeitig gegensteuern: etwa Ertragseinbrüche in der Landwirtschaft und Engpässe bei der Wasserversorgung.»
Mittelfristig werde die Region eher zu wenig Wasser auf den Feldern und Wiesen haben als zu viel. «Das heißt, wir werden ein ganz anderes Wassermanagement brauchen», betonte die Forscherin. Nur so könne beispielsweise der Spreewald mit seinen vielen Kanälen als bedeutendes Feuchtgebiet erhalten werden und denoch genug Wasser für Berlin zur Verfügung stehen. «Andernfalls wird die Spree in der Hauptstadt zum Rinnsal und fließt irgendwann rückwärts», sagte Toussaint.
Zeitgleich zum Temperaturanstieg werden die Niederschläge heftiger. «Sehr viel Regenwasser auf einmal - das wird zunehmen», erklärte die Forscherin. Da die märkischen Sandböden ohnehin nur wenig Wasser speichern können, sind Bodenerosionen die Folge. «Ob Getreide, Raps oder Mais: Wir untersuchen im Moment, welche Pflanzen gut und weniger gut mit Trockenheit zurecht kommen» , erklärte die Agrarexpertin. (dpa/bb)