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25.06.2016 | 10:04 | Gewitter 

Blitzforschung: Jedes Grummeln ist ernst zu nehmen

Hannover - Ullrich Finke freut sich, wenn der Deutsche Wetterdienst Gewitter ankündigt. Der 54-jährige Physikprofessor von der Hochschule Hannover hat sich auf die Blitzforschung spezialisiert und wertet dabei auch Satellitenbilder aus.

Blitzforschung
Anfang Juni haben Blitzeinschläge beim Festival «Rock am Ring» in Rheinland-Pfalz 71 Menschen verletzt, zumeist mit Verbrennungen und Herz-Rhythmus-Störungen. Der Physiker Ullrich Finke rät Veranstaltern, Unwetterwarnungen nicht in den Wind zu schreiben. (c) proplanta
In den vergangenen sechs Wochen gab es für ihn spannende Spektakel am Himmel.

Frage: Beobachten Sie in Deutschland mehr Gewitter als früher?

Antwort: Wir beobachten eine häufigere Anzahl von Gewittern in letzter Zeit. Ob das eine Klimaänderung bedeutet, kann man im Moment noch nicht sagen. Es gibt einige Modelle, die dafür sprechen, dass sich durch die globale Erwärmung die Wetterlagen ändern und wir auch häufiger Gewitter in Mitteleuropa bekommen. Allerdings sind die jährlichen Schwankungen hoch. Um valide Aussagen zu treffen, muss man das Klima mindestens über 30 Jahre hinweg beobachten.

Frage: In diesem Jahr gab es schon viele Verletzte durch Blitzeinschläge, zum Beispiel bei Fußballspielen und bei einem Musikfestival. Müssen die Warnungen besser werden?

Antwort: Die Vorhersagen funktionieren schon sehr gut. Bei einer Gewitterwarnung muss man sehr aufmerksam sein. Die Blitzeinschläge können auch eintreten, wenn die Gewitterwolke gar nicht sichtbar ist. Es kann sein, dass sie von flacher Bewölkung verdeckt ist. Man muss jedes Donnergrummeln ernst nehmen. Ein Gewitter kann auch gefährlich sein, wenn es nicht aus Kübeln schüttet.

Frage: Plädieren Sie für die Absage von Open-Air-Konzerten bei Gewitterwarnungen?

Antwort: Die Veranstalter haben eine große Verantwortung. Es kann um Menschenleben gehen und um große Schäden. Die Meteorologen können nur warnen. Die Gefahren darf niemand kleinreden. Andererseits ist ein Gewitter immer auch ein Zufallsereignis. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass es wirklich blitzt.

Frage: Wie sollte man sich verhalten, wenn man draußen von einem Gewitter überrascht wird?

Antwort: Am besten sind feste Gebäude. Wenn die nicht vorhanden sind, könnte man im Wald Schutz suchen, aber nicht unter einem einzelnen Baum. Auf offenem Feld, sollte man sich klein machen, nicht lang hinlegen. Es geht darum, den Abstand der Kontaktpunkte zum Erdboden möglichst klein zu halten, also auch die Füße zusammen zu führen.

Frage: Müssen wir uns in Zukunft auf mehr Gewitter einstellen, die mit Unwettern einhergehen?

Antwort: Das ist schwer zu sagen. Es gibt verschiedene Modelle und Szenarien. Es ist auch denkbar, dass es verstärkt schwächere, kurzlebige Sommergewitter ohne Hagel oder Sturmböen gibt. Das wäre für alle am angenehmsten. Man bekommt eine Abkühlung, aber das Gewitter bringt keine Schäden mit sich.

Zur Person: Ullrich Finke (54) lehrt an der Hochschule Hannover Physik und Mathematik. Zu seinen aktuellen Projekten zählt die Blitzbeobachtung vom geostationären Satelliten MTG.
dpa
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