Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
27.09.2006 | 20:18 | Biokraftstoffe 

Brasilien testet Purgiernuss in Feldversuchen: Neue Feldfrucht für Biodiesel

SAO PAULO (Dow Jones)--Brasilien hat Anbauversuche mit der Purgiernuss als einer viel versprechenden neuen Feldfrucht zur Biodiesel-Erzeugung begonnen.

Purgiernuss
(c) proplanta
Dies teilte das halbstaatliche Agrarunternehmen Embrapa mit. Demnach sollen die Anbauversuche sowohl die Potenziale als auch die Risiken des auch als Jatropha bekannten Strauchs zeigen.

Die Purgier- oder Brechnuss (Jatropha curcas L.) wird bereits in Ländern wie Indien, Nicaragua, Kuba und Mexiko als Lieferant für Biodiesel angebaut, da die Büsche auch auf trockenen Grenzstandorten wachsen und die Früchte einen relativ hohen Ölgehalt liefern. Obwohl einige führende brasilianische Biodiesel-Unternehmen (darunter Soyminas und Brasil Ecodiesel) bereits mit der Purgiernuss als Rohstofflieferant für Biotreibstoff werben, hat es bisher keine weiter reichenden staatlichen Studien zum Anbau dieser Pflanze in der Region gegeben, hieß es von Embrapa weiter.

"Wir hoffen, dass wir Ende des nächsten Jahres deutlich mehr Ergebnisse über den Jatropha-Anbau in semiariden Regionen haben", sagte Marcos Antonio Drumond, Forscher bei Embrapa, in einem Telefoninterview zu Dow Jones Newswires. Untersucht würde unter anderem die Ertragssicherheit der Büsche auf trockenen Grenzstandorten. "Die bisherigen Ergebnisse haben mich überrascht", sagte Drumond. Seit März dieses Jahres hat Embrapa Purgiernuss-Sträucher in fünf Regionen in den Staaten Pernambuco, Bahia und Sergipe angepflanzt. "Nach nur sechs bis sieben Monaten erhalten wir Erträge von 200 kg je Hektar", sagte Drummond.

Zum Vergleich: In Indien und Thailand liefert die Purgiernuss solche Erträge erst nach einem vollen Jahr der Kultivierung. "Wir rechnen damit, dass wir in zwei Jahren einen Standard von rund 1.000 kg je Hektar erreichen." In asiatischen Ländern braucht der Strauch laut Embrapa bisher zwei bis vier Jahre, um Erträge zwischen 1.000 und 2.000 kg zu liefern. Brasilien ist einer der führenden Biotreibstofferzeuger weltweit, wobei der Schwerpunkt auf der Produktion von Ethanol aus Zuckerrohr liegt.

Erst im vergangenen Jahr hat das Land damit begonnen, seine Biodiesel-Erzeugung aufzustocken. Im Hinblick auf Öl hat Brasilien im April dieses Jahres einen Selbstversorgungsgrad von netto 100% erreicht, jedoch müssen trotzdem bisher jährlich knapp 2 Mrd l Diesel importiert werden, die dem schwereren Selbsterzeugnis beigemischt werden.

Embrapa äußerte weiter, man teste eine Reihe verschiedener Öle für die Biodiesel-Erzeugung, darunter Palmöl aus den nördlichen Regionen des Landes, Soja-Varianten aus dem Süden, Baumwoll- und Rizinussaat sowie Vogel- und Schweinefett. Dennoch "liegt der Vorteil der Purgiernuss darin, dass man sie nur einmal anpflanzen muss", sagte Drummond. Diese Tropenbüsche seien die einzige Pflanze unter den bekannten Öl liefernden Kulturen, die einen Produktionszyklus von über 40 Jahre aufweise, fügte er hinzu. Gleichzeitig würde die Purgiernuss, die je nach Sorte giftig ist, nicht mit anderen industriellen oder landwirtschaftlichen Bedürfnissen außer der Biodiesel-Produktion in Wettbewerb treten. Beispielsweise Rizinus hingegen müsse alle ein bis zwei Jahre neu gesät werden, und das Rizinusöl werde bereits in über 400 industriellen und chemischen Produkten verwendet. DJG/DJN/ste/27.9.2006

(END) Dow Jones Newswires
September 27, 2006 10:57 ET (14:57 GMT)
Copyright (c) 2006 Dow Jones & Company, Inc.

Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Diesel aus Pflanzenöl darf ab Mai als Reinkraftstoff in den Tank

 Weg für Biodiesel geebnet

 Große Klimaschutzlücke im Verkehr errechnet

 Palmöl: WTO weist Beschwerde von Malaysia ab

 Brasilien: Digitales Zertifikat erleichtert Geflügelfleischexport in EU

  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau