Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
17.08.2020 | 11:03 | Pandemien 

Braut es ein Frühwarnsystem für Viren aus dem Tierreich?

Münster - Angesichts der Corona-Krise fordern immer mehr Forscher ein globales Frühwarnsystem für Viren aus dem Tierreich.

Viren aus dem Tierreich
Das Coronavirus hält die Welt seit Monaten in Atem. Es gibt viele Tote und Schwerkranke. Lassen sich solche Pandemien im Keim ersticken? (c) Cynthia Goldsmith CDC
Eine frühzeitige Entdeckung könnte in Zukunft ähnliche Pandemien verhindern, sagte Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie an der Uni Münster, in einem am Montag veröffentlichten Podcast seiner Uni. Wichtig sei eine Überwachung von sogenannten Schlüsselevents wie Lebend- oder Wildtiermärkten in Asien. Das Coronavirus Sars-CoV-2 ist höchstwahrscheinlich von einem Tier auf den Menschen übergesprungen.

«Wenn bei Routine-Untersuchungen auf Lebendtiermärkten vermehrt Infektionen gefunden werden, muss sofort die Bremse reingehauen werden, um die schnelle Verbreitung zu stoppen», sagte Ludwig. Ein Frühwarnsystem könnte von der Weltgesundheitsorganisation oder den Vereinten Nationen eingerichtet werden.

Bereits Mitte Juli hatten Wissenschaftler im Fachjournal «Science» ein solches Frühwarnsystem für Viren aus dem Tierreich gefordert. So könnten auf Tiermärkten und Tierfarmen bestimmte Arten systematisch auf große Virenfamilien wie etwa Coronaviren untersucht werden.

Kurz zuvor hatten Experten des UN-Umweltprogramms (UNEP) und des International Livestock Research Institute (ILRI) davor gewarnt, dass durch Ausbeutung der Tierwelt und Zerstörung von Ökosystemen immer öfter Tier-Krankheiten auf den Menschen übertragen werden könnten.

Virologe Ludwig verweist auf den Fund von 15 Infizierten 1997 in Hongkong. Damals sei das Vogelgrippe-Virus H5N1 aufgetreten und sofort seien drei Millionen Hühner geschlachtet worden, um die Verbreitung zu stoppen. Zwar sei das Virus Jahre später erneut aufgetreten, aber die erste Aktion sei richtig gewesen.

Die aktuelle Corona-Pandemie sei nicht leicht in den Griff zu kriegen, sagte Ludwig. Dennoch spricht er von einer Art Testfall eines «nicht so superaggressiven Virus, bei dem wir die ganzen Maßnahmen ausprobieren und durchtesten können». Es gebe auch andere Infektionen, bei denen jeder Zweite sterbe.

Ein Verbot von Lebendtiermärkten hält Ludwig für wenig realistisch. Das sei eine Überlegung am Reißbrett und ein Eingriff in die Hoheit von Nationen. «Diese Märkte gehören zum kulturellen Leben einer Nation. Wir können den Chinesen das schlecht vorschreiben.» Eher stellt der Forscher die Frage in den Raum, warum es diese Märkte überhaupt gibt. «Tiere werden lebend verkauft, weil man zuwenig Konservierungsmöglichkeiten hat», sagt der Wissenschaftler aus Münster. Gefriertruhen könnten eine Lösung sein.

Ludwig sieht durch die Globalisierung eine steigende Gefahr durch Zoonosen, also Krankheiten, die aus dem Tierreich auf den Menschen überzuspringen drohen. «Wir können jetzt von einem größeren Risiko reden, denn die Verbreitung hat sich geändert.»
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Experten überprüfen Corona-Maßnahmen - Empfehlungen für die Zukunft

 Rätselhafter Corona-Effekt: Deutlich mehr Fälle verfrühter Pubertät

 Corona-Topf der EU: Zur Halbzeit erst Drittel der Gelder ausgezahlt

 Bayern kritisiert umfangreiche Prüfungen von Corona-Hilfsgeldern

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken