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07.05.2014 | 10:06 | Klimaforschung 

Brennpunkte des Klimawandels in Afrika: Unsicherheiten nutzen

Potsdam - Wo mehrere Folgen des Klimawandels zeitgleich spürbar werden - Dürren oder Überflutungen, Missernten oder Schäden in Ökosystemen - entstehen in bestimmten Teilen Afrikas Brennpunkte des Risikos.

Klimafolgen
(c) Miriam Böttner - fotolia.com
Erstmals konnten diese dort jetzt dingfest gemacht werden, in einer Studie von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Unsicherheiten bei der Abschätzung lassen sich dabei für Entwicklungsstrategien dieser Länder nutzbar machen, so die Forscher. Die Wahrscheinlichkeit von Klimafolgen und deren mögliche Schadenshöhe können miteinander abgewogen werden, um über Anpassungsmaßnahmen zu entscheiden.

„Drei Regionen sind in Afrika schon in ein paar Jahrzehnten erheblich gefährdet: Teile der Nachbarstaaten Sudan und Äthiopien, die Länder rund um den Victoria-See, und der südwestliche Teil des Kontinents mit Teilen Südafrikas, Mosambiks und Simbabwes“, sagt Leit-Autor Christoph Müller. Sie werden den Berechnungen zufolge verstärkt Trockenzeiten erleben, verringertes Pflanzenwachstum, und nahe dem Victoria-See auch Überschwemmungen.

Wo die Folgen schmerzen - und wo nicht



In diesen Regionen Afrikas unterhalb der Sahara trifft eine Kombination von hoher Wahrscheinlichkeit und potenziell starken Folgen des Klimawandels vergleichsweise dicht bevölkerte Gebiete mit hohen Armutsraten. Genau hierauf haben die Forscher ihr Augenmerk gerichtet. „Wir versuchen die Orte zu ermitteln, wo der Klimawandel am meisten schmerzt“, so Müller.

„Die gute Nachricht ist, dass große Länder wie Nigeria und der tropische Regenwald in der Kongo-Region wahrscheinlich weit weniger betroffen sind“, hebt Müller hervor. Zwar ist der Klimawandel natürlich eine globale Herausforderung, weil Treibhausgase aus der Nutzung fossiler Brennstoffe weltweit Ökosysteme stören, aber die Folgen sind in Zeit und Raum sehr unterschiedlich verteilt. Bislang haben die meisten Studien nur einzelne Aspekte der Klimawandelfolgen thematisiert, obwohl gerade das gleichzeitige Eintreten mehrerer Klimafolgen die Verwundbarkeit erhöht. Daher ist es so wichtig, mögliche Brennpunkte zu aufzuspüren – und eine Metrik zu entwickeln, die ausdrücklich Unsicherheiten aufgreift.

Management von Risiken, um Anpassung zu planen



„Es geht hier um Risiken“, sagt Hermann Lotze-Campen, Leiter des PIK-Forschungsbereichs Klimawirkung und Vulnerabilität. „Wir müssen mit Unsicherheiten leben: Perfekte Daten über die zukünftigen Folgen des Klimawandels haben wir schlicht nicht. Aber Computersimulationen können uns helfen, Wahrscheinlichkeiten und Intensität der Klimafolgen besser zu verstehen.

Und die globale Erwärmung ist ganz klar eine Bedrohung der Lebensgrundlagen vieler Menschen und kann daher nicht ignoriert werden. Daher müssen wir heute Entscheidungen treffen, auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeiten und den auf dem Spiel stehenden Werten – so wie wir das immer tun, ob beim Bau von Deichen oder auch beim Erlassen von Regeln für sicheren Flugverkehr.“

Wahrscheinliche Folgen, so wie häufigere intensive Trockenzeiten im südlichen Sahel verlangen eindeutig danach, Bewältigungsstrategien für Bauern und Hirten zu entwickeln, auch wenn die Stärke der Veränderung noch unsicher ist. Nur mäßig wahrscheinlich sind hingegen Überschwemmungen in Ostafrika, aber diese haben möglicherweise sehr schwere Auswirkungen – besonders in Ländern wie Tansania, die bereits heute unter Überflutungen leiden. All dies muss von Fall zu Fall bewertet werden, um die Optionen für eine Erhöhung der Widerstandsfähigkeit ebenso abzuschätzen wie mögliche Schäden.

Anpassungsmaßnahmen können ganz verschieden aussehen: vom verbesserten Zugang zu internationalen Agrarmärkten, um zum Beispiel Vieh vor Trockenzeiten zu verkaufen, bis zu unterirdischen Speichern für Regenwasser oder Versicherungssystemen, die einen Ausgleich schaffen können für von einem Jahr zum anderen stark schwankende Ernten.

„Die vorliegende Studie bietet den Menschen in den Regionen Informationen, die diese dann hoffentlich für ihre Entscheidungen nutzen können“, so Lotze-Campen. „Eine kontinentweite Szenarien-Analyse kann nie eine Blaupause für Anpassung sein, weil ihr natürlich die örtliche Expertise fehlt. Aber sie kann helfen zu entscheiden, wo in den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Ländern die begrenzten Ressourcen am Besten eingesetzt werden.“ (pik)
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