Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.08.2006 | 17:54 | Heilpflanzen 

Chinesische Heilkräuter made in Franken - Landwirte entdecken Nische

Gustenfelden - Chinesischen Unternehmen wird oft vorgeworfen, dass sie gute Produkte aus Europa nachbauen. Jetzt haben mittelfränkische Landwirte den Spieß umgedreht:

Arnika
Arnika (c) W@W - fotolia.com
Sie bauen traditionelle chinesische Heilkräuter an - und die Qualität soll sogar noch besser sein als beim Original.

Der kleine Ort Gustenfelden liegt in einer hügeligen Landschaft mit vielen kleinen Höfen. Im täglichen Überlebenskampf haben gerade diese kleinen Höfe immer wieder etwas Neues ausprobiert. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich hier vor allem Heilkräuter und Tabak etabliert. Die chinesischen Heilkräuter waren für Landwirt Thomas Burk deshalb eigentlich nichts Besonderes. Seit 1992 ist er in der Landwirtschaft, bereits ein Jahr später begann er, Heilkräuter anzubauen, zunächst typisch deutsche: Sonnenhut und Baldrian.

Als 2004 die Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft aus Freising eine Informationsveranstaltung über chinesische Heilpflanzen anbot, hat sich Thomas Burk erstmals mit den asiatischen Kulturen befasst. «Man muss Nischen nutzen, um zu überleben», ist der Landwirt überzeugt. Ein Jahr später hat er die ersten Pflanzen angebaut.

Auf die Idee mit den deutsch-chinesischen Heilkräutern ist Ulrich Bomme von der Landesanstalt gekommen. Ärzte, die die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) praktizierten, hätten geklagt, dass die Qualität der Heilkräuter aus Fernost immer schlechter werde und dass es außerdem oft Liefer-schwierigkeiten gebe. Anfangs erntete Bomme für sein Projekt nur ein müdes Schmunzeln, doch nachdem das Landwirtschaftsministerium das Projekt förderte, gab es kein Zurück mehr. «Beim Pfefferminz fragt auch keiner, wo der angebaut wurde. Warum sollen mittelfränkische chinesische Heilkräuter nicht wirken?», fragt der Wissenschaftler.

Bomme ist sichtbar zufrieden: «Das ist ein Paradebeispiel für angewandte Forschung.» Sechs Jahre hat er im Labor geforscht, bevor es auf die Felder ging. Von 16 Pflanzenarten, die ihm geeignet erschienen, sind letztlich sieben übrig geblieben. Drei Bauern aus Mittelfranken waren die ersten, die chinesische Heilkräuter angepflanzt haben - zusammen etwa ein Hektar. Bereits nach einem Jahr wurde die Fläche wegen steigender Nachfrage verdreifacht.

Erste Pharmafirmen und Kliniken schätzen bereits die deutschen TCM-Kräuter. Die Anbauflächen können leichter kontrolliert werden. Dadurch entfällt für die Firmen das Risiko zu stark belasteter Pflanzenlieferungen aus China, die nicht verwendbar waren. Außerdem ist der Wirkstoffanteil in den deutschen Pflanzen deutlich höher, und es gibt keine Lieferengpässe.

Für Thomas Burk ist klar: Beim Preis kann er mit den Pflanzen aus Fernost nicht mithalten. Deshalb setzt er voll auf Qualität. Denn nur mit einem hohen Ertrag lohnt sich auch für ihn das Geschäft. Eine große Umstellung war für ihn nicht nötig. «Die Scutellaria, das Helmkraut, haben wir mit einer Maschine gepflanzt, mit der wir sonst Erdbeeren pflanzen», erzählt Burk.

Ende Oktober steht die Ernte an - auch das geht problemlos mit deutschen Maschinen. Fällt die Ernte gut aus, werden bald mehr Landwirte auf die Heilkräuter umsteigen. Dann wird sich das Bild von Gustenfelden ändern: Der für die Gesundheit schädliche Tabak wird verschwinden zu Gunsten der Gesundheit fördernden chinesischen Heilkräuter. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich