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27.04.2020 | 08:11 | Virenforschung 

Corona-Forschung in Hessen - Vom Impfstoff bis zur App

Frankfurt/Main - Auch hessische Wissenschaftler beteiligen sich an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus, erforschen aber noch viele andere Fragen zur Pandemie und ihren Auswirkungen.

Forschungsprojekte
Die beispiellose Corona-Pandemie und ihre Folgen beschäftigt Wissenschaftler zahlreicher Disziplinen. Manche denken bereits an die Nachwelt. (c) Alfred Bondarenko - fotolia.com
Angesichts der historischen Dimension der Corona-Krise wird beispielsweise bereits ein «Corona-Archiv» angelegt. Ein Überblick der Projekte an hessischen Universitäten und Kliniken:

Virologen und Mediziner



Das neuartige Coronavirus trägt den Namen Sars-CoV-2 und kann die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen. Hessens Virologen erforschen verschiedene Aspekte des Erregers und suchen nach einem Impfstoff oder einem Medikament.

Das Team um die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek etwa arbeitet mit einer sogenannten pharmakologischen Substanzdatenbank, die nach antiviralen Wirkstoffen durchsucht werden soll. Zweiter Ansatz ist die Gen-Schere CRISPR-Cas9. Die Idee ist, Gene auszuschalten, die das Virus zur Infektion benötigt.

Marburger Virologen sind im Team mit weiteren Wissenschaftlern an einer Impfstoffsuche beteiligt. Sie nutzen dafür eine sogenannte Impfstoffplattform, wie vor kurzem Stephan Becker erläuterte, der Direktor des Marburger Instituts für Virologie. Mit diesem Verfahren sollen möglichst schnell Gegenmittel für neue Viren gefunden werden.

Auch Gießener Forscher sind an Impfstoff-Forschungsprojekten beteiligt: Das Team um den Virologen Friedemann Weber untersucht im Rahmen eines internationalen Projektes in Zellkulturen, wie das angeborene Immunsystem auf verschiedene Impfstoffkandidaten reagiert.

Lungenforscherin Susanne Herold ist nach Angaben des hessischen Wissenschaftsministeriums an einer internationalen Studie beteiligt, bei der vier Wirkstoffe getestet werden sollen.

Corona-Apps



Handy-Apps, die Bewegungsprofile nutzen, sollen bei der Eindämmung des Corona-Virus helfen. Ihr Einsatz ist wegen Datenschutz-Bedenken aber umstritten. Forscher der Technischen Universität Darmstadt (TU) arbeiten gemeinsam mit Partnern an einer Tracing-App, die laut Uni «vollständig auf die Verwendung persönlicher Daten» verzichtet.

«Es müssen keine persönlichen Daten angegeben werden, um die App nutzen zu können.» Einzige personenbezogene Information, die aber freiwillig gegeben werden könne, sei die Angabe der Postleitzahl.

Gedanken über das Für und Wider von Corona-Apps macht sich der Forschungsverbund «Forum Privatheit». Man sehe eine App «als eine gute Möglichkeit, um gleichzeitig Gesundheitsschutz und Lockerung der Freiheitsbeschränkungen zu erreichen», sagt der Kasseler Rechtswissenschaftler Alexander Roßnagel, der Sprecher des Verbunds.

«Zugleich muss diese App aber auch datenschutzgerecht funktionieren. Nur so kann das notwendige Vertrauen in diese Technik erzeugt werden und diese durch breite Nutzung erfolgreich sein.»

Online-Service



Habe ich Corona oder nicht - diese Frage treibt viele Hessen um. Marburger Forscher haben einen Online-Check entwickelt, mit dem sich die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ermitteln lässt. Menschen mit entsprechenden Symptomen sollen so den Angaben nach ihr individuelles Risiko einschätzen können. Dazu müssen sie auf der Internet-Plattform «Covid-Online» eine Reihe von Fragen zu bestimmten Krankheitszeichen beantworten. Derzeit wird die Webseite überarbeitet.

Tüfteln für die Praxis



Bei einem schweren Verlauf von Covid-19 müssen einige Patienten beatmet werden. Für den Fall, dass Beatmungsgeräte während der Pandemie knapp werden, haben Experten der Uni Marburg und des Uni-Klinikums Gießen und Marburg Geräte entwickelt, die laut Wissenschaftsministerium schnell und vergleichsweise preisgünstig hergestellt werden können.

Demnach werden Geräte gegen Atemstillstände bei Schlafenden mit Bauteilen für rund 50 Euro so erweitert, dass sie zur künstlichen Beatmung eingesetzt werden können. Das Ministerium unterstütz die Tüftler mit 10.000 Euro.

Corona und Psyche



Psychologen um Ulrich Stangier von der Uni Frankfurt wollen herausfinden, wie die Menschen mit der Corona-Krise umgehen. Die einen reagierten gelassen auf die Situation, bei anderen könnten auch Einsamkeitsgefühle und Grübeln auftreten, so die Hochschule. «Welche Rollen hierbei das Wissen über die Infektion und Emotionen spielen, ist bislang noch nicht untersucht worden.» Die Studie soll erste Erkenntnisse dazu liefern.

Erinnern an die Krise



Mit einem «Corona-Archiv» wollen die Unis in Bochum, Hamburg und Gießen ein digitales Gedächtnis der Pandemie erstellen. Die Forscher haben daher dazu aufgerufen, persönliche Erinnerungen und Fundstücke aus dem Alltag zu der Krise online hochzuladen. Damit sollen nach Angaben der Hochschulen die Erfahrungen zu Kontaktverboten, Ausgangsbeschränkungen oder Ansteckungsrisiken für die Nachwelt erhalten bleiben.

Es gehe bereits heute darum, «die Grundlagen dafür zu legen, dass wir uns irgendwann in Zukunft bestmöglich zurückerinnern», sagt der Präsident der Uni Gießen, Joybrato Mukherjee, dazu in einer Online-Videobotschaft. Denn irgendwann werde man vielleicht auf 2020/21 als die «Corona-Jahre» zurückblicken.
dpa/lhe
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