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05.02.2011 | 11:38 | Debatte: Zukunft der Sicherheitsforschung 
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Daniel Barben: Die möglichen Folgen und Implikationen neuer Technologien sollten interdisziplinär bearbeitet werden

Darmstadt/Aachen - Angesichts wachsender Weltbevölkerung, Klimawandel und Ressourcenknappheit stehen Landwirtschaft und Pflanzenzüchtung vor neuen Herausforderungen. Auch gentechnische Methoden werden dabei eine Rolle spielen. bioSicherheit sprach mit Prof. Dr. Daniel Barben über diese Themen.

Prof. Dr. Daniel Barben
Prof. Dr. Daniel Barben (c) bioSicherheit.de
Prof. Dr. Daniel Barben ist Politikwissenschaftler. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die gesellschaftliche Akzeptanz von technologischer Innovation. In den neunziger Jahren forschte er am Wissenschaftszentrum Berlin zur Akzeptanz der Grünen Gentechnik. Nach einem mehrjährigen Forschungsaufenthalt in den USA, wo er sich vor allem mit der Nanotechnologie beschäftigte, wurde er 2010 auf die VDI-Stiftungsprofessur für Zukunftsforschung an der RWTH Aachen berufen.

bioSicherheit: In der Pflanzenforschung stehen neue Entwicklungen und neue Züchtungsziele an - nachwachsende Rohstoffe, erhöhte Biomasseproduktion, Krankheits- und Stressresistenz. Wie sollte man mit diesen neuen Pflanzen und diesen neuen Eigenschaften umgehen? Welche Art von Begleitforschung brauchen wir?

Daniel Barben: Naturwissenschaftliche Sicherheitsforschung ist natürlich auf jeden Fall notwendig im Hinblick auf mögliche Risiken für Umwelt, menschliche, tierische oder pflanzliche Gesundheit. Und für die entsprechenden Regulierungswerke auf nationaler und internationaler Ebene bleibt das ein ganz wichtiger Gesichtspunkt. Das beantwortet aber nicht das ganze Spektrum der Fragen der politischen Relevanz dieser Technologien. Diese Fragen sind nicht erschöpfend und befriedigend dadurch beantwortet, dass man sagt, die Pflanzen sind unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten sicher.

Das Ziel der Anpassung an sich verschlechternde ökologische Bedingungen ist schon früher kritisch diskutiert worden dahingehend, dass diese nicht dazu führen sollte, dass man die ökologischen Veränderungen einfach akzeptiert und nur noch versucht, rein technische Lösungen zu finden. Und das, denke ich, wird in der gesellschaftlichen Diskussion wahrscheinlich einer der zentralen Streitpunkte sein, einerseits sinnvolle Ziele in der pflanzenbiotechnologischen Entwicklung zu formulieren und umzusetzen und zugleich aber Umweltpolitik weiterhin ernstzunehmen und auf der Ebene auch aktiv zu bleiben. Andernfalls erweckt man sehr schnell den Verdacht, dass man ein Problem akzeptiert, es lediglich technisch lösen und auch noch kommerziell ausnutzen will.

Die sozialen, ökonomischen und politischen Implikationen können auf jeden Fall sehr beträchtlich sein, und die Herausforderung wird sein, Interdependenzen zwischen verschiedenen Technologie- und Wirtschaftsfeldern zu untersuchen. Sonst wird man nicht nur durch mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz überrascht, sondern auch durch neue Probleme, die dann wiederum sehr aufwändig bewältigt werden müssen. Ein Beispiel ist der Anbau von Energiepflanzen. Nachdem das in den letzten Jahren in den USA, aber auch in anderen Ländern vermehrt massiv gefördert wurde, um Alternativen zum Öl zu schaffen, gab es zum Teil dramatische Auswirkungen an Orten, die man zunächst gar nicht im Blick hatte, wie der Anstieg des Maispreises in Mexiko. Insofern ist das von Jean Ziegler, der bei der UNO für Armutsbekämpfung zuständig ist, damals gemachte Statement, dass man Anbauflächen für Lebensmittel nicht für die Treibstoffproduktion nutzen sollte, bedenkenswert. Das ist auch eine mögliche Konfliktlinie, die man im Auge haben sollte und wiederum jenseits dessen, was biologische Sicherheitsforschung sagen kann.
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Kommentare 
Alfred schrieb am 05.02.2011 14:53 Uhrzustimmen(83) widersprechen(87)
Die Skepsis breiter Bevölkerungsschichten gegenüber neuen Technologien hat auch etwas mit der Freistellung von Haftungsansprüchen zu tun, die man sich rechtzeitig vom Gesetzgeber holt. Da helfen seitenlange Interviews, die ohnehin kaum jemand liest und auch akademische Weihen nichts. Man sollte dem Souverän (Bürger) diese seine Eigenschaft nicht nur zu Wahlen zugestehen...
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