Zu diesem Schluss ist jetzt ein internationales Forscherteam der Universitäten Stanford, Tübingen und Bayreuth unter der Leitung von Dr. Eva Marie Muehe gekommen, die in Stanford und Tübingen forscht; die Studie wurde im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.
Gemäß den Szenarien der Wissenschaftler könnte die Reisproduktion bis zum Ende dieses Jahrhunderts um bis zu 40 % zurückgehen. Wie die Universität Tübingen am Dienstag (5.11.) mitteilte, wird schon lange befürchtet, dass der
Klimawandel mit steigenden Temperaturen und erhöhtem Kohlendioxidgehalt der
Luft sowie Wasserknappheit die Ernteerträge um bis zu 15 % mindern könnte.
In der Studie sei von den Forschern neben den Klimadaten die steigende Schadstoffbelastung der Böden berücksichtigt worden. Sie hätten „weit dramatischere“
Ernteeinbußen errechnet, und das bei einer rasant wachsenden Weltbevölkerung.
Laut den Forschern kommt in Asien, wo 97 % der weltweiten
Reisernte produziert werden, das giftige Halbmetall Arsen vielfach natürlicherweise im
Grundwasser vor. Durch die Bewässerung der Reisfelder reichere sich Arsen immer stärker im Boden an. „Wir haben festgestellt, dass das Arsen aus dem Boden bei höheren Temperaturen und höherem Kohlendioxidgehalt der Luft verstärkt von den Reispflanzen aufgenommen wird“, berichtete Muehe. Das Arsen schädige die Bildung der Reiskörner und verringere somit den durch die Bedingungen der
Klimaerwärmung bereits verminderten Eintrag weiter.
Höherer ArsengehaltMit Hilfe von Gewächshausstudien konnten die Wissenschaftler basierend auf bisherigen Simulationsmodellen laut der Universität Tübingen zeigen, dass die Klimaerwärmung allein bei der kalifornischen Reisvariante M206 einen Ertragsverlust von 16 % verursacht. Wenn die erhöhte Verfügbarkeit von Arsen im Boden mit einbezogen werde, komme man auf einen Ertragsverlust von insgesamt 42 %, erklärte Muehe. Das bedeute, dass Prognosen zum künftigen Reisertrag deutlich zu hoch seien.
Der in Zukunft produzierte Reis werde außerdem mehr an dem für den Menschen giftigen Arsen enthalten. Die ständige Aufnahme größerer Mengen Arsen könne zu Hautverletzungen, Krebs, einer Verschlimmerung von Lungenkrankheiten und sogar zum Tod führen. Die Wissenschaftlerin will in Zusammenarbeit mit anderen Forscherteams die Modelle zur künftigen Reisproduktion unter Berücksichtigung der Effekte von Schadstoffen wie Arsen weiter verbessern.
Nach Muehes Einschätzung haben die neuen Studienergebnisse eine immense Bedeutung für die Vorhersagen zur Ernährungssicherheit großer Teile der Weltbevölkerung.