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10.09.2020 | 06:03 | GVO-frei? 

Experten reagieren skeptisch auf neuen Gentechnik-Nachweis

Berlin - Bundesumweltministerin Svenja Schulze bezeichnete eine kürzlich vorgestellte Methode zum Nachweis von Genveränderungen als wichtigen Erfolg für den Umweltschutz - Experten aus dem Bereich sehen das Studienergebnis aber skeptisch.

Biotechnologie
Experten bei von Schulze gelobtem Gentechnik-Nachweis skeptisch. (c) Darren Baker - fotolia.com
Die von den Autoren vorgestellte Methode ermögliche zwar den Nachweis für den Austausch von Erbgutbausteinen in einer bestimmten Gensequenz, es lasse sich aber nicht daraus ableiten, wie diese Veränderung entstanden ist, erklärte Ralf Wilhelm vom Julius Kühn-Institut in Quedlinburg. Es lasse sich also nicht erkennen, ob sie auf herkömmliche Verfahren oder neue Gentechnik-Methoden, das sogenannte Genome Editing, zurückgeht.

«Das ist ein wichtiger Erfolg für den Umweltschutz und für alle, die auf gentechnikfreie Lebensmittel Wert legen», hatte Schulze (SPD) am Montag mitgeteilt. Befürworter der neuen Gentechnik-Methoden hätten argumentiert, der Nachweis der Veränderung könne mit der neuen Technik nicht mehr gelingen.

Nun sei gezeigt: «Mit dem nötigen Forschungsinteresse können solche Nachweismethoden eben doch entwickelt werden.» Sie werde darauf dringen, dass sich Deutschland bei der EU-Kommission für eine schnellstmögliche Prüfung der Nachweismethode einsetze, «um sie möglichst zügig in die Praxis zu bringen».

Dem Bericht der Forscher zufolge ermöglichte die Methode den Nachweis einer gentechnisch veränderten Rapssorte, die mit Genome Editing hergestellt wurde. Das sind Techniken, über die das Erbgut gezielter verändert werden kann als mit älteren Gentechnik-Methoden.

Die genutzte PCR-Methode sei schon lange bekannt, erläuterte Holger Puchta vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Mit ihr lasse sich eine schon bekannte und vorher vom Hersteller veröffentlichte Mutation nachweisen. Die Technik sage nichts darüber aus, wie die Mutation entstand - ob natürlich, mit klassischen Methoden oder der Genschere Crispr.

«Wenn die Position der Mutation nicht vorher vom Hersteller veröffentlicht wird und er auch nicht von sich aus die Herstellungsmethode bekannt gibt, ist die hier vorgestellte Methode vollkommen unbrauchbar», erklärte Puchta. «Wenn also eine Firma behauptet, die entsprechende Mutation wäre spontan entstanden - dann kann das wissenschaftlich nicht widerlegt werden.»

2018 hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass neue Gentechnik wie die sogenannte Genschere Crispr/Cas auch als Gentechnik gilt und damit nach dem Gentechnikrecht streng reguliert ist. Ob diese Gleichsetzung zeitgemäß ist, ist umstritten.
dpa
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