Sie warnten am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung vor irreparablen Schäden. «Eine pauschale Ablehnung der grünen
Gentechnik schadet nachhaltig dem Forschungsstandort Deutschland», erklärten die Organisationen in Berlin, darunter die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft und die Hochschulrektorenkonferenz. Zugleich wuchs die Kritik gegen ein Schweinezuchtpatent.
Die Forschungsorganisationen verlangten eine vorurteilsfreie Untersuchung von Risiken. Die bisherigen Sicherheitsprüfungen hätten keine Ergebnisse gebracht, die eine Abkehr von der Gentechnik «auch nur entfernt» nahelegten. «Das Verbot birgt die Gefahr, dass diffuse Ängste statt sachlicher Aufklärung im Vordergrund stehen.»
Aigner hatte den Anbau von Genmais
MON 810 des Herstellers
Monsanto am Dienstag verboten. Sie will die Forschung weiter fördern und hatte betont, das Verbot sei eine Einzelfallentscheidung. Die Wissenschaftsorganisationen kritisierten, dass der Anbau-Stopp der zukunftsorientierten Ausrichtung «diametral» entgegen stehe.
Das deutschlandweite
Anbauverbot tritt voraussichtlich an diesem Freitag offiziell in Kraft. Dann würden das Unternehmen und die Bundesländer als Kontrollinstanzen informiert, sagte eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums. Forschungsministerin Annette Schavan (
CDU) hatte Aigners Entscheidung kritisiert und vor Verteufelung der Forschung gewarnt. Bauernpräsident
Sonnleitner sprach sich für eine weitere Forschung zu «grüner Gentechnik» aus. «Wir müssen über Chancen und Risiken neuer Technologien Bescheid wissen», sagte er der «Passauer Neuen Presse» (Donnerstag).
Der Bauernpräsident setzt auf ein Verbot für Patente auf Tiere und Pflanzen. «Diesen ganz großen Sündenfall werden wir verhindern», sagte er der Zeitung. Anlass sind die Proteste gegen ein Patent auf ein Schweinezuchtverfahren. «Wir sehen in diesem Patent eine Bedrohung für die freie Züchtung.» Die europäische Biopatentrichtlinie müsse auf den Prüfstand. «Wir können nicht zulassen, dass die Großkonzerne eines Tages darüber entscheiden, was gezüchtet wird und die Verbraucher auf den Teller bekommen.» Grünen- Fraktionsvize Bärbel Höhn verlangte ebenfalls einen Stopp des Schweinezuchtpatentes. «Das Patent erstreckt sich nicht nur auf ein Verfahren, sondern auch auf die Tiere und teilweise auf deren Nachkommen», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Umweltschützer und Landwirte hatten am Mittwoch in München gegen ein Patent auf die Schweinezucht protestiert, das bessere Fleischqualität zum Ziel haben soll. Auch Hessen, der
Bauernverband und der Deutsche Tierschutzbund legten Einspruch ein. Bayern will sich für ein generelles Verbot von Patenten auf Tiere und Pflanzen einsetzen.
Unions-Fraktionsvize Wolfgang Zöller (CSU) verteidigte das Genmais-Verbot gegen Kritik aus der CDU. Wenn Aigner die Agro- Gentechnik generell verboten hätte, «hätte sie Widerstand bekommen, weil die große Mehrheit der Union Chancen in der grünen Gentechnik sieht», sagte er der dpa. Saar-Umweltminister Stefan Mörsdorf (CDU) stellte sich hinter Aigner. Solange es Zweifel über Gefahren für Mensch und Umwelt gebe, müsse sie den Anbau untersagen, schrieb er in der «Welt» (Donnerstag). Die
SPD will sich für eine Neuregelung der Gentechnik auf EU-Ebene einsetzen. «Ziel muss sein, dass sich Nationalstaaten und Regionen verbindlich zu gentechnikfreien Zonen erklären können - und zwar ohne Zustimmung der EU-Kommission», sagte SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber den «Ruhr Nachrichten» (Donnerstag).
MON 810 ist seit 1998 der einzige Genmais, der in der Europäischen Union (EU) für kommerziellen Anbau zugelassen ist. In den Mais ist ein Gen eingebaut, das ein Eiweiß gegen den Schädling
Maiszünsler - einen Schmetterling - produziert. Bundesweit war für 2009 ein Genmais-Anbau von rund 3600 Hektar geplant. Das sind etwa 0,2 Prozent der gesamten Maisanbaufläche in Deutschland. (dpa)