Die neuen Hefen könnten nicht nur wie von Natur aus die Zuckerart Glucose, sondern nun auch die am zweithäufigsten in Pflanzen vorkommende Zuckerart Xylose in Ethanol umwandeln, teilte die Universität Frankfurt am Dienstag mit. Der Biologe Eckhard Boles hatte mit seinem Team bereits vor einiger Zeit Hefen so verändert, dass sie die Zuckerart Arabinose verarbeiten können. Aber erst die Umwandlung der Xylose mache nun bei der Ethanol-Herstellung einen deutlichen Unterschied, sagte der Forscher.
Ein großer Vorteil des neuen Herstellungsverfahrens ist nach Universitäts-Angaben, dass die Herstellung des Kraftstoffes nun nicht mehr auf Lebensmittel wie Mais oder Getreide als Rohstoff angewiesen ist und deshalb der Nahrungsmittelproduktion keine Konkurrenz mehr macht. Das Verfahren sei bereits zum Patent angemeldet und solle nun kommerziell genutzt werden.
Der Kraftstoff Ethanol gilt im Vergleich zu Benzin oder Super als umweltfreundlich, wird aber bisher überwiegend aus essbaren Pflanzen wie Mais oder Zuckerrohr hergestellt. Die große Nachfrage nach Bio- Sprit treibt weltweit die Preise für die Pflanzen in die Höhe, die besonders den Menschen in armen Ländern als Grundnahrungsmittel dienen. Deshalb wird Ethanol mit für die weltweite Ernährungskrise verantwortlich gemacht und ist umstritten.
Der Frankfurter Biologe Eckhard Boles hat nun Bierhefe, mit der Ethanol hergestellt wird, so verändert, dass sie auch zwei andere in Pflanzen enthaltene Zuckerarten zu Ethanol vergären kann. Denn von Natur aus können die Mikroorganismen nur die hochwertige Zuckerart Glucose verwerten, die beispielsweise in Maiskörnern enthalten ist. Die ebenfalls in Pflanzen vorkommenden Zuckerarten Xylose und Arabinose fielen bisher als Abfälle an.
Auch Gras, Holzabfälle oder extra gezüchtete
Energiepflanzen wie Elefantengras eigneten sich zur Ethanol-Produktion, sagte Boles. Die gentechnisch veränderte Hefe könne die Pflanzen zwar nicht komplett verwerten, es könnten nun aber beispielsweise Maispflanzen um bis zu 30 Prozent effizienter genutzt werden. Um der Bierhefe die umfangreiche Zuckerverwertung möglich zu machen, pflanzten der Biologe und sein Team den Mikroorganismen ein Enzym von Bakterien ein. (dpa)