Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
16.10.2019 | 05:50 | Fridays for Future 

Generation umweltbewusst? Jugend wird politisch aktiver

Berlin - «Es tut sich was. Eine Generation meldet sich zu Wort, sie artikuliert sich, sie artikuliert ihre Interessen und ihre Ansprüche.»

Demonstration
Greta Thunberg und die Bewegung Fridays for Future machen Schlagzeilen. Aber sind Umwelt- und Klimaschutz wirklich Anliegen einer ganzen Generation? Eine neue Jugendstudie gibt Aufschluss. (c) proplanta
Nicht nur untereinander, sondern auch gegenüber Politik und Gesellschaft. Was der Jugendforscher Mathias Albert von der Universität Bielefeld am Dienstag als Fazit der Shell-Jugendstudie 2019 über die Jugend in Deutschland sagt, klingt wie eine Beschreibung dessen, was seit Monaten immer wieder freitags auf den Straßen zu sehen ist. Tausende Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene fordern mehr Klimaschutz ein.

Plastik im Meer, CO2-Ausstoß, Artensterben: Umweltthemen hatten auch vor dem Hintergrund der Fridays-for-Future-Bewegung zuletzt Konjunktur, waren sehr präsent in den Medien. Da erstaunt es kaum, dass der Anteil der Jugendlichen deutlich gestiegen ist, die im Gespräch mit Interviewern des Instituts Kantar Angst vor Umweltverschmutzung zu Protokoll gaben - und zwar auf 71 Prozent. 65 Prozent gaben an, sich vor dem Klimawandel zu fürchten. Bei der Vorgängerstudie von 2015 hatte noch die Angst vor einem anderen breit debattierten Thema dominiert: Terror.

Steht Fridays for Future nun stellvertretend dafür, dass das politische Interesse der Jugend insgesamt steigt? Studienleiter Albert sagt in Berlin: «Es gibt eine Politisierung, aber Politisierung heißt bei der gegenwärtigen jungen Generation, dass diejenigen, die bereits bisher politisch interessiert waren, sich noch intensiver mit Politik auseinandersetzen und sich intensiver engagieren.»

Als umwelt- und gesundheitsbewusst zeigten sich insbesondere gut gebildete junge Frauen, sagte der Mitautor der Studie, Jugendforscher Klaus Hurrelmann. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), die das Zahlenwerk mit vorstellte, sprach von Engagement aus einem «wohlbehüteten Wohlstandsnest» heraus.

Wer nun glaubt, es wachse ein Volk engagierter Umweltschützer heran, sollte bedenken: Auch Erwachsene in Deutschland haben in Umfragen schon häufiger ihr Umweltbewusstsein betont - wenn es aber darum geht, das Auto stehen zu lassen oder auf Fleisch zu verzichten, passen die Zahlen nicht zusammen.

Bei Befragungen kommt es vor, dass Menschen sozial erwartete Antworten geben - und damit mitunter solche, die nicht der gelebten Realität entsprechen. Zum Beispiel, weil man nicht als Umweltsünder abgestempelt werden will.

Hurrelmann erläuterte auf Nachfrage, um diesen Effekt zu vermeiden, sei bewertungsfreie Interviewtechnik ausschlaggebend. Die Shell-Jugendstudie habe eine bis in die 1950er Jahre zurückreichende Tradition und in der Vergangenheit schon bewiesen, nah dran zu sein an der Entwicklung der Jugend. Die aktuelle Studie ist Nummer 18.

Konkrete Verhaltensweisen wurden für die Studie nicht abgefragt. Wie oft die angeblich umweltbewussten Befragten in den Flieger steigen, geht zum Beispiel nicht daraus hervor. Mögliche Widersprüche bleiben damit im Dunkeln.

Generell betonen die Autoren: Auch wenn «die Jugendlichen» in Deutschland keine homogene Gruppe seien, näherten sie sich einander in vielen Einstellungen an: Unterschiede zwischen Ost und West, Geschlechtern sowie zwischen jungen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund schrumpften.

Giffey zeigte sich besonders besorgt über einen anderen Befund: 71 Prozent der Befragten glauben nach eigenem Bekunden nicht, dass sich Politiker für ihre Belange interessieren. Dies müsse wachrütteln, mahnt die SPD-Politikerin. Das Vertrauen in die Demokratie sei zwar hoch, in Politiker aber vergleichsweise gering.

Giffey sprach sich für eine Debatte über eine Absenkung des Wahlalters aus: Sie persönlich sei der Meinung, dass junge Menschen auch im Alter von 16 Jahren in der Lage wären, eine informierte Wahlentscheidung zu treffen.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken