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12.06.2016 | 07:36 | Grüne Vielfalt 

Hochschule Osnabrück sucht Professor für Rasenmanagement

Osnabrück - Als im Halbfinale des DFB-Pokals 2015 Bayern München gegen Borussia Dortmund nach mehreren verschossenen Elfmetern ausschied, gab es sofort Diskussionen über die Qualität des Rasens im Münchner Stadion.

Gepflegte Rasenfläche
Rasen kann elegant sein, hart, weich - manche beschimpfen ihn auch als «Stoppelacker». Bei einem großen Fußballturnier wie jetzt der EM, reden viele über das Grün. In wissenschaftlichem Auftrag soll sich jetzt in Osnabrück ein Professor intensiv um das Thema kümmern. (c) proplanta
Und auch bei der jetzt startenden Fußball-Europameisterschaft wird es garantiert wieder Szenen geben, die Streit über das Grün nach sich ziehen. Eigentlich erstaunlich: Nur bei solchen Top-Ereignissen macht man sich Gedanken über Rasen.

Denn im Grunde hat jeder fast jeden Tag mit ihm zu tun. Wir laufen, stehen, liegen drauf, gleich ob in der Stadt oder auf dem Land, ob im Park oder hinter dem eigenen Haus. Rasen gibt es wirklich überall.

Wissenschaftler dafür finden sich aber kaum, zumindest nicht in Deutschland. Das soll sich demnächst in Osnabrück ändern - die Hochschule sucht nach einem Professor für Rasenmanagement.

Bis vor einigen Jahren habe es noch Lehrstühle und Forschungseinrichtungen für Grünland gegeben, sagt Harald Nonn, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft (DRG). Aber Institute wurden geschlossen, Professoren gingen in den Ruhestand. «Die Forschung ist hier mehr oder weniger eingeschlafen.»

Neidisch blicken die Rasenprofis aus den Zucht- und Landschaftsbaubetrieben, aus der Golfplatzpflege oder von den Stadion-Greenkeepern ins Ausland, vor allem in die USA. Dort gebe es fast in jedem Bundesstaat Rasenforschung, sagt Nonn. Damit die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Grün wieder in Schwung kommt, stiftet die DRG die Professur in Osnabrück. Denn: Rasen ist nicht gleich Rasen - je nach Lage, Klima und Funktion sind die Anforderungen ans Grün anders.

Forschungsbedarf sieht Nonn etwa bei Fragen der Pflanzenernährung. Welche Nährstoffversorgung ist unter welchen Nutzungsbedingungen die beste? Wo gibt es Einsparpotenziale? Wie kann man bei der Bewässerung von Rasenflächen sparen? «Das Thema Wasser spielt eine große Rolle», sagt Nonn. Im Moment gebe es zwar in einigen Ecken Deutschlands zu viel davon, aber noch im vergangenen Jahr habe es regional lange Trockenperioden gegeben.

Immer noch werde viel zu viel Trinkwasser für die Wässerung von Rasen gebraucht - clevere Brauchwassernutzung müsse erforscht werden. Offene Fragen gebe es auch bei dem Umgang mit dem Schnittgut und seiner Entsorgung, der Pflege, der Züchtung.

«Was wir im Moment haben, ist Trial and Error», sagt Nonn - Versuch und Irrtum, ohne System. Und die Erkenntnisse etwa der Rasenforschung in den USA seien nur bedingt auf Deutschland übertragbar: Das Klima ist hierzulande anders, und auch der Umgang mit Pflanzenschutzmitteln.

Warum soll nun gerade Osnabrück wieder zum Zentrum einer neu wachsenden Rasenwissenschaft in Deutschland werden? Die Hochschule habe eine lange Tradition im Bereich Landschaftsbau und Agrarwissenschaften, sagt Martin Thieme-Hack. Der gelernte Gärtner und studierte Landespfleger lehrt hier Baubetrieb im Landschaftsbau.

Zusammen mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Patrick Lawson forscht er bereits an der Entwicklung eines neuartigen Hybrid-Rasens, der lange halten soll, leicht und umweltfreundlich zu pflegen ist. Den Profi-Sport habe sein Team dabei nicht im Auge. «Es geht eher darum, dass die Kommunen sehr viel Geld für ihre Rasenflächen ausgeben.» Der Unterhalt müsse umweltfreundlich und nachhaltig sein, sagt Thieme-Hack. Bei guter Pflege halte ein Rasen ewig.

Als Fußballfan rechne er damit, dass der Spielrasen ein Thema bei der EM werden könnte. «Die deutschen Fußballrasen sind eher hart - die französischen eher weich», sagt er. Das zeige, dass es tatsächlich Unterschiede in der Rasenkultur zwischen verschiedenen Ländern gebe - das beste Argument, sich auch in Deutschland wieder wissenschaftlich mit Rasen zu beschäftigen.
dpa
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