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21.09.2014 | 12:35 | Deutscher Zukunftspreis 2014 

Lupinen-Projekt für Zukunftspreis nominiert

München - Ernährung, Gesundheit und Mobilität - die drei für den Deutschen Zukunftspreis nominierten Projekte umfassen in diesem Jahr eine große Bandbreite der Forschung - und des alltäglichen Lebens. Vielleicht mixen wir unser Müsli morgens schon bald mit Milch aus Lupinen.

Gelbe Lupine
(c) proplanta
In Gärten sind sie eine Zierde. Die Bauern nutzen sie als Zwischenfrucht und pflügen sie anschließend unter. Zum Essen aber sind Lupinen zu bitter. Sie schmecken nicht und riechen nach Heu. Ein Jammer, denn Lupinensamen sind sehr eiweißreich.

Forschern des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising bei München - und der in der Folge gegründeten Prolupin GmbH in Grimmen (Mecklenburg-Vorpommern) - ist es gelungen, in einem mehrstufigen Verfahren mit Kohlendioxid unter Druck den bitteren und grasigen Beigeschmack zu entfernen.

Dieses und zwei weitere Projekte sind nominiert für den Deutschen Zukunftspreis 2014. Die drei Teams stellten ihre Arbeit am Mittwoch in München vor. Der mit 250.000 Euro dotierte Preis des Bundespräsidenten gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftspreisen in Deutschland. Voraussetzung ist neben dem Innovationspotenzial die Marktfähigkeit.

Im Rennen sind auch eine Technologie, mit der Stoffe für neue Arzneimittel schnell und kostengünstig auf Wirksamkeit getestet werden können, sowie ein Verfahren zur Herstellung von festem und dennoch gut formbarem Stahl. Beide haben sich im Markt etabliert.

Lupinen für die menschliche Ernährung



Prolupin will jetzt Gas geben. Seit 2011 gibt es Speiseeis namens Lupinesse. Anfang 2015 sollen Milch, Joghurt, Brotaufstrich und Mayonnaise folgen. «Wir gehen davon aus, dass wir loslegen können», sagte Peter Eisner von Prolupin. 250 Tonnen Grundstoff könne die Firma im Jahr herstellen, genug für 12 Millionen Liter Lupinen-Milch. «Es war unsere Aufgabe, einen einheimischen Rohstoff zu finden.» Bei Soja gebe es Kritik, da für den Anbau Regenwälder abgeholzt und die Bohnen von weit importiert würden. Viele störe der Geschmack. Auch Soja bringe ein «muffiges, bohniges, bitteres Aroma» mit.

Bauern nutzen Lupinen zur Bodenverbesserung. Ob sich - wie das Team von Prolupin hofft - mit neutral schmeckenden Lupinenprodukten lohnende Absatzmöglichkeiten auftun, ist offen. Der Deutsche Bauernverband setzt sich seit langem für die Entwicklung heimischer Eiweißpflanzen ein, sieht aber noch erheblichen Forschungsbedarf. Bei Soja sei man mit Züchtungen für hiesige Breiten noch am Anfang, und auch Lupinen brächten nicht unbedingt die erwartete Ernte. Die Erträge seien «nicht hoch und nicht stabil», sagt Verbandssprecher Michael Lohse.

Kostengünstige Entwicklung von Medikamenten



Um die schnellere und billigere Entwicklung von Medikamenten geht es Forschern der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit ihrer ausgegründeten Firma Nanion Technologies GmbH. Sie perfektionierten die 1991 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Patch-Clampo-Technik, bei der anhand von Ionenströmen an Zellmembranen die Wirkung von Molekülen auf bestimmte Zellen festgestellt werden kann. Früher konnten nur einzelne Zellen hintereinander gemessen werden. Ein Modul ermöglicht nun das Messen an 384 Zellen, zwei Module an 768 Zellen.

«Wir können in einer Stunde mehrere Tausend Messungen machen, und 20.000 an einem Tag», sagt Projektsprecher Niels Fertig. Das sei eine enorme Steigerung - und bringe eine drastische Reduzierung der Kosten. Früher kostete die Messung zehn Euro, nun seien es 20 Cent. «Das ist für den kommerziellen Erfolg ganz wesentlich», sagt Fertig. «Wir haben schon die ersten Kunden, die das dezidiert gekauft haben für die Stammzellenforschung.»

Verbesserter Stahl



Um sehr dünnen und dennoch widerstandsfähigen Stahl geht es bei der Entwicklung der TU Clausthal in Niedersachsen und der Firmen Salzgitter Flachstahl GmbH und SMS Siemag AG in Düsseldorf. Stahl wird dabei auf ein gekühltes Förderband gegossen. Die schnelle Abkühlung wirke sich positiv auf die Gussqualität aus. Danach wird der Stahl auf zwei Millimeter gewalzt. Der Energieverbrauch sei geringer, zugleich werde Material gespart, sagt Projektsprecher Ulrich Grethe.

«2.500 Stahlsorten sind weltweit in Anwendung, jedes Jahr kommen 30 dazu. Das heißt: Das Produkt lebt.» Bei dem neuen Verfahren entstehen dünne, leicht formbare und dennoch widerstandfähige Stähle. Gerade im Autobau sei das wichtig, denn die CO2-Einsparungen verlangen Autos, die bei weniger Gewicht sicher sind. «Die Herausforderung für unsere Kunden besteht darin, die Autos leichter zu machen.»

Bis zum 19. November müssen die Teams sich nun gedulden: Die Jury gibt ihre Entscheidung erst am Tag der Preisvergabe bekannt. Joachim Gauck verleiht die Auszeichnung dann bei einem Festakt in Berlin. (dpa)
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