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16.01.2011 | 06:50 | Sustainable Globalization 

Modelldörfer in Indien sollen Sicherheit und Zukunft geben

Pforzheim - „Ich habe erste spannende Eindrücke gewonnen“, erklärte Piyush Dhawan. Der indische Student im Pforzheimer MBA Studiengang International Management war im vergangenen Jahr vor Ort in Südindien, wo ein Modellvorhaben der Bayer CropScience AG initiiert wird.

Modelldörfer in Indien
(c) proplanta
Mit Hilfe nachhaltiger Modelldörfer sollen der Lebensstandard indischer Landwirte angehoben und die Infrastruktur in ausgewählten Dörfern verbessert werden.

„Die Erfahrungen und Initiativen von Bayer CropScience sind sehr instruktive Beispiele. Unternehmen werden in der Globalisierung zunehmend vor gesellschaftliche Probleme, Herausforderungen, aber auch Chancen gestellt, die ihnen bisher fremd waren“, kommentierte Jürgen Volkert, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim, den Stand und die Pläne der Aktivitäten des Unternehmens in Indien. Mit dem Einstieg ins Baumwollsaatgutgeschäft wurde Bayer CropScience erstmals mit Kinderarbeit in Indien konfrontiert. Erste Lösungsansätze auf Branchenebene konnten das Problem nicht spürbar vermindern, daher baute das Tochterunternehmen der Bayer AG erfolgreich ein eigenes Kinderschutzprogramm in Indien auf. Ein kombiniertes System von Anreizen und Sanktionen für Bauern wurde eng mit Bildungsangeboten für die Kinder der Landarbeiter und wirkungsvollen Kontrollen auf den Feldern verzahnt. Das System bewies seine Effektivität und wurde im 9. Menschenrechtsbericht der Bundesregierung als beispielhafter Beitrag eines Unternehmens für gesellschaftliche Verantwortung gelobt.

Über die Eindämmung der Kinderarbeit hinaus will Bayer CropScience den Lebensstandard im ländlichen Umfeld, zunächst in einigen als Pilotprojekt dienenden Dörfern, anheben. Wissenschaftlich begleitet von Professor Jürgen Volkert und Studierenden des Pforzheimer MBA International Management sollen Modelldörfer“ entstehen, deren Konzeption im Erfolgsfall auf weitere Orte übertragen werden kann. Um was geht es? Die beabsichtigte Vorgehensweise bezieht neben weiterhin intensiven Bildungsangeboten für Kinder die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität und eine geförderte Selbstvermarktung, beispielsweise von Obst und Gemüse, ebenso wie Konzepte zur nachhaltigen Energieversorgung mit ein. Vieles basiert auf bereits aus dem Kinderschutzprogramm bekannten und erfolgreichen Projekten. In einem ersten Schritt sollen ressourcenschonende Bewässerungsprojekte initiiert werden.

Die Hochschule Pforzheim begleitet das Projekt wissenschaftlich. Nach den ersten Erfahrungen, die Piyush Dhawan bei seiner Indienreise gewonnen hat, wird zurzeit das weitere Vorgehen nach der Bündelung der bestehenden Maßnahmen aus dem Kinderschutzprogramm in den Projektdörfern entwickelt. Die am „Bayer CropScience Company Project“ beteiligten drei indischen und zwei chinesischen Pforzheimer MBA-Studierenden prüfen Maßnahmen, die von der Bewässerung sowie Gesundheits- und Energieversorgung über Straßenbau bis zur Beschäftigungssteigerung reichen. Als „spannend und aufregend“ beschreibt nicht nur Dhawan die Arbeit an diesem Projekt.

Grundlage für die zielführende Abfolge des Projektes ist das Modul „Sustainable Globalization“ des Pforzheimer MBA-Studiengangs „International Management“. „Die Vermittlung von Kompetenzen und Wissen für eine nachhaltige Globalisierung stellt eine zentrale Aufgabe zeitgemäßer Hochschulausbildung von Managementnachwuchs dar“, erklärte Jürgen Volkert, Ethikbeauftragter der Hochschule Pforzheim. Bei fehlenden politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen würden Unternehmen gerade in Schwellenländern immer mehr zu gesellschaftlich verantwortlichen Akteuren, von denen eine nachhaltige Entwicklung maßgeblich abhänge. Dem entsprechend müssten Manager heute und mehr noch in Zukunft auf gesellschaftliche Herausforderungen (u.a. mangelnde Gesundheitsversorgung und Bildung, Kinderarbeit, Korruption) und Fragen zur ökologischen Nachhaltigkeit (Umweltwirkungen, Klimaschutz, Ressourcenbewirtschaftung, etwa durch nachhaltige Bewässerung) kompetente Antworten geben können. „Schließlich können Unternehmen mit professionellen Nachhaltigkeitsstrategien gravierende Risiken eindämmen und sich zugleich neue Chancen auf Güter-, Arbeits- und Kapitalmärkten erschließen,“ so Volkert.

Kompetenzen in Bereichen der gesellschaftliche Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeitsstrategien würden daher von den Unternehmen immer mehr gefordert, so der Volkswirt Volkert. An der Hochschule Pforzheim wird wirtschafts- sowie unternehmensethischen Fragen ein hoher Stellenwert eingeräumt. Pforzheim hat als eine der ersten Hochschulen weltweit die Principles for Responsible Management Education (PRME) der Vereinten Nationen unterzeichnet, die eine solche zeitgemäße Managementausbildung zum Ziel haben. Als einer der ersten zwanzig Berichte weltweit ist bereits im vergangenen Jahr der erste Pforzheimer PRME-Bericht zum Stand und zu den weiteren Entwicklungsplänen der Hochschule auf der Homepage der Vereinten Nationen publiziert worden. (idw)
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