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30.10.2012 | 10:14 | Landnutzung in Südamerika 

TU München entwickelt neues Landnutzungskonzept

München - Intensiv und trotzdem klimafreundlich: Mischung aus Acker- und Waldflächen sichert hohen Ertrag.

Landnutzung
(c) proplanta
Klimaschutz oder intensive Landwirtschaft? Beides lässt sich verbinden, sagen Wissenschaftler der Technischen Universität München. Ihr neues Landnutzungskonzept beruht auf einer Kombination von kleinen, unterschiedlich bebauten Ackerparzellen mit Flächen für die Forstwirtschaft. Für mittelständische Landwirtschaftsbetriebe in Südamerika kann sich der Umstieg von großflächigen Monokulturen auf die kleinteilige Bewirtschaftung auch finanziell auszahlen.

Jahr für Jahr werden in Südamerika etwa 4 Millionen Hektar Wald abgeholzt. Damit gehen riesige Kohlendioxid-Speicher verloren. Internationale Klimaschutz-Programme planen deshalb Ausgleichszahlungen für Landwirte, die Wälder erhalten oder neue Bäume pflanzen. Der Bedarf an Flächen für Nahrungsmittel und Energiepflanzen aber wächst weiter. In Ländern wie Brasilien oder Ecuador sind damit neue Konflikte um fruchtbare Böden vorprogrammiert.

Hohe Erträge aus intensiver Landwirtschaft lassen sich sehr wohl mit Klima- und Umweltschutz verbinden, sind Thomas Knoke und Michael Weber von der Technischen Universität München (TUM) überzeugt. Als „differenzierte Landnutzung" bezeichnen die Wissenschaftler das Konzept, das sie auf mittelständische Betriebe in Südamerika angepasst haben. Entwickelt wurde es durch den emeritierten TUM-Ordinarius Prof. Wolfgang Haber.

Die Idee dahinter: Anstatt großflächiger Monokulturen pflanzen die Landwirte unterschiedliche Feldfrüchte auf kleineren Ackerparzellen und reservieren einen kleinen Teil ihrer Flächen für Wald und Hecken. Bis dahin aufgegebene Flächen werden mit Bäumen neu bepflanzt. Jede einzelne Ackerparzelle soll gerade so groß sein, dass eine intensive Bewirtschaftung mit Düngemitteln sowie Saat- und Erntemaschinen möglich bleibt. Die dazwischen eingefügten Waldstücke und Hecken schützen den Boden vor Erosion und binden langfristig klimaschädliches CO2.

Die Wirtschaftlichkeit ihres Konzeptes haben die Wissenschaftler anhand eines typischen mittelständischen Landwirtschaftsbetriebes berechnet. Über 116 Hektar Fläche verfügt die Modell-Hazienda, dazu gehören Äcker, Waldstücke und ungenutzte Böden. Rund 5 Millionen Familienbetriebe dieser Größenordnung gibt es auf dem südamerikanischen Kontinent.

Steigt ein Landwirt auf das Modell der nachhaltigen Intensivierung um, fallen durch die Aufforstung und die Aufteilung der Parzellen zunächst höhere Kosten an. Die Kombination aus Waldwirtschaft und kleinteiligem Anbau sorgt aber langfristig für eine positive Bilanz: Das liegt daran, dass die Landwirte durch die vielen kleineren Flächen nicht alles auf eine Karte setzen. Wie kluge Investoren verfügen sie mit Soja, Zuckerrohr, Mais und Kaffee über ein breiteres Portfolio und sind damit unabhängiger von Preisschwankungen.

Auch die Waldflächen sorgen für zusätzliche Einkünfte: Material aus Durchforstung dient als Feuerholz, größere Stämme werden als Baustoff verkauft. Je nachdem, welche Feldfrüchte geerntet werden, erreicht der Modell-Betrieb mit einer differenzierten Landnutzung nach spätestens acht Jahren höhere Gewinne als der auf ein Produkt spezialisierte Betrieb. In der Summe erzielt der Landwirt zwischen 19 und 25 Prozent mehr Ertrag als mit einem großflächigen Anbau.

Um Landwirten den Umstieg auf die differenzierte Landnutzung zu erleichtern, plädieren die Wissenschaftler für eine Anschubfinanzierung und für die Vermittlung von Know-how. „Die damit verbundenen Kosten liegen aber gleichauf oder unter den Kosten vergleichbarer Maßnahmen zur CO2-Reduktion", sagt Prof. Thomas Knoke vom TUM-Fachgebiet für Waldinventur und nachhaltige Nutzung. „Die kleinteilige, lokal angepasste Landnutzung ist deshalb ein guter Weg zu einer klimafreundlichen und zugleich hoch produktiven Landwirtschaft." (tum)
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