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06.07.2013 | 14:33 | Flutkatastrophe 2013 

Natur profitiert von Hochwasser

Münster - Viele Menschen in den Hochwasserregionen an Elbe und Donau leiden unter den Folgen der jüngsten Flutkatastrophe.

Hochwasser 2013
(c) proplanta
Doch was ist mit der Natur? Für sie sei Hochwasser lebenswichtig, sagt Süßwasser-Expertin Elisabeth Irmgard Meyer von der Westfälischen Wilhelms-Universität im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Meyer ist Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Limnologie (Binnengewässer als Ökosysteme).


Muss sich auch die Natur von den Folgen eines Hochwasser erholen?

Meyer: «Nein, ganz im Gegenteil. Hochwasser und Überflutungen sind natürliche Phasen in der Natur. Es fördert eher die Artenvielfalt in der Region.»


Warum?

Meyer: «Weil zumindest zwischenzeitlich neue, besiedelbare Lebensräume geschaffen werden, so dass ein Nachrücken stattfinden kann. Eine Überflutung an sich hat weitere wichtige Funktionen. Auen wirken wie ein Filter.

Partikel lagern sich in Auen ab, das Wasser wird dadurch regelrecht gereinigt und Schwemmebene mit Nährstoffen versorgt. Und je mehr Fläche so ein Fluss für eine Überflutung hat, desto besser der Effekt. Außerdem werden so die Abflussspitzen gedämpft, die Hochwasserwelle also verringert.

Generell wird bei Hochwasser die Gewässersohle so richtig durchgepustet, zum Beispiel verstopfte Poren von Feinsedimenten befreit.»


Aber die Flüsse sind doch begradigt und eingedeicht worden, und das Wasser wird immer schneller abgeführt.

Meyer: «Das stimmt. Und das verringert diese Wirkung der Abflussminderung, die eintritt, wenn der Fluss über die Ufer tritt.

Auch kann der hydraulische Stress, den die Wasserkraft durch eine hohe Fließgeschwindigkeit auslöst, negative Auswirkungen haben, indem die Organismen weggespült werden.»


Also doch Schäden für die Natur?

Meyer: «Natürlich gibt es Verluste, aber die Natur gleicht das aus. Verluste sind in der Natur einkalkuliert. Insofern ist der Begriff 'negativ' aus ökologischer Sicht unsinnig, da es sich um natürliche, wiederkehrende Prozesse in einem hochdynamischen System handelt.

Wo das Hochwasser zu starke Kraft ausgeübt hat, zum Beispiel auf den Flussboden, kommt es zu Erosionserscheinungen. Da kann der Mensch teilweise eingreifen und den sogenannten Geschiebe-Haushalt wieder ins Lot bringen. Hier wird mit Kies nachgeholfen. Entscheidend für die Intensität dieser sogenannten Störungen durch Hochwasser ist, ob die Kräfte pulsartig oder länger anhaltend auftreten.

Und natürlich sind Schadstoffe wie zum Beispiel Heizöl oder andere Chemikalien, die durch ein Hochwasser aus den überschwemmten Flächen in den Fluss gelangen, nicht zu unterschätzen.» (dpa)
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