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05.10.2010 | 14:40 | Gaterslebener Forschungspreis 

Neue Resistenzgene gegen Weizenmehltau in alten Landrassen entdeckt

Gatersleben - Am 4. Oktober hat die Gemeinschaft zur Förderung der Kulturpflanzenforschung im Rahmen ihrer Mitgliedsversammlung zusammen mit dem Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung zum achten Mal den Gaterslebener Forschungspreis verliehen.

Preisträgerin Frau Dr. Bhullar (ETH Zürich)
Preisträgerin Frau Dr. Bhullar (ETH Zürich) (c) H. Ernst/IPK Gatersleben
Die diesjährige Preisträgerin ist Frau Dr. Navreet Kaur Bhullar von der ETH Zürich. Die Laudatio wurde von Prof. Dr. Andreas Graner gehalten und der Preis vom Vorsitzenden des Fördervereins, Dr. Wilhelm Graf von der Schulenburg überreicht.
 
Weizen ist eines der wichtigsten Getreide. Er wird weltweit auf mehr als 220 Mio. ha angebaut. Durch Krankheiten entstehen jährlich Ernteausfälle bis zu 40 %. Eine der bedeutendsten pilzlichen Erkrankungen ist der Weizenmehltau, der durch Sporen die Blätter der Pflanze befällt und die Pflanze schädigt. In der Züchtung werden verschiedene Resistenzgene eingesetzt, um neue Sorten zu entwickeln, die gegen Krankheiten wie Mehltau unempfindlich sind.

Mit der Zeit geht diese Resistenz aber wieder verloren, weil sich die Stämme der Krankheitserreger verändern und somit die Resistenz auslösenden Gene ihre Wirkung verlieren. Deswegen müssen für die Züchtung ständig neue Resistenzgene gefunden werden. Bislang wurden insgesamt 36 solcher Resistenzgene gegen den Mehltau in Weizen gefunden, aber nur ein einziges konnte umfassend analysiert werden.
 
Die diesjährige Preisträgerin, Frau Dr. Navreet Kaur Bhullar, befasste sich in ihrer Arbeit mit diesem Resistenzgen. Ein erstes Ziel der Arbeit von Frau Dr. Kaur Bhullar war die systematische Untersuchung von Weizenlandrassen nach Varianten dieses Gens. Im Ergebnis konnte sie in 45 Landrassen 16 verschiedene Varianten des Resistenzgens identifizieren. Darunter waren sieben bislang unbekannte Varianten des Resistenzgens, was nahezu zu einer Verdoppelung der bekannten Genvarianten führte. Von diesen untersuchte Frau Dr. Kaur Bhullar zwei eingehender auf ihre Resistenz-auslösende Wirkung.
 
In einem zweiten Teil ihrer Arbeit konzentrierte sich Frau Dr. Kaur Bhullar auf verschiedene Landrassen und die Häufigkeit des Resistenzgens. Sie konnte zeigen, dass das Gen insbesondere häufig in unserem heutigen Brotweizen zu finden ist, also einem relativ jungen Mitglied der Weizenfamilie. Dies deutet darauf hin, dass die Funktionalität dieses Gens auf Einflüsse zurückzuführen ist, die vor etwa 500.000 Jahren zur Zeit der Entstehung der ersten Brotweizenlinien im Nahen Ostens und Orient stattfanden. Diese Ergebnisse sind insbesondere interessant, um die Evolution des Weizens zu ergründen und die Verknüpfung zwischen Kreuzungs- oder Selektionsereignissen und bestimmten Pflanzeneigenschaften herzustellen. Eine Frage, die auch potenziell für die Auswahl von weiteren Landrassen oder deren Genen für zukünftige Züchtungsprozesse relevant sein wird und nicht nur auf den Weizen beschränkt ist.

 
Zum Gaterslebener Forschungspreis

Der Gaterslebener Forschungspreis wird im Zweijahresrhythmus für eine herausragende Doktor­arbeit zur Erarbeitung neuer Erkenntnisse über Struktur, Funktion und Evolution des Erbmaterials, der Erforschung, Erhaltung und Erschließung der erblichen Vielfalt in Kulturpflanzen, ihrer Vorfahren und Verwandten sowie Beiträgen zur Züchtungsgenetik im Vorfeld der praktischen Pflanzenzüchtung verliehen. Er ist mit einem Geldpreis von 2.500 Euro ausgestattet, der in diesem Jahr zu gleichen Teilen von der Salzlandsparkasse und vom Leibniz-Institut gestiftet wurde. Der Forschungspreis wird von der Gemeinschaft zur Förderung der Kulturpflanzenforschung zusammen mit dem Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung verliehen. (ipk)

von links nach rechts: Prof. Graner (IPK), Frau Dr. Bhullar (ETH Zürich), Herr Schulze (Salzlandsparkasse), Dr. Graf von der Schulenburg (Vorsitzender Förderverein) (Foto: H. Ernst/IPK Gatersleben)Bild vergrößern
von links nach rechts: Prof. Graner (IPK), Frau Dr. Bhullar (ETH Zürich), Herr Schulze (Salzlandsparkasse), Dr. Graf von der Schulenburg (Vorsitzender Förderverein) (c) H. Ernst/IPK Gatersleben
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