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23.09.2008 | 05:02 | Gentechnik 

Nobelpreisträgerin Nüsslein-Volhard: Grüne Gentechnik unterstützen

Tübingen - Die Tübinger Biologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard hat für eine stärkere Unterstützung der grünen Gentechnik plädiert.

Nobelpreisträgerin Nüsslein-Volhard
(c) Uni-Tübingen
Sie betrachte den Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln in vielen Ländern mit Sorge, sagte die 66-Jährige am Montag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa am Rande der 125. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Tübingen. «Wenn man Pflanzen anbaut, die von vorneherein widerstandsfähig sind, kann man sich die Pestizide sparen - und das schont die Umwelt.» Damit biete die grüne Gentechnik Perspektiven zur Erhaltung der Artenvielfalt.

Sie sei nicht uneingeschränkt für alle Arten grüner Gentechnik, unterstütze aber geprüfte Methoden, betonte die Nobelpreisträgerin von 1995 weiter. «Weltweit werden bereits auf 80 Prozent der Kulturfläche von Mais, Baumwolle und Sojabohnen gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Das bietet große wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Die Länder, die das machen, sehen Verbesserungen ihrer Landwirtschaft durch solche angebauten Sorten.» In Deutschland würden die entsprechenden Forschungen aber so stark behindert, dass die Nutzung hier entwickelter Verfahren inzwischen fast gänzlich in anderen Ländern stattfinde.

Europa sei bei der grünen Gentechnik insgesamt ins Hintertreffen geraten. Das habe ideologische Gründe. «Viele Menschen glauben, dass gentechnisch veränderten Pflanzen viel Schaden anrichten können. Sie meinen immer noch, dass sie die Gene von gentechnisch veränderten Pflanzen in sich aufnehmen. Dabei werden die veränderten Gene - genauso wie die natürlichen Gene - verdaut und abgebaut. Am nächsten Morgen ist nichts mehr davon vorhanden.»

Auch Parteien wie die Grünen stünden dem Thema weitgehend ablehnend gegenüber, sagte Nüsslein-Volhard. Blockiert werde die grüne Gentechnik zudem von Bauern, die um ihr Öko-Label fürchteten. «Es ist ein Irrglaube, dass sich die Gene auf Wildpflanzen in der Natur ausbreiten. Dabei wurde das in vielen Fällen überprüft und noch nie nachgewiesen. Weltweit ist die Anbaufläche mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen dreimal so groß wie ganz Deutschland, nämlich 114 Millionen Hektar. Da gab es bisher keinen Fall, wo ein Schaden auftrat.» Mit an veränderte Umweltbedingungen angepassten Sorten könnten vielmehr langfristig höhere Ernteerträge erzielt werden.

In Deutschland würden Bemühungen von Forschern um eigene moderne Züchtungen weitgehend blockiert, kritisierte Nüsslein-Volhard. «Viele deutsche Forscher sind sogar ins Ausland gegangen wegen der negativen Stimmung in Sachen Gentechnik. In der Medizin mag sich das mittlerweile geändert haben. Aber nun machen wir den selben Fehler bei der grünen Gentechnik noch einmal», sagte die Biologin, die sich für eine Lockerung des Gentechnik-Gesetzes ausspricht. (dpa)
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