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23.02.2007 | 12:09 | Wissenschaftsressourcen 

Open Source-Prinzip in Wissenschaft und Wirtschaft

Berlin/Bonn - Der Zugang zu Wissenschaftsressourcen ist in Deutschland sehr reguliert durch Patentschutz, Copyright und ähnliche Bestimmungen.

Wissenschaftsressourcen
(c) proplanta
Diese Ansicht vertritt Julian Klein von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main im Interview mit der Zeitschrift "Junge Akademie Magazin" http://www.diejungeakademie.de. In Zukunft müsse man gewährleisten, dass die gesellschaftliche Position nicht darüber entscheidet, inwieweit man an Wissenschaft und Kultur teilhaben könne. "Die gesellschaftlich finanzierte Wissensproduktion wird nachträglich begrenzt durch Nutzungsgebühren. Und das hat enorme Auswirkungen auf die Wissenschaft der Zukunft", so Klein.

Volker Wittke, Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts in Göttingen, favorisiert im Expertengespräch mit dem "Junge Akademie Magazin" das sogenannte Open-Source-Prinzip. Es verbinde Anreize zur Produktion mit dem kostenlosen Angebot von Software und sei eine Alternative zum rein privatwirtschaftlichen Modell. "Für die Wissenschaft lautet das Pendant open access. Solche Modelle sollten ausgebaut werden", fordert Wittke. Wissenschaft lebe davon, Ergebnisse anderen frei zur Verfügung zu stellen. Dadurch entstehe wissenschaftliche Reputation. "Der privatwirtschaftliche Mechanismus zur Weitergabe von Wissen läuft hingegen über Patente und Lizenzen", erklärt der Soziologie-Professor.

Die Befreiung der Information ist nach Analysen des Linux-Experten André Spiegel http://www.die-befreiung-der-information.de ohnehin nicht mehr aufzuhalten. Der Open-Source-Gedanke habe allerdings keinen anti-kommerziellen Antrieb: "Das Ziel muss darum sein, andere Mechanismen zu finden, die mit den technischen Realitäten besser in Einklang stehen. Bei diesem reality check wird es Verlierer geben. Reine Vertriebsindustrien erweisen sich beispielsweise als technisch überflüssig. Der Versuch, sie um ihrer selbst willen zu erhalten, würde an die 'Heizer' erinnern, die auf Druck der Eisenbahngewerkschaften auf den ersten Diesellokomotiven mitfahren mussten, obwohl es für sie dort nichts zu tun gab", bemerkt Spiegel.

Auch eine Redaktion für ein Lexikon zu unterhalten, dürfte kein profitables Geschäftsmodell mehr sein, weil sich zeige, dass die Menschen bereitwillig ihr Wissen selber zusammentragen und sich das Ganze so organisieren lasse, dass die Qualität dabei nicht auf der Strecke bleibe. "Die Tatsache, dass viele Menschen es sich offenbar leisten können und auch leisten wollen, bei freien oder gemeinnützigen Projekten wie GNU/Linux oder Wikipedia mitzuarbeiten, ohne dabei an Bezahlung zu denken, ist vielleicht der erstaunlichste Aspekt dieser Bewegungen", betont der Software-Experte Spiegel.

Kurzfristig werde das bedeuten, dass manche, die bisher mit der Herstellung von Information ihr Geld verdient haben, sich nach neuen Erwerbsmöglichkeiten umsehen müssten. Mittelfristig werde sich die Ökonomie um die veränderten Bedingungen des Informationszeitalters herum neu organisieren. (pte)
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