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14.06.2017 | 09:32 | Fischbestände 

Ostsee zu warm für den Dorsch

Kiel/Rostock - Der Dorsch könnte nach Einschätzung des Meeresökologen Thorsten Reusch wegen steigender Wassertemperaturen im nächsten Jahrhundert aus der Ostsee verschwunden sein.

Dorschbestände
Um den Dorsch in der Ostsee ist eine Kontroverse unter Experten entbrannt. Die Fischart könnte noch in diesem Jahrhundert vor den deutschen Küsten verschwunden sein, sagt ein Kieler Meeresökologe. Diese These sei «sehr steil», erwidert ein Fachkollege aus Rostock. (c) proplanta
Die Fischart könnte in 50 bis 80 Jahren ausgestorben sein, sagte der Experte vom Kieler Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in einem Interview den «Kieler Nachrichten» (Dienstag). Neben dem Klimawandel sorgen laut Reusch Überfischung sowie Sauerstoffmangel in Teilen der Ostsee dafür, dass der Dorsch kaum eine Chance hat. Er forderte von der Politik, die Fangquoten für den Dorsch zu reduzieren. «Es besteht die Gefahr, dass dort bei einem schlechten Jahr für den Dorsch-Nachwuchs der Bestand komplett zusammenbricht.»

Fischereibiologen des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock bezweifeln diese Annahmen. Dass der Dorsch in 50 bis 80 Jahren den Hitzetod sterbe, sei «eine sehr steile These», sagte Instituts-Vizechef Uwe Krumme. Man wisse, dass der Dorsch bei Temperaturen oberhalb von 15 Grad langsamer wachse. Bislang sei aber unklar, ob diese Phasen des langsamen Wachstums nicht auch kompensiert werden könnten in kühleren Jahreszeiten. Möglicherweise stehe dann - bei vergleichsweise höheren Temperaturen - dem Dorsch mehr Nahrung zur Verfügung, sagte Krumme.

So sei der Dorschjahrgang 2016 in der westlichen Ostsee ein ausgesprochen starker Jahrgang gewesen, obwohl der Winter mild und damit die Frühjahrstemperaturen hoch waren. «Wir sollten uns um ein gutes Fischereimanagement bemühen, dann können wir Dorsch auch in Zeiten des Klimawandels noch lange nachhaltig nutzen», sagte Krumme.

Nach Angaben des Kieler Wissenschaftlers Reusch stiegen in der vergleichsweise flachen Ostsee die Temperaturen klimabedingt drei Mal schneller als in den anderen Meeren. Die Meeresfauna verändere sich aus seiner Sicht in einer Art Zeitraffer. Heimische Fischarten wie Flunder, Kabeljau oder Dorsch könnten damit in 50 bis 80 Jahren in unseren Gewässern ausgestorben sein, sagte Reusch.

Andere Fischarten wie Sprotten, die für den Dorsch eine wichtige Futterquelle sind, wanderten in kältere Regionen zum Beispiel Richtung Finnischer Meerbusen ab, sagte der Wissenschaftler. «Warum ihnen der Dorsch auf diesem Weg nicht folgt, wissen wir noch nicht genau.» In der westlichen Ostsee gefangene Dorsche waren laut Reusch zum Teil regelrecht abgemagert, «weil sie nicht mehr genug Nahrung finden». In anderen Teilen der Ostsee gebe es jedoch Bereiche, in denen es dem Dorsch noch vergleichsweise gut gehe, sagte Reusch.
dpa
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