Das zeigt die neue Studie „Ökologischer Fußabdruck von
Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland“, die das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) durchgeführt hat. Insgesamt bestätige die Studie, dass frisches, saisonal und regional angebautes Obst und Gemüse im
Schnitt meist deutlich klimafreundlicher sei als außerhalb der Saison importierte
Lebensmittel aus fernen Ländern, erläuterte Studienleiter Dr. Guido Reinhardt vergangene Woche die Ergebnisse.
Belegt werde auch, dass eine Umstellung auf weniger Fleisch und Milchprodukte die wesentliche Stellgröße für eine nachhaltige Ernährungswende darstelle. Überraschend ist laut Reinhardt allerdings, dass Fleisch, Milch und Eier aus der Biolandwirtschaft beim Klimaeffekt in einigen Fällen nicht besser und manchmal sogar schlechter abschnitten als Produkte aus der konventionellen Landwirtschaft. Die Biobetriebe benötigten nämlich mehr Fläche, da sie geringere Erträge erwirtschafteten; entsprechend würden höhere Hektarzahlen zugrunde gelegt, was zu höheren CO2-Emissionen führen könne.
„Hier zeigt sich, dass der alleinige Blick auf die CO2-Emissionen nicht die ganze ökologische Wahrheit sagt“, betonte der Wissenschaftler. Die etwas höheren Emissionen in der
Bioproduktion würden aber durch den deutlich geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, eine nachhaltigere Bodenbewirtschaftung und eine Erhöhung der Artenvielfaltviel mehr als wieder wettgemacht, so Reinhardt. Dies zeige, dass gerade in der Landwirtschaft ein allein auf die CO2-Emissionen eingeengter Blick die ökologische Gesamtbewertung der Produktion stark verfälschen könne.
Hülle oft entscheidender als der InhaltLaut Studie schneidet eine per Flugzeug nach Deutschland gelieferte Ananas beim Klimacheck mehr als 25Mal schlechter ab als die gleiche Frucht, die per Schiff kommt. Ähnlich verhalte es sich oft auch bei heimischen Gemüsen wie Champignons, Grünkohl oder Bohnen, wenn sie frisch oder als Konserve in Glas oder Dose im Supermarkt stünden, so Reinhardt. Die Einwegverpackung aus Metall oder Glas habe in vielen Fällen einen größeren Klimaeffekt als das eigentliche Lebensmittel. Das gelte auch für viele Getränke wie Wein und Bier; hier komme es oft mehr auf die Hülle als den Inhalt an.
Daneben spielt es dem Wissenschaftler zufolge auch eine Rolle, auf welchen Flächen die Lebensmittel angebaut werden. Wenn tropische Regenwälder für den Anbau von Palmöl gerodet oder - wie in Deutschland - Moorgebiete für die Landwirtschaft umgewandelt würden, verschlechterten sich die Klimagasbilanzen erheblich, teils bis zur Verdoppelung des CO2-Fußabdrucks. Das Neuartige an der jetzigen Studie sei, dass bei allen Lebensmitteln solche Flächennutzungsänderungen konsequent eingerechnet worden seien.
Klimafreundlich kochenIm zweiten Teil der Studie hat das ifeu untersucht, wie klimafreundlich verschiedene Gerichte sind. Dabei stechen vor allem einige Lebensmittel mit unerwartet großen Auswirkungen auf die CO2-Emissionen je Portion hervor.
„Rind und Reis haben nicht nur einen hohen Klimaeffekt, sondern benötigen für die Erzeugung zusätzlich sehr viel Dünger und Wasser“, unterstrich Reinhardt. Statt zu Rindfleisch könne man gerade bei Hackgerichten zum wesentlich klimafreundlicheren
Schweinefleisch oder zu Sojagranulat greifen, und die Beilage Reis sei oft gut durch Nudeln, Kartoffeln oder Dinkel zu ersetzen. Dies spare nicht nur
Klimagase, sondern erzeuge einen nur halb so großen Flächen- und Dünger-Fußabdruck und einen hundertfach geringeren ökologischen Fußabdruck bei Wasser.