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16.09.2020 | 03:41 | Sanddornanbau 

Sanddornsterben im Norden wird erforscht

Gülzow / Ludwigslust / Marlow - Die Anbauer der «Zitrone des Nordens» können hoffen: Dem drastischen Sanddornsterben soll mit einem dreijährigen wissenschaftlichen Projekt auf den Grund gegangen werden.

Sanddornanbau
Mit einem mageren Ergebnis haben die großen Sanddorn-Anbauer in Mecklenburg-Vorpommern ihre Ernte beendet. Der Grund: Auch in diesem Jahr sind viele Sträucher abgestorben. Jetzt nimmt die Ursachenforschung Fahrt auf. (c) proplanta
Im August war das knapp 800.000 Euro umfassende Forschungsvorhaben aus Geldern des Bundeslandwirtschaftsministeriums bewilligt worden, jetzt startet die Suche nach Mitarbeitern, wie Frank Hippauf von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern der Deutschen Presse-Agentur sagt.

An dem Projekt beteiligt sind neben der Landesforschungsanstalt auch das Julius-Kühn-Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau am Standort Dossenheim bei Heidelberg sowie das Pflanzenschutzamt Mecklenburg-Vorpommern. «Das Forschungsprojekt umfasst drei Säulen», sagt Hippauf.

Um den möglichen Erregern des Sanddornsterbens auf die Spur zu kommen, sollen bei kommerziellen Anbauern Boden- und Pflanzenproben genommen und molekular untersucht werden. Parallel seien Gewächshausversuche geplant, bei denen Pflanzen mit Erregern infiziert würden, um herauszufinden, was den eigentlich anspruchslosen Pflanzen so zusetzt, dass sie massenweise absterben - auf Plantagen ebenso wie in Wildbeständen.

Besonders grassiert ist das Sanddornsterben im Norden Deutschlands. Nach Süden hin sei das Problem geringer, berichtet der Forscher. Auch in Brandenburg und Sachsen-Anhalt gibt es große Sanddorn-Anbaubetriebe. Beim größten Anbauer in MV, der Sanddorn Storchennest GmbH in Ludwigslust (Landkreis Ludwigslust-Parchim), ist inzwischen rund die Hälfte der 120 Hektar Plantagen tot. Während in guten Jahren 80 bis 100 Tonnen der vitaminreichen, orangefarbenen Früchte geerntet würden, rechne er dieses Jahr nur mit 10 bis 12 Tonnen, sagt Anbauleiter Frank Späthe.

Bei der Firma Forst Schneebecke bei Marlow (Landkreis Vorpommern-Rügen) hatte man dieses Jahr mit einer Rekordernte von 160 bis 180 Tonnen gerechnet - geworden sind es nach Worten von Inhaber Benedikt Schneebecke nur 41 Tonnen. Die für 2021 bestellten Setzlinge für Neupflanzungen hat er wieder abbestellt. Neupflanzungen würden nichts beringen, solange die Ursache für das Sterben unklar sei, sagt Schneebecke.

Die Forscher planen auch eine Befragung von Anbaubetrieben und Baumschulen im In- und Ausland. «Über das Phänomen des plötzlichen Absterbens von Sanddornbeständen wird in der Literatur auch aus anderen Ländern berichtet, zum Beispiel aus Russland, Rumänien oder China», sagt Hippauf. «Es steht aber nach unserem jetzigen Wissen nicht in direkter zeitlicher Verbindung mit den Absterbeerscheinungen, die wir aktuell bei uns sehen.»

In Feldversuchen soll bei hiesigen Anbauern geschaut werden, welche Sorten widerstandsfähiger sind als andere und ob eine größere Vitalität von Pflanzen helfen könnte, das Sterben zu beenden oder zu verringern. Hippauf vermutet, dass Umweltfaktoren beim Sanddornsterben eine Rolle spielen. Es werde seit fünf bis sechs Jahren beobachtet und habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen, sagt er. «Das waren Jahre mit Extremwetter.»

Nach einem Starkregenjahr 2017 folgten 2018 und 2019 zwei Jahre der Dürre. «Das Sterben ist an allen möglichen Standorten aufgetreten und sowohl in Wildbeständen als auch auf Plantagen.» Das spreche dagegen, dass es sich um einen eingeschleppten Erreger handele. Deshalb sollen im Forschungsprojekt auch Wetterdaten für einzelne Regionen ausgewertet werden: «Wir hoffen, dass wir einen roten Faden finden.»
dpa/mv
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