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20.06.2013 | 14:43 | Schweinefutter-Studie 

Schweine-Studie mit Gentechnik-Futter wird angezweifelt

Aachen - Schweine sollen häufiger unter starken Magenentzündungen leiden, wenn sie regelmäßig mit gentechnisch veränderten Mais- und Sojapflanzen gefüttert werden.

Gesunde Schweine
(c) proplanta
Das will eine aktuelle australisch-amerikanische Studie herausgefunden haben. Während Gentechnik-kritische Gruppen sie als neuen Beweis für die Risiken der Gentechnik darstellen, gehen viele Wissenschaftler mit ihr heftig ins Gericht.

Hauptvorwurf: Die meisten Tiere des Versuchs litten unabhängig vom erhaltenen Futter unter Krankheiten. So hatten etwa die ohne Gentechnik gefütterten Schweine häufiger Herz- und Leberanomalien.

Für den Versuch wurden 168 Yorkshire-Schweine "unter gewöhnlichen Industriebedingungen" gehalten. Über 23 Wochen, der "üblichen Lebensspanne eines Schweins bis zur Schlachtung", erhielt die eine Hälfte der Tiere eine Futtermischung aus gentechnisch verändertem Mais (mit zwei Varianten des Bt‑Proteins gegen Schadinsekten sowie einer Herbizdresistenz) und gv-Sojabohnen (RoundupReady, Herbizidresistenz), die andere Hälfte konventionelle Soja- und Maispflanzen. Alle Futtermittel waren im US-amerikanischen Landhandel gekauft worden.

145 Tiere standen den Versuch bis zum Ende durch. Als deren innere Organe nach der Schlachtung untersucht wurden, zeigte sich kein einheitliches Bild. Wie die von der Wissenschaftler-Gruppe um Judy Carman und Howard Vlieger veröffentlichten Daten zeigen, waren manchmal die GVO-gefütterten Schweine auffälliger, mal die anderen. Hinweise auf gesundheitliche Beeinträchtigungen fanden sich in Tieren beider Versuchsgruppen.

Doch die Pressemitteilung des australischen Institute of Health and Environmental Research (IHER) ging auf diese widersprüchlichen Ergebnisse nicht ein. "Eine neue bahnbrechende Studie belegt die schädliche Auswirkungen gentechnisch veränderter Organismen auf Schweine", titelte das Institut - und Nachrichtenagenturen wie Reuters und einige große Zeitungen in den USA folgten dieser Interpretation.

Unterlegt mit spektakulären Bildern von entzündeten Schweinemägen hatte das IHER vor allem ein Ergebnis der Studie in den Vordergrund gerückt: Bei den GVO-gefütterten Schweinen wollen Carman und ihre Kollegen bei 32 Prozent "starke" Magenentzündungen festgestellt haben, bei den Tieren der konventionellen Gruppe dagegen nur bei zwölf Prozent. Nimmt man jedoch auch "schwache" Magenentzündungen hinzu, unterschieden sich beide Gruppen nicht. Nach welchen Kriterien eine "starke" von einer "schwachen" Entzündung abgegrenzt wird, erläutern die Autoren jedoch nicht.

Dabei ging es bei dem Versuch nicht nur den GVO-gefütterten Schweinen schlecht. So hatten 15 Prozent der konventionell gefütterten Schweine Herzanomalien, aber nur 6 Prozent der Tiere, die gv-Soja und gv-Mais erhalten haben. In der Gruppe mit herkömmlichem Futter hatten doppelt so viele Tiere Leberprobleme wie in der mit GVO-Futter. "Warum", so fragte der britische Autor Mark Lynas in seinem Blog, "gab es eigentlich keine Schlagzeile: Futtermittel ohne Gentechnik verdoppeln bei Schweinen das Risiko von Herz- und Lebererkrankungen."

Nach Ansicht von Lynas und anderen Wissenschaftlern deuten die Befunde krankhafter Veränderungen bei Tieren beider Versuchsgruppen auf schlechte Haltungsbedingungen hin. Auch die hohe Zahl von Tieren, die in beiden Versuchsgruppen (13 und 14 Prozent) vor Abschluss des Versuches starben, lassen sich so erklären. Kritisiert werden zudem unzureichende statistische Methoden bei der Auswertung der Daten und beim Versuchsdesign.

Nicht nur diese Mängel und die begleitenden Presseinformationen weckten Zweifel an der wissenschaftlichen Seriosität der Studie. Judy Carman, die Haupt-Autorin ist seit vielen Jahren in australischen Anti-Gentechnik-Kampagnen aktiv. Ko-Autor Howard Vlieger ist Präsident und Mit-Gründer von Vertiy Farms, eines US-amerikanischen Unternehmens, das Natural Foods und "gentechnik-freies" Getreide vermarktet. Verity Farms hat neben dem IHES-Institut die Schweine-Studie finanziert. Deren Autoren erklären zwar am Ende ihrer Veröffentlichung in der Zeitschrift Journal of Organic Systems, dass keine Interessenkonflikte beständen.

Doch, so Mark Lynas, "es gibt einen starken Verdacht, dass die Autoren der Studie ein klares kommerzielles Interesse daran haben, in der Öffentlichkeit Angst vor gentechnisch veränderten Organismen zu schüren, um so ihr Geschäft mit GVO-freien Produkten zu fördern." (TransGen)
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