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08.04.2013 | 08:32 | Mykotoxine 

Schweiz verzeichnete 2012 erhöhten Fusarien-Befall

Zürich - Der Befall mit Fusarium-Schimmelpilzen war 2012 bei Silomais, Körnermais und Winterweizen ausgeprägter als in den Vorjahren.

Befallener Mais
(c) torsten schirdewahn - agroscope
Die Belastung durch die giftigen Stoffwechselprodukte der Pilze lag vielfach über den Richt- und Grenzwerten. Dies zeigen Untersuchungen von Agroscope im Auftrag der Kantone Bern und Aargau. Für Mais werden frühe Sorten und frühe Ernten empfohlen. Bei Winterweizen kann das Risiko einer Infektion durch eine geeignete Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und die Wahl wenig anfälliger Sorten verringert werden.

Wie gross sind bei Mais und Weizen der Befall mit Fusarien und die Belastung des Ernteguts durch die gebildeten Pilzgifte, die so genannten Mykotoxine? Seit 2010 untersuchen Forschende von Agroscope mit finanzieller Unterstützung der Pflanzenschutzdienste der Kantone Bern und Aargau Praxis-Ernteproben von Silomais, Körnermais und Winterweizen. Die Untersuchung umfasste 2012 im Kanton Aargau 22, in Bern 42 landwirtschaftliche Betriebe.

Ein Hauptziel dieser Erhebung ist es, Empfehlungen zu entwickeln, um einen Befall dieser Kulturen mit Fusarien vermeiden zu können. Daher werden für jede Probe die entsprechenden Anbaufaktoren erfasst, um den Einfluss des Anbausystems auf den Befall und die Toxinbildung aufzuzeigen. Kurz vor der Ernte führten die Forschenden in den Silomaisfeldern eine Bonitur über sichtbare Befallssymptome an Kolben und Stängeln durch. Bei Mais, insbesondere bei Silomais, sind Fusarien-Symptome im Feld oft kaum erkennbar – nicht so im Jahr 2012.


Fusarienjahr 2012

Im Vergleich zu den Jahren 2010 und 2011 war der Fusarien-Befall 2012 in einzel-nen Feldern deutlich erkennbar. Die anschliessenden Analysen im Labor bestätigten die Beobachtungen im Feld: Mehrere Proben von Silomais enthielten 2012 derart hohe Konzentrationen an Mykotoxinen, dass die Herkunftsposten die empfohlenen Richtwerte überschritten. Für die Fütterung von Schweinen enthielten je nach Kanton 25 bzw. 41 Prozent der Proben eine zu hohe Konzentration des Mykotoxins Deoxynivalenol (DON).

Für Kälber unter vier Monaten, Lämmer und Ziegenlämmer waren sechs Prozent der Proben zu stark belastet. Für ausgewachsene Rinder enthielten 35 bzw. 44 Prozent der Proben zu hohe Werte des Mykotoxins Zearalenon (ZEA). Auch beim Körnermais war die Lage prekär: Für Schweine überschritt ein Drittel der Proben den DON-Richtwert. Für Kälber unter vier Monaten, Lämmer und Ziegen-lämmer erreichte ein Viertel der untersuchten Proben die für Futtermittel empfohlene Qualität nicht.

Für Kälber, Milchkühe, Schafe und Ziegen lag die Belastung durch ZEA in acht Prozent der Fälle über dem Richtwert. Für Winterweizen sind die präventiven Massnahmen seit einiger Zeit bekannt. Dennoch enthielt ein Viertel der Proben einen DON-Gehalt über dem Grenzwert für unverarbeitetes Getreide. Vier Prozent der Proben wiesen ZEA-Konzentrationen über dem Grenzwert auf.

Nach Bekanntwerden der hohen Toxinwerte informierte Agroscope sowohl die Pflanzenschutzdienste der Kantone Aargau und Bern sowie die betroffenen Landwirte über die Resultate. Von einer Verfütterung der belasteten Futterposten wurde abgeraten.

Die Forschenden vermuten die Ursache für das Fusarienjahr 2012 in den Witterungsbedingungen der Feldsaison: Der zum Teil anhaltende Regen im Frühjahr könnte die Entwicklung von Fusarien gefördert haben. Bereits Anfang Juli 2012 hatte die Schweizerische Branchenorganisation Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen swiss granum ein erhöhtes Mykotoxinrisiko für die Ernte 2012 prognostiziert, auch auf der Grundlage des Internetbasierten Fusarium-Prognosesystems „FusaProg" von Agroscope.


Empfehlungen für Mais und Weizen

Der Fusarium-Befall und die Toxinbelastung bei Mais waren in den vergangenen Jahren sehr unterschiedlich ausgeprägt. Deshalb können über Anbaufaktoren, die den Befall beeinflussen, noch keine gesicherten Aussagen gemacht werden. Aufgrund der vorliegenden Versuchsergebnisse zu Silo- und Körnermais der Ernten 2010 bis 2012 zeichnet sich jedoch ab, dass die Belastung mit Fusarium- Mykotoxinen durch die Wahl frühreifer Sorten sowie durch eine frühe Ernte reduziert werden kann. Weitere Forschungsarbeiten sind geplant, um Empfehlungen für effektive Massnahmen zur Vermeidung von Fusarium-Befall im Maisanbau zu entwickeln.

Im Gegensatz zum Maisanbau sind beim Weizenanbau nach mehrjährigen Erhebun-gen die wesentlichen Anbaufaktoren bezüglich Fusarien bekannt. Durch die Frucht- 3/3 folge (kein Mais vor Weizen), die Bodenbearbeitung (Einarbeitung von befallenen Ernteresten) und die Wahl wenig anfälliger Sorten kann das Risiko einer Infektion bei Weizen wesentlich verringert werden. (art)
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