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27.07.2013 | 15:31 | Klimafolgenforschung 

Starker Rückgang von Permafrostböden in der Antarktis

Austin - An den Küsten der Antarktis schmelzen selbst bislang stabile Bereiche des Permafrostbodens schneller als gedacht.

Eisflächen Antarktis
(c) proplanta
Verantwortlich dafür sind nicht steigende Temperaturen, sondern eine verstärkte Sonneneinstrahlung in dem Gebiet, berichten Forscher im Fachblatt «Scientific Reports». Wenn sich die Antarktis im Laufe des Jahrhunderts zusätzlich wie vorherberechnet erwärmt, könne das Bodeneis künftig noch deutlich schneller abtauen und sich die Landschaft dramatisch verändern. Auch der Klimawandel könnte sich beschleunigen.

Joseph Levy vom Institut für Geophysik der University of Texas (Austin/US-Bundesstaat Texas) und seine Mitarbeiter hatten Zeitraffer-Fotos und Daten von speziellen Lasermessungen aus dem Garwood Valley ausgewertet, einem der eisfreien antarktischen Trockentäler. In diesen Tälern kommt gefrorenes Wasser vor allem im Boden vor - gemischt mit gefrorener Erde oder begraben unter dicken Sedimentschichten.

Die Forscher fanden, dass das Bodeneis zwischen 2001 und 2012 kontinuierlich abgeschmolzen ist, und zwar mit jedem Jahr schneller. Bisher hatten Wissenschaftler angenommen, dass die Eismassen im Boden dieser Region stabil seien. Die Schmelzraten seien mit denen aus der Arktis vergleichbar, wo ein Abtauen des Permafrost seit längerem beobachtet wird.

Steigende Temperaturen scheiden als Grund für den Eisverlust aus, berichten die Wissenschaftler. Zwischen 1986 und 2000 sei es in der Region kühler geworden, und seitdem seien die Temperaturen auf gleichem Niveau geblieben. Die Forscher um Levy vermuten, dass das Eis schmelze, weil mehr Sonnenlicht auf dem Boden ankomme. Dies wiederum sei die Folge eines veränderten Wettergeschehens.

Helle Oberflächen von Gletschern oder großen Eisflächen reflektieren das Sonnenlicht, schreiben die Forscher weiter. Die dunkleren Oberflächen des schmutzigen Bodeneises hingegen absorbiere die Sonnenstrahlung. Und während dicke Sedimentschichten darunter liegendes Eis gut isolierten, hätten dünnere Sedimentschichten den gegenteiligen Effekt: Das Eis darunter würde regelrecht gekocht. Das führe dazu, dass sich im Boden Buckel und Senken bildeten. Das Abschmelzen des Permafrosts hinterlasse somit sichtbare Spuren in der Landschaft.

Der Großteil von gefrorenem Wasser komme in der Antarktis in Form von Gletschern oder Eisfeldern vor. In den Trockentälern, der Antarktischen Halbinsel oder den eisfreien Inseln des Kontinents gebe es jedoch ausgedehnte Bodeneis-Flächen. «In diesen niedrig gelegenen Küstenzonen ist eine Menge Eis begraben und es ist davon auszugehen, dass es schmelzen wird», sagt Jospeh Levy.

Das Abschmelzen der Permafrostböden kann den Klimawandel neueren Untersuchungen zufolge erheblich beschleunigen. Einer Berechnung aus dem Jahr 2011 zufolge könnten die arktischen und antarktischen Böden bis zum Ende des Jahrhunderts ähnlich viel Kohlenstoff freisetzen wie die weltweite Abholzung. Die Auswirkungen auf unser Klima wären wegen der hohen Methankonzentration jedoch zweieinhalb Mal größer, berichteten internationale Experten des «Permafrost Carbon Research Network» damals in der Zeitschrift «Nature». Das Treibhausgas Methan heizt die Atmosphäre wesentlich stärker auf als Kohlendioxid. (dpa)
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