Mit ihrer auf neue Kohle- und Atomkraftwerke ausgerichteten Strategie «sind die Klimaschutz-Ziele unerreichbar», erklärten Greenpeace-Umweltschützer am Donnerstag als Auftraggeber der Studie des Berliner Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Sie forderten, die Monopol- Struktur der «Großen Vier» zu zerschlagen.
So werde deren Herrschaft mit mehr als 80 Prozent Anteil an der gesamten deutschen Stromproduktion über gigantische Investitionspläne zementiert, so Greenpeace-Experte Andree Böhling. Dies werde auch durch die geplanten Großkraftwerke deutlich, die dem Umbau des Energiesystems auf flexible dezentrale und regionale Einheiten entgegenstünden. Die Politik sollte die Stromnetze in eine unabhängige Gesellschaft übertragen. Die beiden größten Konzerne E.ON und
RWE sollten verpflichtet werden, ihre Großkraftwerke sowie Beteiligungen an inzwischen 200 Stadtwerken zu veräußern.
Die Konzerne hatten seit 2007 riesige Investitionen für mehrere Jahre angekündigt: E.ON 63 Milliarden bis 2010, RWE 33 Milliarden zwischen 2008 und 2012,
EnBW 7,6 Milliarden zwischen 2008 bis 2010 und
Vattenfall rund 3 Milliarden Euro. Bislang sind diese Summen bei stabiler Gewinnlage im Zuge der Finanzkrise nicht gedeckelt worden.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) appellierte an die Bundesregierung, am Vorrang für «Erneuerbare» und dem Atomausstieg unbedingt festzuhalten. «Beides versuchen die großen Energieversorger mit ihren Investitionen in zusätzliche Kohle- und Kernkraftwerks- Kapazitäten massiv zu unterlaufen», sagte BEE-Sprecher Daniel Kluge der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn forderte die Verbraucher auf, «zu unabhängigen Ökostrom-Anbietern zu wechseln».
Entgegen ihrer millionenschweren PR-Kampagnen für erneuerbare Energien setzten die Konzerne vorrangig auf Kohle- und Atomstrom, sagte der Leiter der Studie, Bernd Hirschl. Im Jahr 2007 hätten RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW zwar 2 bis 20 Prozent der Elektrizitäts- Erzeugung als
Ökostrom produziert. Jedoch sei dies zum größten Teil auf alte Wasserkraftanlagen zurückzuführen und nicht auf neue Investitionen in erneuerbare Energien. Rechne man diese alten Anlagen heraus, verringere sich der Ökostrom-Anteil der Konzerne auf 0,1 bis 1,7 Prozent. Das durchkreuze die deutschen Klimaschutzziele: den Ökostrom-Ausbau von 1990 bis 2020 um 30 Prozent und den Abbau des schädlichen Kohlendioxid-Ausstoßes um 30 bis 40 Prozent.
Eine größere Rolle spiele für die Energiekonzerne ein Engagement in Windkraftanlagen der Nord- und Ostsee, sagte Hirschl. Hier gebe es aber genauso wie bei Meeresenergieprojekten nur Pilotvorhaben. Andere erneuerbare Energien wie die Sonnenkraft, Erdwärme und Bioenergie spielten in ihrem Kalkül kaum eine Rolle. Das habe scheinbar mit den hohen Rendite-Ankündigungen zu tun. «Damit ist vorgezeichnet, dass die Konzerne auch weithin keine aktive, treibende Rolle beim Umbau des Energiesystems in Richtung größere Dezentralität (...) spielen werden.» So sei die geplante Ausweitung der Stromerzeugung nach den Vorstellungen der Konzerne nur machbar, wenn auch neue Atomkraftwerke gebaut würden und nicht nur die Laufzeiten der vorhandenen Meiler verlängert werden, was Union und FDP wollen. (dpa)