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01.10.2013 | 12:38 | Agrarweltmarkt und Biospritproduktion 

Teller und Tank stehen nicht in Konkurrenz

Hannover - Biokraftstoffe und Spekulation haben nicht den in der Öffentlichkeit behaupteten Einfluss auf die Preise am Weltmarkt. Nur zu kleinen Anteilen werden die Preisentwicklungen am Weltmarkt auf die Binnenmärkte armer Länder übertragen.

Biokraftstoffe
(c) proplanta
Hunger und Armut in Entwicklungsländern sind der abgekoppelten Preissituation in diesen Staaten selbst geschuldet.

Zu diesen drei Ergebnissen kommt nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes eine Studie des Gießener Instituts für Agribusiness. Prof. Peter Michael Schmitz und Palina Moleva sind der Frage nachgegangen, ob Biokraftstoffe für Preisschwankungen und Hunger in der Welt verantwortlich sind. Die Autoren haben eine Literaturrecherche durch eigene empirische Analysen ergänzt und äußern erhebliche Zweifel an der Kausalkette, wonach hohe und volatile Preise als Hauptquelle für Hunger und Armut in der Welt gesehen werden.

Die starken Preisbewegungen der jüngsten Vergangenheit seien keine Ausnahme, der Aufwärtstrend der Lebensmittelpreise sei nicht mit der Förderung von Biokraftstoffen oder Spekulation zu begründen. Im Gegenteil: Die Autoren sehen in einem klugen Risikomanagement eine zentrale Aufgabe der Agrar- und Ernährungswirtschaft und erkennen im Preisniveau für Agrarroh- und Biokraftstoffe eine enge Verbindung zum Ölpreis.

In Entwicklungsländern lässt sich nach Aussage der Autoren häufig eine extreme Preisspaltung zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen beobachten. Schlecht funktionierende Märkte und staatliche Markteingriffe verringern die Preise für die Erzeuger und machen Lebensmittel für Verbraucher zu teuer, teilweise müssen höhere Preise als auf dem Weltmarkt ausgegeben werden. Diese Abkopplung vom internationalen Marktgeschehen gilt als Indiz für hausgemachte Einflüsse.

Die zu niedrigen Erzeuger- und die überhöhten Verbraucherpreise tragen zu Realeinkommensverlusten bei und verschärfen nach Aussage der Studie die Armuts- und Ernährungsproblematik in Entwicklungsländern. Auch den Vorwurf, über die Biokraftstoffproduktion werde das so genannte Land-Grabbing forciert und damit die ländliche Bevölkerung vertrieben, weist die Studie zurück. Abschließend machen sich die Autoren dafür stark, die Biokraftstoffpolitik als Beitrag zum Klimaschutz zu werten.

Völlig vernachlässigt werde in der Diskussion um die Förderung von Biokraftstoffen die Tatsache, dass eine steigende Nachfrage nicht durch zusätzliche Flächen, sondern eine Steigerung von Intensität und damit höheren Erträgen zu befriedigen ist. (lpd)
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